dbb magazin 7-8/2020

In der Umsetzung dieser euro- päischen Daten-Cloud soll die Datensouveränität Europas ge- gen „Oligopoltendenzen in der Plattformökonomie“ verteidigt werden, wie das federführen- de Bundeswirtschaftsministe- rium es nennt. Will heißen: Die Abhängigkeit von inter­ nationalen Anbietern soll be- seitigt werden, indem Ver- trauen in ein europäisches Ökosystem von Cloud-An­ wendungen geschaffen wird. Die einzelnen Projektziele von GAIA-X sollen durch die Ver- netzung vorhandener zentra- ler und dezentraler Infrastruk­ turen erreicht werden. Das System soll sich unter ande- rem durch den Einsatz sicherer, offener Technologien, eigen- ständige, eindeutig identifi- zierbare Netzknoten und zen- trale Funktionsverzeichnis­ dienste wie zum Beispiel einen europäischen App-Store aus- zeichnen. Dazu wurde im ersten Halbjahr 2020 eine rechtsfähige Organi- sation gegründet, deren Kon- sortium dem Airbus-Konzern nachempfunden ist. Zu den Gründungsmitgliedern gehö- ren unter anderem die Firmen Amadeus, Atos, Beckhoff Auto- mation, Bosch, der deutsche Internetknoten De-Cix, die Deutsche Telekom, die Fraun- hofer-Gesellschaft, die Fried- helm-Loh-Gruppe, PlusServer, Orange, SAP und Siemens. Nach einer Testphase des tech- nischen Konzepts im zweiten Quartal 2020 soll der „Livebe- trieb“ mit Serviceanbietern und -nutzern Anfang 2021 folgen. Insgesamt sind rund 300 Unternehmen und Orga­ nisationen beteiligt. < Mit System gegen die Krise Am 4. Juni 2020 haben Bundes- wirtschaftsminister Peter Alt- maier und sein französischer Amtskollege Bruno Le Maire konkrete Schritte des europäi- schen Dateninfrastrukturpro- jekts präsentiert. „Die Corona- Krise führt gerade der ganzen Welt vor Augen, wie wichtig die Digitalisierung ist: im Ge- sundheitssektor, in den Schu- len, in den Unternehmen und zu Hause“, so Altmaier. Europa müsse gestärkt aus der Krise hervorgehen und digitale Inno- vationen mit aller Kraft voran- treiben. „Mit GAIA-X gehen wir einen großen Zukunftsschritt in die Datenökonomie. Das Ziel ist ein digitales Ökosystem in Europa, das Innovationen und neue datengetriebene Dienste und Anwendungen hervor- bringt.“ Der französische Minister für Wirtschaft und Finanzen, Bruno Le Maire, ergänzte: „Der gemeinsame Wille Frank- reichs und Deutschlands er- laubt es uns, die Grundlagen für eine echte europäische Dateninfrastruktur zu legen.“ Ausgehend von der Zusam- menarbeit zwischen elf deut- schen und elf französischen Unternehmen könne Europa eine neue Kultur der künstli- chen Intelligenz voranbringen, die sich auf die Prinzipien der Offen- heit, der Inter­ operabi­ lität, der Transparenz und des Vertrauens stüt- ze. „Die Corona-Krise hat gezeigt, dass wir dank unserer Daten Epidemien schneller und wirksamer überwinden können, sofern die Europäerin- nen und Europäer Vertrauen in die Datensammlung und -spei- cherung haben. Mit GAIA-X können wir diese Vorausset- zung einer sicheren Lösung bieten“, so Le Maire. Die 22 Unternehmen bilden sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite von GAIA-X ab. Alle Mitglieder der Organi- sation verpflichten sich zur Einhaltung der Leitprinzipien Schutz der Datensouveränität, der Datenverfügbarkeit, der Interoperabilität, der Portabi­ lität, der Förderung der Trans­ parenz und der fairen Teilhabe. Europäische Dateninfrastruktur Mit GAIA X in die Unabhängigkeit? Bislang ist Europa stark von den digitalen Dienstleistungen der High-Tech-Giganten aus den USA abhängig, wenn es um cloudbasierte IT-Infrastrukturen geht. Damit Unternehmen und Geschäftsmodelle aus Europa heraus weltweit wettbewerbsfähig sein können, benötigen sie ein offenes digitales Ökosystem. Mit „GAIA-X“ entwickeln Vertreter aus Politik, Wirt- schaft und Wissenschaft aus Frankreich und Deutschland gemeinsammit weiteren europäischen Partnern einen Vorschlag zur Gestaltung der nächsten Generation einer Dateninfrastruktur für Europa. online 40 dbb

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==