Hennig: „Paukenschlag – Regierung muss endlich Vernunft annehmen“

Nationaler Bildungsbericht: Experten warnen vor Betreuungsgeld

Angesichts der heute bekannt gewordenen kritischen Ausführungen des nationalen Bildungsberichts zum Betreuungsgeld hat die Vorsitzende der dbb jugend Sandra Hennig die Bundesregierung aufgefordert, endlich zur Vernunft zu kommen und von der Einführung des Betreuungsgeldes Abstand zu nehmen.

Wie die Tageszeitung „Die Welt“ in ihrer heutigen Ausgabe (21. Juni 2012) berichtet, führt der nationale Bildungsbericht, hinter dem als Auftraggeber die 16 Kultusminister und mit dem Bundesbildungsministerium die Bundesregierung stehen, wörtlich aus: „Da die Finanzierung des noch ausstehenden U3-Ausbaus alle Beteiligten vor erhebliche Herausforderungen stellt, besteht die Gefahr, durch zusätzliche Leistungen wie dem Betreuungsgeld keines der intendierten Ziele zufriedenstellend realisieren zu können.“

Dies sei ein „Paukenschlag“, kommentierte dbb jugend-Chefin Hennig: „Wenn sich nun sogar schon die Wissenschaftler unter Federführung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung, die im Auftrag der Bundesregierung berichten, sich zu einem solch ungewöhnlichen politischen Urteil durchringen, kann die Koalition die Augen nicht länger vor der Realität verschließen. Merkel und Co. müssen endlich Vernunft annehmen und das Betreuungsgeld stoppen.“ Der Bildungsbericht, der am morgigen Freitag vorgestellt werden soll, weise zu Recht auf die zahlreichen begründeten Vorbehalte gegen die „sozialpolitische Mogelpackung“ hin, so Hennig. So führten die Wissenschaftler aus, dass etwa ein Viertel der Drei- bis Sechsjährigen in Deutschland als „sprachförderbedürftig“ eingestuft würden. Kleinkinder, die in ihrer Familie keine unterstützende Leseorientierung erführen und zugleich auch keine Kita besuchten, seien bei der Bildung doppelt benachteiligt. Viele Untersuchungen belegten den Nutzen frühkindlicher Bildung in Betreuungseinrichtungen eindeutig, so die Experten. So verfügten Kinder, die vor ihrer Einschulung mindestens drei Jahre eine Kita besuchten, in der vierten Grundschulklasse beim Lesen und beim Textverständnis in der Regel über einen Lernvorsprung von gut einem Schuljahr, heißt es im Bericht weiter. Solche erheblichen Lernvorsprünge fänden sich „auffällig“ auch bei Kindern aus problematischen Elternhäusern oder Migranten-Familien.

„Wenn die Bundesregierung entgegen all dieser fundierten Argumente weiterhin am Betreuungsgeld festhalten sollte, wäre das sozial- und bildungspolitischer Irrsinn aus reinem Machtkalkül. Schluss damit!“, forderte Hennig.

 

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