dbb magazin 1-2/2019 - page 10

nachrichten
Internationaler Tag des Ehrenamtes
Staat und Wirtschaft müssen Engagement stärken
Als wesentliche Stütze des Sozialstaates würdigte
der dbb Chef das ehrenamtliche Engagement in
der Bundesrepublik. Gleichzeitig warnte Ulrich
Silberbach am 5. Dezember 2018, dem interna­
tionalen Tag des Ehrenamtes, davor, erfolgreiches
Ehrenamt als Legitimation für den Abbau staatli­
cher Leistungen zu missbrauchen.
„Ohne das breite ehrenamtli­
che Engagement der Bürge­
rinnen und Bürger sähe die
gesellschaftliche Realität heu­
te in vielen Bereichen düster
aus. Im Ehrenamt findet der
Staat eine wesentliche Stütze
gemeinnützigen Handelns“,
sagte Silberbach und verwies
auf die wertvolle Arbeit, die
engagierte Menschen Tag für
Tag in sozialen Bereichen wie
Kinder- und Jugendarbeit, in
den Kirchen, der Obdachlo­
senhilfe, in Altersheimen und
Pflegeeinrichtungen, im Be­
reich Migration und Integrati­
on, in Vereinen und nicht zu­
letzt in den Gewerkschaften
leisten. Mehr als 14 Millio­
nen Menschen engagier­
ten sich aktuellen Sta­
tistiken zur Folge
regelmäßig ehren­
amtlich, rund 25
Prozent davon
im Kinder- und
Jugendbereich.
„Die rund fünf
Milliarden Stun­
den, die dabei
jedes Jahr geleis­
tet werden, kommen der ge­
samten Gesellschaft zugute
und entlasten natürlich auch
den Staat“, so Silberbach.
Dabei dürfe aber nicht außer
Acht gelassen werden, dass die
unterstützten Einrichtungen
mehrheitlich von
Zuwendungen
der öffentli­
chen Hand
abhängig
seien,
wäh­
rend
Un­
ternehmens- und Stiftungs­
gelder eine relativ geringe
Rolle spielten. Fast allen Ein­
richtungen mangele es laut
„Generali Engagementatlas“
an Planungssicherheit und an
finanziellen Mitteln, wofür in
erster Linie auslaufende Pro­
jektförderungen und der allge­
meine Rückgang öffentlicher
Unterstützung verantwortlich
gemacht werden. „Damit ist
der Staat gefragt, ein funktio­
nierendes Ehrenamt nicht als
Ausrede für den Rückzug staat­
licher Leistungen aus der Flä­
che zu missbrauchen. Auch die
Wirtschaft muss ihrer gesell­
schaftlichen Verantwortung
besser gerecht werden und
sich stärker finanziell enga­
gieren.“
Der internationale Tag des
Ehrenamtes wurde 1985 von
den Vereinten Nationen ins
Leben gerufen.
Fachkräftemangel
Der Wettbewerb verschärft sich
Der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach hat Maß­
nahmen gefordert, um dem Nachwuchsmangel im öffent­
lichen Dienst zu begegnen. Zu deren Finanzierung sei auch
ein langsamerer Schuldenabbau denkbar.
„Uns fehlen mehr als 200 000
Menschen im öffentlichen
Dienst“, sagte der dbb Chef
im Interview mit dem Kölner
Stadt-Anzeiger (Ausgabe vom
4. Januar 2019). Betroffen seien
beispielsweise die Bereiche In­
nere Sicherheit, Bildung und
Gesundheit. „Der Wettbewerb
um Arbeitskräfte verschärft
sich durch den demografischen
Wandel. Hier hat der Staat zu
wenig Vorsorge betrieben. Auf
einem ausgedünnten Arbeits­
markt müssen wir immer
schärfer um immer weniger
Nachwuchskräfte konkurrie­
ren.“ Dabei gebe es durchaus
die Bereitschaft bei geeigneten
Kandidatinnen und Kandida­
ten, in den öffentlichen Dienst
zu gehen. „Immer mehr junge
Menschen sagen sogar, dass
sie gerne dem Gemeinwohl
dienen möchten“, bekräftigte
Silberbach. „Die staatlichen
Dienstherren begehen aber
den Fehler, ihnen keine Pers­
pektive zu bieten. Das schreckt
viele ab. Wir fordern ein sofor­
tiges Ende aller sachgrund­
losen Befristungen.“
Bei den Ein­
kommen müsse
der Abstand zur Pri­
vatwirtschaft mindestens
verringert werden. „Die Politik
muss dem öffentlichen Dienst
zudemWertschätzung und
Vertrauen entgegenbringen.
Dass der Staatsdienst kaputt­
gespart wird, schafft kein
Vertrauen und begeistert die
Menschen nicht dafür sich ein­
zubringen“, so der dbb Bundes­
vorsitzende. Dafür müsse mehr
Geld in die Hand genommen
werden. „Wir wollen ja keine
Neu­
ver­
schuldung.
Aber da ist Luft zu
sagen, wir bauen etwas weni­
ger Schulden ab und investie­
ren stattdessen in diesen Staat.
Personalmangel, Infrastruktur,
Digitalisierung, Pflege – das
sind Mammutaufgaben, die
wir nicht aus der Portokasse
finanzieren können. Der Schul­
denabbau sollte zugunsten der
öffentlichen Versorgung abge­
bremst werden.“
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