dbb Chef im Interview

Silberbach: Nicht jeder Bademeister muss Beamter sein

Der öffentliche Dienst muss gestärkt werden – auch durch mehr Verbeamtungen. Das gelte jedoch nicht für alle Bereiche, so dbb Chef Ulrich Silberbach im Interview mit der Rheinischen Post (Ausgabe vom 4. Januar 2020).

Gerade in der Bildung und bei der Inneren Sicherheit müsse es beispielsweise wieder mehr Beamtinnen und Beamte geben. Gleichzeitig stellte Silberbach klar: „Aber nicht jeder Bademeister muss gleich Beamter sein.“ Insgesamt sei es wichtig, den Trend zur Privatisierung grundsätzlich zu stoppen und in einigen Fällen auch umzukehren. So seien etwa die Arbeitsverhältnisse an den Sicherheitskontrollen der Flughäfen „unverantwortlich, wenn man sich ansieht, was für eine wichtige Aufgabe das ist. Das ist eine Tätigkeit, die man ganz klar wieder komplett zurückholen muss in den öffentlichen Dienst.“ Auch in anderen Bereichen , so der dbb Bundesvorsitzende, müsse der Staat seiner Verantwortung wieder besser gerecht werden, etwa bei den Lebensmittelkontrollen. „Es ist doch keinem Menschen zu erklären, dass Ministerin Julia Klöckner sich hinstellt und sagt, wegen des Personalmangels müssen wir die Proben halbieren. Ein fatales Signal an die Bürger.“

Um den öffentlichen Dienst zu stärken und flächendeckend personell aufzustocken, dürfe der Staat sich nicht weiter kaputtsparen. „Wir sind in einer Nullzinsphase. Wer jetzt kein Geld in die Hand nimmt, um Deutschland durch Investitionen zukunftssicher zu machen, handelt kurzsichtig“, macht Silberbach deutlich. Das werde er Bund und Kommunen auch bei den diesjährigen Tarifverhandlungen mit auf den Weg geben. „Wir werden uns nicht mit den sehr moderaten Tarifabschlüssen der vergangenen Jahre zufriedengeben. Wir müssen Anschluss halten“, sagte der dbb Chef mit Blick auf die Gehälter in der Privatwirtschaft. „Ich bin da Realist. Der Lohnabstand wird nie ganz verschwinden. Aber wir verspielen leichtfertig Chancen: Die jungen Menschen sind keine Null-Bock-Generation, sondern engagiert und im öffentlichen Dienst können sie sich für das Gemeinwohl einsetzen.“

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