dbb magazin 11/2020

Die Corona-Warn-App Erweiterung wäre sinnvoll und machbar Die Corona-Warn-App funktioniert. Sie macht das, was ihr Name hergibt: Sie warnt Menschen, die möglicherweise nie von einer Infektion erfahren hätten. Sie könnte jedoch weiteren Mehrwert und Nutzerorientierung bringen und so noch mehr zur Pandemiebekämpfung beitragen. Der Blogger Johnny Haeusler hat den Nutzen der Corona- Warn-App auf seiner Website spreeblick.com so beschrieben: Die Corona-Warn-App zeigte bei seinem Sohn eine rote Warnmeldung an. Und tat­ sächlich: Ein dann durchge­ führter Test war positiv. Da der Sohn völlig ohne Symptome war, hätte er ohne Hinweis vermutlich viele weitere Men­ schen infizieren können. Allerdings wurden im Frühjahr Erwartungen an die App ge­ weckt, die kaum zu halten waren. Die Gesundheitsäm­ ter werden beispielsweise durch die App nicht entlas­ tet, weil bestimmte Daten zugunsten des gewählten Verfahrens nicht genutzt werden dürfen oder gar nicht erfasst werden. Dennoch war der gewählte Ansatz der richti­ ge, da datenintensivere Apps nicht funktionieren und kaum die Akzeptanz gefunden hät­ ten, die die Corona-Warn-App hat. Mit 20 Millionen Downloads in Deutschland zählt sie welt­ weit zu den erfolgreichsten Warn-Apps. Dennoch: Es soll­ ten noch mehr Menschen die App herunterladen und nut­ zen. In der Regel sind alle Smartphones, die seit 2015 erschienen sind, kompatibel. Außerdem ist die App kosten­ frei zum Download und belas­ tet den Akku kaum. In Deutschland wurden im Frühjahr zwei Ansätze disku­ tiert: zentral und dezentral. Der Unterschied: Wo findet die Prüfung statt, ob zwei Men­ schen – beziehungsweise zwei Geräte – Kontakt hatten? Beim zentralen Ansatz werden alle Begegnungsdaten auf einem Server gespeichert. Hier könn­ ten mehr sensible Daten hin­ terlegt werden, die auch dem Gesundheitsamt hel­ fen könnten. Der Ser­ ver wäre aber auch begehrtes An­ griffsziel für Hacker. << Apps mit zentralem An- satz funktionieren nicht Beim dezentralen Ansatz fin­ det die Prüfung einer Begeg­ nung hingegen auf den Gerä­ ten selbst statt. Der dezentrale Ansatz wird in Deutschland und mittlerweile fast allen westlichen Ländern verwen­ det, die eine App anbieten. Dieser wird ebenso direkt von den Betriebssystemen iOS und Android unterstützt. Ohne die­ se Unterstützung, also insbe­ sondere bei den zentralen Mo­ dellen, funktionieren die Apps kaum: Frankreich und Austra­ lien sind mit ihren zentralen Ansätzen gescheitert. Die dortigen Apps mussten beispielsweise auf iPhones per­ manent im Vor­ dergrund laufen. Das be­ deutet, dass die App immer sichtbar sein muss. Wird eine andere App geöffnet, um zum Beispiel eine Textnachricht zu senden, muss direkt danach wieder zur Corona-App gewechselt wer­ den. Das ist nicht gut für den Akku, wenig praktikabel und daher auch nicht verlässlich. Die Apps funktionieren schlichtweg nicht. << Datenschutz und Daten- sicherheit haben Vorrang Neben der technischen Prakti­ kabilität werden Datenschutz und Datensicherheit beim de­ zentralen Ansatz großgeschrie­ ben. Eine wichtige Rolle spie­ len kryptische Zeichenfolgen, die sogenannten Kurz- und Tagesschlüssel, die auf den Smartphones mit Corona- Warn-App generiert werden. Beide enthalten keine perso­ nenbezogenen Daten. Die App generiert alle 24 Stun­ den einen Tagesschlüssel, der in der Regel auf dem Gerät bleibt. Aus einem Tagesschlüs­ sel wird dann zusätzlich alle 15 Minuten ein Kurzschlüs­ sel generiert. Diese Kurz­ schlüssel werden per Blue­ tooth ausgesendet und von anderen Geräten in der Nähe aufgefangen. Zusätzlich speichern die Smartphones, wie nah die Geräte ungefähr zueinan­ der waren und wie lange der Kontakt stattgefunden hat. Wenn eine Person positiv getestet wird und er oder sie andere Personen über die App warnen will, so sendet die Co­ rona-Warn-App die eigenen Tagesschlüssel der letzten 14 Tage an einen Server des Robert Koch-Instituts (RKI). Die Corona-Warn-App lädt einmal pro Tag automatisch die Liste aller positiven Tages­ schlüssel aus dem Internet herunter und prüft dann im Hintergrund, ob sich ein Kurz­ schlüssel von einer Begegnung aus einem der positiven Tages­ schlüssel generieren lässt. Nur wenn Tagesschlüssel (aus dem Internet) und Kurzschlüssel (aus der persönlichen Begeg­ nung) zusammenpassen, schlägt die App Alarm. Dieser geschickte Ansatz stellt sicher, dass eine Warnung ausgege­ ben werden kann, ohne dass aktuell Foto: Colourbox.de 14 dbb > dbb magazin | November 2020

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