dbb magazin 6/2019 - page 6

nachrichten
dbb Bundeshauptvorstand
Politische Kursbestimmung
Am 27. und 28. Mai 2019 tagten die Mitglieder
des dbb Bundeshauptvorstands in Starnberg. dbb
Chef Ulrich Silberbach und Bayerns Finanzminister
Albert Füracker warnten am Tag nach der Europa­
wahl vor dem Erstarken der politischen Ränder.
„Die demokratischen Parteien
müssen wieder näher an die
Menschen rücken, sonst verlie­
ren sie die politische Mitte der
Gesellschaft“, sagte Silberbach.
Gerade die Wahlerfolge rechter
und populistischer Parteien in
Osteuropa sei besorgniserre­
gend. Füracker unterstrich in
diesem Zusammenhang: „Die
Toleranz der Demokraten darf
nicht dazu führen, dass die In­
toleranten an Ende über die
Toleranten regieren.“ Die hohe
Wahlbeteiligung bei der Euro­
pawahl zeige jedoch auch, dass
die Demokratie in der Breite der
Bevölkerung fest verankert sei.
Mit Blick auf die Nachwuchsge­
winnung und Personalentwick­
lung im und für den öffentlichen
Dienst lobte Silberbach, dass die
Bayerische Staatsregierung die
Beschäftigten sowohl im Tarif-
als auch im Beamtenbereich seit
Jahren angemessen an der wirt­
schaftlichen Entwicklung betei­
lige. Füracker betonte, dass die­
se Beteiligung auch Ergebnis
des partnerschaftlichen Ver­
hältnisses zwischen Landesre­
gierung und dem Bayerischen
Beamtenbund sei.
Eine der größten Herausfor­
derungen für die öffentliche
Hand, so Silberbach und Für­
acker, sei die Digitalisierung.
„Ich hoffe sehr, dass die Staats­
regierung weiterhin ihren Ein­
fluss in Bayern und auch im
Bund nutzt, um beim Thema
Digitalisierung die richtigen Im­
pulse zu setzen“, so der dbb
Chef. Durch die konsequente
Nutzung intelligenter IT-Lösun­
gen könnte so beispielsweise
auch den negativen Auswirkun­
gen des demografischen Wan­
dels entgegengewirkt werden.
Der bayerische Finanzminister
unterstrich, dass die umfassen­
de Einbindung der Beschäftig­
ten der Verwaltung bei der
Digitalisierung elementar sei:
„Am Ende können und müssen
die Praktikerinnen und Prakti­
ker entscheiden, ob eine IT-An­
wendung funktioniert und wie
sie umgesetzt werden kann.“
<<
Gegen „digitale
Kleinstaaterei“
Die Digitalisierung, so Füracker
weiter, sei außerdem ein Pa­
radebeispiel für einen funktio
­
nierenden Föderalismus, in dem
einzelne Länder Best-Practice-
Beispiele erarbeiten, die dann
bundesweit umgesetzt werden
können. Silberbach mahnte,
dass dieser Weg aber keinesfalls
in eine „digitale Kleinstaaterei“
führen dürfe. Silberbach sagte
zu Füracker: „Wenn dieser Weg
aber dazu führt, dass Länder
vorbildliche Lösungen entwi­
ckeln, wie Bayern das etwa im
Bereich der Nachwuchsförde­
rung für den öffentlichen Dienst
getan hat, dann haben Sie den
dbb auch hier an Ihrer Seite.“
Europapolitisch plädierte der
dbb Bundeshauptvorstand
für eine weitere Stärkung des
Europaparlaments und die
Festigung des Spitzenkandi­
datenprinzips.
<<
Für ein stärkeres
Europaparlament ...
Außerdem begrüßt der dbb
ausdrücklich Pläne der EU-Kom­
mission, bei der steuerpoliti­
schen Beschlussfassung im Rat
zumMehrheitsprinzip überzu­
gehen. Insgesamt sei bei der
Steuerpolitik zudem eine besse­
re Koordinierung erforderlich,
ebenso wie harmonisierte Vor­
schriften unter anderem bei
Mehrwert-, Verbrauchs-, Kör­
perschafts- und Digitalsteuern.
„Gerade weil der internationale
Wettbewerb um Investitionen
sich immer weiter verschärft,
müssen wir in der EU die Kräfte
bündeln und auf Harmonisie­
rung und Standardisierung
setzen. Dabei spielt die Steuer­
politik eine zentrale Rolle“,
machte der dbb Bundesvor­
sitzende deutlich.
Als höchstes Beschlussgremium
des dbb zwischen den alle fünf
Jahre stattfindenden Gewerk­
schaftstagen beschäftigte sich
der Bundeshauptvorstand zu­
demmit weiteren wichtigen
Fragen für den öffentlichen
Dienst. Die Mitglieder begrüß-
ten unter anderem das Pro­
gramm „Polizei 2020“ zur
besseren Interoperabilität von
Informationen als wichtigen Bei­
trag zu effizienter Polizeiarbeit
und stärkerem Datenschutz und
regten zudem an, die avisierte
Vernetzung der Polizei von Bund
und Ländern auch auf weitere
europäische Sicherheitsbehör­
den auszuweiten.
<<
... und mehr staatliche
Investitionen
Außerdem unterstützt der
dbb die Pläne der Großen
Koalition für eine Ganztags­
betreuung an Grundschulen,
entsprechende personelle und
finanzielle Ausstattung voraus­
gesetzt, und fordert qualitäts­
sichernde Maßnahmen bei der
Erzieherinnen- und Erzieher­
ausbildung. Der dbb wird sich
zudem für bundesweite Min­
deststandards der Rahmenbe­
dingungen für eine bessere Be­
zahlung der Beschäftigten im
Allgemeinen Sozialen Dienst
einsetzen. Prinzipiell fordert
der dbb mehr staatliche Inves­
titionen in Bildung, innere und
äußere Sicherheit, Klimaschutz,
Mobilität, Gesundheit und Pfle­
ge. Hierzu der dbb Chef: „Unser
seit Jahrzehnten strukturell un­
terfinanzierter öffentlicher
Dienst und die in Teilen maro-
de öffentliche Infrastruktur
müssen in den kommenden
Jahren vordringliches Ziel eines
nachhaltigen Investitionspro­
gramms sein. Geld ist genug da,
wenn alle ihren fairen Beitrag
leisten und vonseiten der Politik
konsequent gegen Steuerhin­
terziehung und -vermeidung
vorgegangen würde.“
<<
Der bayerische Staatsminister der Finanzen und für Heimat Albert Für­
acker bei seinem Grußwort.
© Angelika Knäble (2)
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