dbb magazin 7-8/2020

die deutsche und europäische Industrie für die Zukunft wett- bewerbsfähiger und resilienter machen.“ Die Bundesministerin für Bil- dung und Forschung, Anja Kar- liczek, sagte: „Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit hat vom Zukunftsprojekt Industrie 4.0 stark profitiert. Im nächs- ten Schritt gilt es nun, kleinen und mittleren Unternehmen möglichst flächendeckend Zu- gang zu neuen Technologien zu verschaffen. Wenn uns die- ser Transfer gelingt, haben wir gute Chancen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Auf dem vor uns liegenden Weg wird die Plattform Industrie 4.0 ein wichtiger Partner sein.“ Die Co- rona-Pandemie verstärke und beschleunige den Trend hin zu einer intelligent-vernetzten Produktion. Gemäß dem Positionspapier der Plattform Industrie 4.0 sol- len die breite Verankerung von Industrie 4.0 in den industriel- len Anwenderbranchen sowie der Aufbau offener, digitaler Ökosysteme für die Geschäfts- beziehungen zwischen den Unternehmen (B2B) zur Kern- kompetenz einer krisenfesten und nachhaltigen deutschen und europäischen Industrie werden. Die Industrievertreter aus der Plattform Industrie 4.0 wollen auch die Chancen nut- zen, die das Konjunkturpaket bietet. Hier ist das Ziel, den nächsten Digitalisierungs- sprung in Anwenderindustrien wie der Fahrzeugherstellung und ihrer Zulieferindustrie zu erreichen. < Der Markt entscheidet über den Erfolg GAIA-X soll darüber hinaus Risiken wie Datendiebstahl und Datenmissbrauch mini- mieren und als europäische Cloud Sicherheit und Daten- schutz gewährleisten, ohne ei- nerseits von internationalen Konzernen abhängig zu sein, aber auch ohne sich mit ihnen messen zu wollen. Dabei soll GAIA-X weder eine ganz neue Cloud werden noch sich vom Rest der Welt abkapseln. Viel- mehr will das Projekt die Ser- verkapazitäten vieler kleiner und großer Firmen in Europa bündeln und vernetzen. Einer der ersten Kunden von GAIA-X soll neben Unternehmen des Gesundheitswesens und wis- senschaftlichen Einrichtungen die öffentliche Hand werden. Rückenwind bekommt das am- bitionierte Projekt vom Bun- desverband Informationswirt- schaft, Telekommunikation und neue Medien (bitkom), dessen Präsident Achim Berg in der Gründung einen Meilen- stein auf demWeg zu einer europäischen Cloud- und Da- teninfrastruktur sieht: „Wir begrüßen sehr, dass Deutsch- land und Frankreich vorange- hen, um GAIA-X europaweit zu etablieren. Das Interesse in der Wirtschaft ist da – jetzt gilt es, Fahrt aufzunehmen.“ GAIA-X müsse möglichst bald erste An- gebote auf den Markt bringen. Dazu brauche es eine arbeits- fähige und offene GAIA-X- Organisation, um das Cloud- Ökosystem zu steuern und die hochgesteckten Ziele zu errei- chen.“ Cloud- und Dateninfra- strukturen bildeten die Grund- lage der digitalen Ökonomie – auch in Europa. „GAIA-X kann das Fundament für die geplan- ten europäischen Datenräume legen, wie sie die EU-Daten- strategie vorsieht. Damit stärkt Europa langfristig seine Daten- souveränität“, so Berg. Skeptischer sehen das die etab- lierten Cloud-Anbieter wie bei- spielsweise Microsoft. Sabine Bendiek, Vorsitzende der Ge- schäftsführung von Microsoft Deutschland, sagte nach Infor- mationen von heise.de auf ei- ner Konferenz von Microsoft im Herbst 2019 in Berlin, dass zwar viel dafür spreche, „Da- tenteiche zu einem Ozean zu- sammenführen“, umMehr- werte zu schaffen und Zugriffe unberechtigter Stellen aus- zuschließen. Wenn das Netzwerk aber zeitnah nicht so gut wie das ein- schlägige Ange- bot auf dem Markt sei und Nut- zer mit Schwächen le- ben müssten, werde es „nicht erfolgreich sein“. Dass neue Ansätze immer die Option hätten, zu scheitern, sieht zwar auch Henrik Hasen- kamp, CEO des an GAIA-X be- teiligten mittelständischen Cloud-Anbieters gridscale. In einem interview mit dem Verband der Cloud-Compu- ting-Wirtschaft „EuroCloud Deutschland eco e. V.“ gab er aber zu bedenken, dass der Er- folg davon abhängen werde, „wie gut sich ein eigenes euro- päisches Datenökosystem im freien Markt behauptet. In dieser Hinsicht teile ich die Einschätzung der Deutschland- chefin von Microsoft. Es geht am Ende um Geschäftsnutzen für den Kunden. Die Frage ist also, gelingt es uns, die ange- dachten Dienste in einer Ge- schwindigkeit und Qualität bereitzustellen, die für Kunden in Europa wirklichen Nutzen schafft?“ Im Unterschied etwa zum Datenschutz gehe es bei GAIA-X nicht um Gesetze und Verbote, sondern um ein Netz- werk konkreter Services, die Bürger, Unternehmen und Behörden einsetzen. br Die beiden Po- litiker stellten zudem ein ers- tes technisches Architekturkon- zept vor, das unter anderem die für das Ökosystem GAIA-X zentra- len Dienste, die einzuhalten- den europäischen Regeln und Normen sowie die Anforderun- gen aus Sicht der Anwender beschreibt. Ein Kernpunkt von GAIA-X soll zum Beispiel die Vernetzung europäischer Unternehmen aus dem Zu- kunftsbereich Industrie 4.0 sein. Dazu hat die Plattform Industrie 4.0 ebenfalls im Juni 2020 ihr Positionspapier „COVID-19 und Industrie 4.0“ vorgestellt. Die Plattform In- dustrie 4.0 ist das zentrale Netzwerk in Deutschland, um die digitale Transforma- tion in der Produktion voran- zubringen. < Kräfte der Industrie 4.0 bündeln Im Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft, Wissen- schaft, Gewerkschaften und Verbänden sind über 350 Ak- teure aus mehr als 150 Organi- sationen in der Plattform ak- tiv. Die Plattform unterstützt deutsche Unternehmen mit Praxisbeispielen, Informations- angeboten und Handlungs- empfehlungen dabei, Industrie 4.0 zu implementieren. Auf der Tagung des Leitungs- gremiums der Plattform am 23. Juni 2020 in Berlin wurde gezeigt, wie Industrie-4.0-Lö- sungen einen Beitrag zur Be- wältigung der wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 leisten können. Dazu erklärte Peter Altmaier: „Die konsequente Umsetzung von Industrie 4.0 in Kombination mit der digita- len Infrastruktur GAIA-X wird online © Colourbox.de / Cherezov Kirill 41 dbb

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