Silberbach: Gute Bodenverkehrsdienste nur durch faire Arbeitsbedingungen!

„Der Vorschlag der Kommission hätte deutlich schlechtere Arbeitsbedingungen an deutschen Flughäfen zur Folge“, kommentiert der Vorsitzende der komba gewerkschaft und dbb Vize Ulrich Silberbach einen Verordnungsentwurf der europäischen Kommission über Bodenabfertigungsdienste auf Flughäfen der Union. „Die deutschen Bodenverkehrsdienste haben ein sehr hohes Niveau und garantieren eine schnelle Abfertigung von Flügen. Die Kommission bringt genau diese hohen Standards mit ihrem Vorstoß nun in Gefahr“, so Silberbach. In einer Stellungnahme fordert die komba die Europäische Kommission auf, die Verordnung zu stoppen oder zumindest deutliche Verbesserungen vorzunehmen.

„Die Kommission arbeitet mit falschen Zahlen und zieht deshalb auch nicht die richtigen Schlüsse“, erläutert der komba-Chef. Die Kommission führe 70 Prozent der Verspätungen im Luftverkehr auf Probleme bei den Bodenzeiten zurück. Die Zahlen in Deutschland lägen aber bei deutlich unter zehn Prozent. In Frankfurt etwa sei nur jede 25. Verspätung auf Probleme bei der Arbeit der Bodenverkehrsdienste zurückzuführen. „Deshalb einen hohen Regelungsbedarf in diesem Sektor zu sehen ist schlichtweg Blödsinn! Die deutschen Bodenverkehrsdienste funktionieren sehr gut. Hier wird sehr gute Arbeit geleistet“, lobt Silberbach die Beschäftigten an den Flughäfen. Die Kommission hingegen trage mit ihrem Vorschlag hingegen dazu bei, diese Arbeit künftig zu erschweren. So setze sie etwa die Mindestschulungszeit für neue Kräfte deutlich herab. Dies führe sicher nicht zu einer Steigerung von Qualität und Sicherheit, so Silberbach: „Wie schlechter ausgebildete Kräfte demnächst bessere Arbeit leisten sollen bleibt mir ein Rätsel.“

Die Erfahrung mit der ersten Öffnung des Marktes für Bodenabfertiger im Jahr 1996 habe bereits gezeigt, dass lediglich der Druck auf die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten ansteige. „Dumpinglöhne sind leider keine Seltenheit mehr. Tarifverträge kommen immer weniger zur Anwendung“, beklagt Silberbach die aktuelle Entwicklung. Auch im neuen Kommissionsvorschlag finde sich keine Verpflichtung für Anbieter von Bodenverkehrsdiensten, sich an die repräsentativen Tarifverträge an Flughäfen zu halten. „Die Beschäftigten in der Bodenabfertigung haben eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe und sind einem hohen Druck ausgesetzt. Da ist es das Mindeste für die Arbeitgeber, ausreichende soziale Mindeststandards einzuhalten“, fordert Silberbach.

Der dbb Vize erhofft sich Unterstützung aus der deutschen Politik. „Diese Verordnung zerstört gewachsene, bewährte Strukturen in Deutschland. Das Ergebnis wäre weniger Sozialschutz und am Ende auch weniger Qualität und Sicherheit für die Fluggäste. Ich hoffe auf die deutsche Bundesregierung, die im Rat noch die Verordnung stoppen oder zumindest Verbesserungen erreichen kann.“ Auch sei nun der Einsatz der deutschen Europaabgeordneten gefragt, diese klare Verschlechterung von Arbeitsbedingungen zu verhindern. „Gute Arbeit kann es nur mit fairen Bedingungen geben. Davon profitieren alle.“

 

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