dbb magazin 10/2020

blickpunkt << Webtipp Mehr Informationen und Download: www.achter-altersbericht.de die Geräte und Systeme auch leisten und sicher bedienen können. << Zugang sichern Der Altersbericht zeigt, dass ein zu hoher Anteil älterer Menschen keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu digitalen Technologien hat. Bildungsabschluss und Ein­ kommen sind dabei – mehr als in anderen Altersgruppen – ein entscheidender Schlüs­ sel. Ältere Menschen mit ho­ hem Bildungsabschluss und gutem Einkommen nutzen sehr viel häufiger digitale Technologien, sind sicherer in der Anwendung und kön­ nen daraus auch einen größe­ ren Nutzen für sich ziehen. Weitere Zugangshürden be­ stehen durch die regional sehr unterschiedlich ausge­ baute Infrastruktur für zum Beispiel leistungsfähige Inter­ netverbindungen. Für ältere Migrantinnen und Migranten kommen durch fehlende oder geringe Deutschkenntnisse sowie Diskriminierungser­ fahrungen weitere Barrieren dazu. Einen Zugang zum Internet zu haben und digitale Techno­ logien sicher nutzen zu können, sind wesentliche Voraussetzungen für gesellschaftliche Teilha­ be. Die Expertenkommis­ sion fordert daher, dass in allen Wohnformen für ältere Menschen, aber auch in den öffentlichen Einrichtungen flächende­ ckend und kostenfrei das Internet genutzt werden kann. Zum Beispiel zeigt sich zunehmender Bedarf an digitaler Teilhabe bei Be­ wohnerinnen und Bewoh­ nern stationärer Pflegeein­ richtungen. Diese müssen langfristig über eine Grund­ ausstattung mit WLAN ver­ fügen, damit digitale Geräte für die persönliche Kommuni­ kation oder Unterhaltungsan­ gebote genutzt werden kön­ nen. Damit auch ältere Menschen mit geringem Ein­ kommen oder Grundsicherung nicht ausgeschlossen werden, schlägt die Expertenkommis­ sion die Möglichkeit zur Förde­ rung von digitalen Technolo­ gien als sozialrechtliche Leistungen im SGB XII vor. << Kompetenzen stärken, Alter mitdenken Die digitalen Kompetenzen von älteren Menschen müssen gezielt gefördert werden, da­ mit sie das Internet und die neuen digitalen Geräte souve­ rän, also selbstbestimmt und sicher, nutzen können. Das er­ fordert zielgruppengerechte Beratungs- und Bildungsange­ bote, die einen einheitlichen Qualitätsstandard haben. Die digitale Teilhabe wird im Altersbericht explizit als Auf­ gabe der öffentlichen Da­ seinsvorsorge definiert. Die Landkreise und Kommunen tragen bei der Gestaltung digitaler Angebote und Dienstleistungen für ältere Menschen eine besondere Verantwortung. Sie müssen jedoch von der landes- und bundespolitischen Ebene finanziell sowie durch ver­ bindliche Leitlinien und rechtliche Anpassungen unterstützt werden. Beispielsweise müs­ sen der Breitbandausbau und die Abdeckung mit Mobil­ funknetzen für leistungsfähi­ ge Internetverbindungen flä­ chendeckend vorangetrieben werden. Die Expertenkom­ mission empfiehlt den Kom­ munen, die Entwicklung kommunaler, regionaler und regionsübergreifender Digi­ talisierungsstrategien zu for­ cieren. Dabei müssen ältere Menschen stärker als bisher explizit mitgedacht und ein­ gebunden werden. Das gilt auch für die Bereiche der Forschung und Entwicklung digitaler Lösungen. << Mehr Standards und Verbraucherschutz Die Expertenkommission empfiehlt, die Kompeten­ zen, Bedarfe und Bedürfnis­ se älterer Menschen zu berücksichtigen, damit neue Technologien den alltägli­ chen Anforderungen gerecht werden. Langfristige Koope­ rationen zwischen den Ein­ richtungen zur Entwicklung neuer Technologien und der Zielgruppen (etwa ältere Menschen, Pflegepersonal) steigern auch die Akzeptanz gegen­ über neuen Technologien. Die Bundesarbeitsgemein­ schaft der Seniorenorganisati­ onen e. V. (BAGSO), in der auch der dbb Mitglied ist, begrüßt die Empfehlungen der Exper­ tenkommission, wünscht sich aber noch mehr verbindliche Regelungen. Durch gezielte Förderstrukturen sollen ein besserer Daten- und Verbrau­ cherschutz sowie eine einfa­ chere Bedienbarkeit digitaler Technik sichergestellt werden. Nicht die Nutzenden seien in der Pflicht, sich immer wieder aufs Neue die Bedienung anzu­ eignen und auf Datensicher­ heit zu achten. Nach Meinung der BAGSO müssen nutzerori­ entierte Standards bereits bei der Entwicklung von Geräten und digitalen Dienstleistungen verpflichtend festgeschrieben werden. Zudem wünscht sich die BAGSO einen „Digitalisie­ rungsbeauftragten“ für jede Pflegeeinrichtung, dessen Auf­ gabe es ist, die Pflegekräfte und die Bewohnerinnen und Bewohner bei der Nutzung digitaler Technologien zu unterstützen. Insgesamt zeigt der Achte Al­ tersbericht, dass der Einsatz digitaler Technologien im Le­ ben älterer Menschen mit ge­ wollten und ungewollten Ver­ änderungen einhergeht. Die Digitalisierung eröffnet neue Wege, das Leben im Alter zu gestalten und sich eine selbstbestimmte Teilhabe zu sichern. Es zeigen sich aber auch Risiken und neue Ungleichheiten, denen die Politik entgegenwir­ ken muss. Es gilt, die Digi­ talisierung auch für ältere Menschen bedarfsge­ recht und sozial ausge­ wogen zu gestalten. mz Über Generationen denken, lernen und handeln. UnsereGesellschaftderZukunft. Ältere Menschen und Digitalisierung Erkenntnisse und Empfehlungen des Achten Altersberichts 31 dbb > dbb magazin | Oktober 2020

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