Frauenanteil im öffentlichen Dienst in Sachsen:

Leitungsfunktionen zu selten von Frauen besetzt

„Auch in Sachsen ist die Gleichstellung noch lange nicht am Ziel, das beweisen auch die Zahlen zum Frauenanteil bei Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die mit Leitungsaufgaben betraut sind“, stellte Helene Wildfeuer auf dem Landesfrauenvertretertag des SBB Beamtenbund und Tarifunion Sachsen in Dresden am 15. November 2014 fest.

Die Erwerbsquote von Frauen in Sachsen ist hoch: 2012 lag sie mit über 70 Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 68 Prozent. Das ist auch der guten Infrastruktur bei der Kinderbetreuung zu verdanken: Sachsen hat bereits bei den Unter-Dreijährigen eine Betreuungsquote von 46 Prozent für das Jahr 2012 vorzuweisen. Zum Vergleich: In Deutschland werden 27 Prozent der Unter-Dreijährigen professionell betreut, also weit weniger als in Sachsen.

Helene Wildfeuer: „Dieser Vorsprung verschafft Sachsen einen wichtigen Standortfaktor, der angesichts weiterhin zunehmenden Berufstätigkeit von Frauen und der drohenden Abwanderung der jungen Leute eine immer größere Bedeutung gewinnt. 65 Prozent der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Sachsen sind weiblich, aber der Frauenanteil bei den Beschäftigten mit oberen Leitungsfunktionen liegt nur bei 46 Prozent. Wie kann das sein? Warum sind die Frauen hier nicht entsprechend ihrem Anteil an den Beschäftigten vertreten? Diese Fragen müssen gestellt werden!“

Mit dem geplanten Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen soll nun zumindest auf Bundesebene eine Veränderung herbeigeführt werden. Denn auch bundesweit lag der Anteil von Frauen in Führungspositionen der obersten Bundesbehörden im Jahr 2013 bei mageren 25.6 Prozent, in der Wirtschaft waren nur 15.1 Prozent der Aufsichtsratspositionen der Top-200-Unternehmen mit Frauen besetzt. Dieser geringe Frauenanteil widerspricht einer gerechten Teilhabe an verantwortungsvollen Positionen in der Verwaltung und der deutschen Wirtschaft. Denn schließlich ginge es um drei Dinge: „Macht, Einfluss und Geld für Frauen", so die Vorsitzende.

Die dbb bundesfrauenvertretung unterstützt zwar grundsätzlich den Referentenentwurf zum Führungspositionengesetz. Helene Wildfeuer hat bereits mehrmals die Positionen der dbb bundesfrauenvertretung im persönlichen Gespräch mit Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig dargelegt: „Der vorliegende Entwurf geht uns auch für die Betriebe in öffentlicher Hand nicht weit genug, und das haben wir in unserer Stellungnahme deutlich gemacht. Was uns neben einer Quote auch fehlt sind Sanktionen, die greifen, wenn die gesetzlichen Vorgaben nicht erfüllt werden. Da könnte zum Beispiel bei einem nicht entsprechend besetzten Gremium ein Stuhl freibleiben. Davon würde ein starkes Signal ausgehen, dass unübersehbar wäre.“

Damit überhaupt mehr Frauen in Führungspositionen kommen können, muss auch das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ in den Fokus gerückt werden. Die dbb bundesfrauenvertretung macht sich für flexible Teilzeitmodelle und familienfreundliche Arbeitszeiten stark. Noch ist die familienunfreundliche Präsenzkultur im Arbeitsalltag nicht abgeschafft, die sich durch lange Arbeitszeiten und beispielsweise auch durch abendliche Sitzungstermine auszeichnet. Bislang gibt es in Deutschland kaum Führungskräfte in Teilzeit, hier fordert die dbb bundesfrauenvertretung eine Akzeptanz jeder Leistung, egal, ob sie in Teilzeit oder Vollzeit erbracht wird. „Auch Führen ist in Teilzeit möglich. Ein solcher, längst überfälliger Bewusstseinswandel setzt entsprechende Schulungen der Führungskräfte voraus. Sie müssen die Impulse setzen, und selber auch Mut zur Führung in Teilzeit beweisen!“, forderte Helene Wildfeuer und setzte sich für ein Umdenken von einer Präsenz- hin zu einer Ergebniskultur ein, die mit familienfreundlichen Zeit- und Arbeitsabläufen einhergeht.

 

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