dbb magazin 11/2020

frauen Ost-West-Angleichung: Gleiche Arbeitszeit für alle Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung beste­ hen Lücken bei der Gleichstellung von Männern und Frauen in Ost und West. Vor allem die Angleichung der Arbeitsstunden ist aus Sicht der dbb frauen ein längst überfälliger Schritt auf dem Weg zu echter Gleichstellung. „Es kann nicht sein, dass unser Land weiterhin zweigeteilt ist, und zwar in zwei Wochen­ arbeitszeitzonen. Und je länger daran festgehalten wird, umso größer werden die damit verbundenen Un­ gerechtigkeiten. Deshalb müssen wir weg von der 40-Stunden-Woche für die Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung in den östlichen Bundesländern“, forderte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb frauen, am 2. Oktober 2020 mit Blick auf den Tag der Deutschen Einheit. Vor allem für Mütter und Väter eröffneten niedrigere Regelarbeitszeiten eine besse­ re finanzielle Ausgangslage. „Wenn sich Eltern entscheiden, Arbeitszeit zugunsten der Ver­ einbarkeit zu reduzieren, ha­ ben jene mit der niedrigeren Wochenarbeitszeit einen deut­ lichen finanziellen Vorteil, der sich auch langfristig auf die Alterssicherung auswirkt. Und das ist ungerecht“, machte Kreutz deutlich. Antifeminismus-Studie Gleichstellungsgegnern die Stirn bieten dbb frauen Chefin Milanie Kreutz hat von der Politik ein entschiedenes Gegenhalten gefordert, wo antifeministische und politisch rechtsgerichte­ te Kräfte Gleichstellungsförderung infrage stellen. Damit unterstützt die Vorsit­ zende der dbb bundesfrauen­ vertretung die Initiative des Deutschen Frauenrates, der in einer Studie das Ausmaß anti­ feministischer Angriffe auf Frauenverbände offenlegt. „Es vergeht kein Tag, an dem Feministinnen und Frauen­ rechtlerinnen nicht beschimpft, bedroht oder tätlich angegrif­ fen werden. Vor allem in den sozialen Medien nehmen die Anfeindungen stetig zu. Die aktuelle Studie, die die Ama­ deu Antonio Stiftung im Auf­ trag des Deutschen Frauen­ rates erstellt hat, legt das Ausmaß jetzt offen. Wir sehen darin einen wichtigen Beitrag, um dem Umgang mit Kritikern gleichstellungspolitischer Ar­ beit und antidemokratischen Bewegungen wirksam zu begegnen. Sie kommt zum richtigen Zeitpunkt“, machte Milanie Kreutz am 14. Oktober 2020 deutlich. Die Bundespolitik könne sich in dieser Sache nicht länger weg­ ducken, so Kreutz. Sie fordert zum offenen Dialog mit den Frauenorganisationen auf: „Den Gegnerinnen und Geg­ nern einer gleichberechtigten Gesellschaft müssen wir mutig die Stirn bieten. Am besten funktioniert das mit vereinten Kräften.“ Die Studie ist auf der Homepage des Deutschen Frauenrates abrufbar unter https://bit.ly/3o7xoFe . << Einführung von Homeoffice Strukturiertes Verfahren erforderlich Die Digitalisierung im öffentlichen Dienst hat durch die Corona-Krise einen enormen Schub bekommen. dbb frauen Chefin Milanie Kreutz sieht darin eine enorme Chance für die Verwaltungen, sich fit für die Zukunft zu machen und gendergerecht aufzustellen. Politik und Dienstherren sind jetzt in der Pflicht. „Wir müssen die Corona-Krise dafür nut­ zen, um zu sagen: Wir können jetzt mobil arbeiten – das haben wir gelernt und es hat funktioniert. Jetzt müssen wir aber in ein strukturiertes Verfahren kommen. Ich baue auf die Dienstherren und die Politik, sich Flex-Work-Modelle zu überlegen zur besse­ ren Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sagte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, am 29. Sep­ tember 2020 in der 50. Ausgabe von Public Sector Insider, dem Podcast des Behörden Spiegels. Die Digitalisierung der Verwal­ tung gehört für Kreutz zu einem Schwer­ punkt auch hinsichtlich der Förderung von Gleichstellung in der Arbeitswelt. So müsse der Fokus noch stärker auf Themen wie Führen aus der Ferne, Empathie trotz Dis­ tanz und Kommunikationsentwicklung gelegt werden. Gerade Frauen seien hier bereits gut aufgestellt. Mit Blick auf die kürzlich verabschiedete Gleichstellungsstrategie der Bundesregie­ rung wies Kreutz auf die noch offenen Bau­ stellen bei der Gleichstellung von Männern und Frauen hin. Ein Jahr vor der Bundes­ tagswahl seien viele der im Koalitions­ vertrag dazu festgehaltenen Ziele kaum vorangekommen wie etwa die gleiche Teilhabe von Frauen und Männern an Lei­ tungsfunktionen im öffentlichen Dienst. „Gerade aber der öffentliche Dienst ist der Bereich, in dem die Politik als Erstes wirken kann. Denn wir sind der Wirkungskreis der Politik. Deshalb erwarte ich hier mehr“, so Kreutz. Webtipp Podcast „Public Sector Insider“ mit dbb frauen Chefin Milanie Kreutz: www.behoerden-spiegel.de/2020/09/ 29/public-sector-insider-folge-50 Model Foto: Art_Photo/Colourbox.de Foto: Colourbox.de 26 dbb > dbb magazin | November 2020

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