dbb dialog: Studie „Verwaltung in Krisenzeiten #2“

Öffentlicher Dienst muss zügig krisenfest werden

Mehr Personal, mehr Digitalisierung und mehr Agilität fordert der dbb, um den öffentlichen Dienst zügig krisenfest zu machen. Eine Beschäftigtenbefragung zeigt die Baustellen auf.

„Nach fast zwei Jahren Covid19-Pandemie gibt es aus Sicht der Beschäftigten zwei große Learnings: 1. Verwaltung kann Krise. Dies ist vor allem der großen Motivation und Einsatzbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen zu verdanken, die sich in den vergangenen Monaten ad hoc auf vollkommen neue Arbeitsbedingungen und Herausforderungen umgestellt haben und dauerhaft an der Belastungsspitze und darüber hinaus arbeiten. Damit muss nun aber Schluss sein, und deswegen: 2. Der öffentliche Dienst muss jetzt zügig krisenfest gemacht werden“, stellte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach am 9. Dezember 2021 in Berlin fest. Anlass: Die Vorstellung der Studie „Verwaltung in Krisenzeiten #2“, die der dbb als Partner der Agentur Next:Public und der Hertie School of Governance nach 2020 in diesem Jahr zum zweiten Mal begleitet hat.

An der Beschäftigtenbefragung beteiligten sich mehr als 2.500 Beamtinnen, Beamte und Arbeitnehmende aus allen Bereichen des öffentlichen Dienstes in ganz Deutschland. „Der Staat und seine Funktionsstrukturen brauchen eine nachhaltig resiliente Ausgestaltung in personeller und materieller Hinsicht. Denn wie die Ergebnisse der Studie zeigen, hat sich in dieser Hinsicht im zweiten Pandemiejahr noch zu wenig getan“, betonte dbb Chef Silberbach. „Neben dem nach wie vor eklatanten Personalmangel in sämtlichen Bereichen haben wir weiterhin gravierende technische und strukturelle Defizite. Wenn wegen des Fehlens von Ausstattung und digitalen Prozessen noch immer mehr als ein Drittel der Beschäftigten nicht mobil arbeiten kann, ist das ein Armutszeugnis für die viertgrößte Wirtschaftsnation auf diesem Planeten. Der Staat muss in diesem Jahrhundert auch digital funktionsfähig und verlässlich erreichbar sein. Auf dem Weg dorthin brauchen wir augenscheinlich auch einen noch viel deutlicheren Wandel des Mindsets. Denn wie die Studie zeigt, ist die Präsenzkultur im öffentlichen Dienst noch weit verbreitet“, kritisierte Silberbach und mahnte: „Wir dürfen keine Angst vor der Digitalisierung und agilen Arbeitsmodellen haben, die zwingend notwendig sind für einen krisenresilienten Staat. Das hat uns die Pandemie überdeutlich vor Augen geführt. Es gilt, die Transformation gemeinsam auszugestalten mit den Menschen im Mittelpunkt, mit Beschäftigten, Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen. Wenn uns dann auch noch die entsprechenden personellen und technischen Voraussetzungen in die Hand gegeben werden, können Wirtschaft, Land und Leute mit einem modernen Staat an ihrer Seite optimistisch in die Zukunft gehen“, erklärte der dbb Bundesvorsitzende. „Den Verantwortlichen in der Politik muss klar sein, dass es diesen öffentlichen Dienst der Zukunft nicht zum Nulltarif geben wird. Eine gelungene digitale Transformation erfordert massive Investitionen in Personal, Know-how, Hard- und Software. Wenn man meint, hier auch weiterhin bis zum Anschlag sparen zu können, wird sich das im ganzen Land in allen Lebenslagen bitter rächen“, warnte Silberbach.

 

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