dbb Bildungsgewerkschaften

Konzeptlos durch die Pandemie

Dass die Politik nach über einem Jahr scheinbar konzeptionslos durch die Pandemie irrt und der Fürsorgepflicht im Bildungssektor nicht nachkommt, ärgert die dbb Bildungsgewerkschaften mit Blick auf die Ergebnisse des Bund-Länder-Treffens vom 22. März 2021.

Die Schulen flächendeckend zu öffnen ohne geeignete und praktikable Test- und Impfstrategie war und ist ein großer Fehler“, machte Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR) am 20. März 2021 deutlich. Die Schulen seien vielerorts im Bundesgebiet als "Versuchslabore" geöffnet worden, ohne entsprechend kontrollierte Teststrategien oder Impfangebote. Manche Bundesländer verbieten ihren Schulen und den Kommunen gar, die Schulen bei Inzidenzwerten von über 200 zu schließen und Distanzunterricht anzubieten. "Wer Tests nicht kontrolliert und keine Konsequenzen daraus ableitet, der braucht auch keine Tests anbieten. Hier versagt gerade die staatliche Kontrolle auf ganzer Linie und nicht nur in den Schulen", so dbb Vize Böhm. „Was wir brauchen sind endlich und verbindlich vernünftige Teststrategien, bei denen die Gesundheit sowohl der Lehrkräfte als auch der Schüler maximal geschützt wird. Dazu gehört es nicht, die Schülerinnen und Schüler in vollen Bussen bis zum Klassenzimmer zu karren, um sie dort zu testen und dann mit einem positiven Testergebnis wieder nach Hause zu schicken“, sagte Böhm.

Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), fordert klare Werte, ab welchem Infektionsgeschehen es vor Ort nicht mehr verantwortbar ist, Bildungseinrichtungen offen zu halten. „Es war ein Irrweg in den zurückliegenden Wochen, mit nur einem Test das tatsächliche Infektionsgeschehen erfassen zu wollen. Gerade bei der momentanen Dynamik und dem Wissen um die schnellere Verbreitung der Mutante B.1.1.7 muss dem Rat der Wissenschaft gefolgt werden. Wir begrüßen daher, dass die Tests an Schulen ‚baldmöglichst‘ zweimal wöchentlich stattfinden sollen. Dies ist die Mindestanforderung, wenn durch das Testen Wirkung erzielt werden soll. Fakt bleibt: Testen ist nur ein Baustein des ‚Dreiklangs des Infektionsschutzes‘: Testen mindestens zwei Mal pro Woche, Impfen des Personals, Einhaltung der Hygieneregeln. Fakt ist aber auch: Das Testen ist momentan nicht mal überall einmal in der Woche gegeben und das Impfen kommt nur schleppend voran“, so Beckmann am 23. März 2021.

Joachim Maiß, Bundesvorsitzender des Verbandes der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB), sagte am 22. März 2021. „Die Belastungsgrenze der Lehrkräfte ist längst überschritten. Heute Hybridunterricht, morgen Distanzunterricht und übermorgen dann doch lieber wieder Präsenzunterricht als politische Vorgabe, sprengt jede Unterrichtsvorbereitung. Es gibt auch nicht ansatzweise ein klares Konzept, wonach planbar Unterricht gestaltet werden kann. Gute Bildung braucht Verlässlichkeit und Vertrauen, nicht nur zwischen Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern, sondern auch zwischen der Politik und den Berufsbildnern.“

 

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