Gleichstellung im öffentlichen Dienst

Neue Maßstäbe für eine familienorientierte Arbeitskultur setzen

In politischen Gesprächen mit Bundestagsabgeordneten setzt dbb frauen Chefin Milanie Kreutz deutliche Akzente für eine familienfreundliche Arbeitskultur im öffentlichen Dienst.

dbb frauen

„Wir brauchen endlich eine Politik, die Familienleben und Arbeitsleben nicht als zwei separate Lebensbereiche betrachtet, sondern familiäre Sorgetätigkeiten und Erwerbsarbeit zusammendenkt.“ Mit diesem Appell hatte sich die dbb frauen Chefin Milanie Kreutz an die Bundestagsabgeordneten Ulrike Bahr, Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Bernd Rützel, Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales gewandt. In den Gesprächen, die am 1. Juni 2022 stattfanden, machte Kreutz deutlich, warum die Verbindung beider Politikfelder so wichtig sei.

New Work braucht Rahmenbedingungen

Die Corona-Pandemie habe Rückschläge bei der Gleichstellung der Geschlechter mitgebracht, biete aber auch eine Chance für grundlegenden Wandel und mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Arbeitswelt. Jetzt sei es essenziell, vor allem die Erwerbstätigkeit von Frauen zu fördern: „Der Fachkräftemangel macht sich bereits heute in diversen Bereichen des öffentlichen Dienstes bemerkbar. Ohne die Attraktivität der Behörden für Nachwuchskräfte zu steigern und die ungenutzten Potenziale der vielen Frauen, die nicht oder nur in Teilzeit erwerbstätig sind, zu heben, werden wir diesem Problem nicht effektiv begegnen können“, so Kreutz.

Der öffentliche Sektor brächte ideale Voraussetzungen mit, um neue Maßstäbe für eine familienorientierte Arbeitskultur der Zukunft zu setzen. Viele Verwaltungen böten schon jetzt, dank etablierter Teilzeitmodelle und flexibler Arbeitszeitarrangements, gute Voraussetzungen für New Work Modelle mit familienfreundlichem und geschlechtergerechtem Arbeiten an. Jetzt gelte es, diese Kultur mithilfe der Digitalisierung auf das nächste Level zu heben. „Vor allem müssen Führungspositionen in diese Arbeitsrealität eingepreist werden, zum Beispiel über diskriminierungsfreie Beförderungsroutinen, die auch Teilzeitkräften eine Spitzenposition in Aussicht stellen und mit Leitungskonzepten, die Führen aus der Ferne zum gelebten Alltag machen“, machte Kreutz deutlich.

Sorgearbeit fair verteilen

„Ein Thema, das uns als gewerkschaftliche Frauenvertretung umtreibt, ist das der ungleich verteilten Sorgearbeit. Frauen übernehmen im Durchschnitt 52 Prozent mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Diese ungleich verteilte Last wirkt sich darauf aus, ob Frauen arbeiten, ob sie in Teilzeit oder Vollzeit arbeiten, in welchen Branchen sie arbeiten und ob sie in Führungspositionen aufsteigen können“, erklärte Kreutz.

Leider werde das Thema der familiären Sorgearbeit politisch viel zu sehr im Bereich der Familienpolitik verortet. „Aus unserer Sicht muss auch Arbeitspolitik darauf ausgerichtet sein, Erwerbsleben und Familienleben miteinander vereinbar zu machen“, argumentierte Kreutz.

Es sei der verfassungsrechtliche Auftrag des Staates, Lebensmodelle zu ermöglichen, in denen Frauen und Männer zugleich erwerbstätig sein und private Sorgearbeit leisten können. Dafür müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es Menschen möglich machen, gleichberechtigt an der Erwerbsarbeit teilzuhaben, ohne dafür auf private Sorgearbeit verzichten zu müssen, appellierte Kreutz.

 

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