Lühmann ruft zum Umdenken auf

„Wir müssen schnell handeln, damit wir die Entwicklung zumindest verlangsamen können“, fordert Kirsten Lühmann mit Blick auf die neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Laut dem Mikrozensus 2010 leben in Deutschland verglichen mit der Europäischen Union anteilig die wenigsten jungen Menschen unter 18 Jahren. „Wir müssen uns noch mehr um strukturelle Probleme kümmern: mehr Kinderbetreuung, mehr Familienfreundlichkeit“, so die stellver-tretende dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende des CESI Frauenrechtsausschusses FEMM. „Die falschen Entscheidungen der Vergangenheit holen uns nun mit voller Wucht ein“, klagt Lühmann.

„In Europa gibt es viele gute Modelle, an denen sich Deutschland orientieren sollte. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden“, so die FEMM-Präsidentin. „Andere Länder wie Frankreich oder Schweden setzen schon seit langem auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das hat zu einem generellen Umdenken in der Gesellschaft geführt“, so Lühmann. Dennoch sei Europa als Ganzes von Überalterung bedroht und alle Regierungen müssten sich dieser Her-ausforderung entschlossener stellen. Den Bedürfnissen einer zunehmend alternden Bevölkerung müsse stärker Rechnung getragen werden, sowohl bei den Bedingungen am Ar-beitsplatz als auch bei der gesellschaftlichen Teilhabe. Der demographische Wandel gehe zwar langsam voran, sei aber ab einem gewis-sen Punkt nicht mehr aufzuhalten. Allein in den letzten zehn Jahren ist laut Statistischem Bun-desamt die Zahl Minderjähriger in Deutschland von gut 15 Millionen auf etwa 13 Millionen gesunken. In keinem anderen europäischen Land hat sich die Entwicklung derart dramatisch zugespitzt.

„Solange Frauen weiterhin gezwungen sind, zwischen den Optionen ‚Karriere aber Raben-mutter‘ oder ‚Hausfrau und treusorgende Mut-ter‘ zu wählen, wird sich nichts ändern“, mahnt Lühmann an. Auch führe die weitverbreitete Teilzeitarbeit unter alleinerziehenden Müttern dazu, dass viele Kinder von Armut gefährdet seien. „Kinderbetreuung ist eine Aufgabe für Vater und Mutter. Dies haben noch zu wenige Männer begriffen!“ Deshalb sei es wichtig, dass die Politik einerseits für mehr Betreuungsmög-lichkeiten sorge, andererseits aber auch Anreize für Männer schaffe, sich mehr um die Erziehung der gemeinsamen Kinder zu bemühen. „Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen, ein Umdenken der ganzen Gesellschaft ist dringend notwendig“, so Lühmann.

 

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