Wachsender Personalmangel

Kitas: Bildungs- und Betreuungsqualität dramatisch verschlechtert

„Jede vierte Kita musste im letzten Jahr in über 40 Prozent der Zeit mit zu wenig Personal arbeiten. Darunter leidet die Bildungs- und Betreuungsqualität von Kita massiv. Mehr noch setzt die Politik hierdurch sehenden Auges die Sicherheit unserer Kinder aufs Spiel, wenn Aufsichtspflichten nicht mehr erfüllt werden können. Und sie missbraucht die Gesundheit der Erzieherinnen und Erzieher, die diese Missstände seit Jahren teils über ihre Belastungsgrenzen hinaus aufzufangen versuchen“, kommentierte Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), die Veröffentlichung der DKLK-Studie 2020 im Rahmen des Deutschen Kitaleitungskongresses in Düsseldorf am 4. März 2020. „Vor einem Jahr bewerteten wir die Ergebnisse der DKLK-Studie 2019 mit den Worten ‚Alarmstufe Rot‘. Damals musste bereits ein Sechstel der Kitas in diesem Zustand arbeiten. Dass sich die Situation trotz dieser Warnsignale aus dem Jahr 2019 binnen 12 Monaten nochmals derart verschlechtert hat, ist ein Skandal. Das unzureichende Handeln der Politik ist schockierend und verantwortungslos. Dass zudem nicht einmal jede zehnte Kita durchgehend mit einer ausreichenden Personalausstattung arbeiten konnte belegt, dass wir einen flächendeckend dramatischen Zustand haben“, so Beckmann weiter.

Die Studie zeigt, dass sich die Situation an Kitas im Vergleich zu 2019 in Teilen nochmals drastisch verschärft hat: 78,5 Prozent der Kita-Leitungen sagen, dass es im Jahr 2019 noch schwieriger geworden sei, offene Stellen zu besetzen. „Dass fast 7 von 10 Befragten die Arbeitsbelastung für die in Kita engagierten Fachkräfte als akut gesundheitsgefährdend beurteilen, ist erschreckend, vor dem Hintergrund des massiven Personalmangels aber gleichermaßen nicht verwunderlich“, so Beckmann. „Was wir beobachten, ist ein sich selbst verstärkender Teufelskreis. Der Personalmangel führt zu zusätzlichen Belastungen bei den Erzieherinnen und Erziehern. Höhere Krankenstände sind die Folge, wenn Menschen sich über ihre Belastungsgrenze hinweg aufopfern. Das erhöht wiederum die Arbeitsbelastung der verbleibenden Fachkräfte und gefährdet deren Gesundheit zusätzlich“, erläuterte Beckmann und mahnte: „Wertschätzung drückt sich auch in einer angemessenen Bezahlung aus – oder eben nicht. Kita-Leitungen führen kleine bis mittelständische Unternehmen – und das allein! Der Lohn für diese Arbeit ist allerdings nach wie vor unangemessen, was sich auch darin zeigt, dass 60 Prozent der befragten Kita-Leitungen mit ihrem Gehalt tendenziell unzufrieden sind. Wir steuern auf eine weitere Havarie zu, wenn die Unwucht zwischen Verantwortung und Bezahlung Nachwuchskräfte vermehrt unzufrieden macht oder gar abschreckt, wenn man sich vor Augen führt, dass in den kommenden Jahren ein großer Teil der Leitungspositionen in Deutschland neu zu besetzen ist.“

 

 

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