Gehlert: „Formal erworbene Qualifikationen bleiben der Maßstab“

„Informelles und nonformales Lernen gewinnt in einer Wissensgesellschaft, in der lebensbegleitendes Lernen Voraussetzung für gelingende Erwerbsbiografien ist, immer größere Bedeutung“, sagt der Vorsitzende des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) Berthold Gehlert. „Der Grundgedanke des Kommissionsvorschlags zur Validierung der Ergebnisse nichtformalen und informellen Lernens ist also im Prinzip richtig. Allerdings werden hier zu viele Akteure für die Validierung beziehungsweise Anerkennung genannt und die vöffentliche Verantwortung in diesem Bereich nicht herausgestellt“, kritisiert Gehlert einen Vorschlag der EU-Kommission für eine Empfehlung des Rates an die Mitgliedstaaten.

„Es ist unbestreitbar richtig, Kompetenzen sichtbar zu machen und nicht nur starr an einmal definierten Qualifikationsprofilen und -wegen festzuhalten. Insofern ist die Initiative der EU-Kommission durchaus begrüßenswert“, sagt Berthold Gehlert. Der BLBS-Bundesvorsitzende erwartet auch wegen des demografischen Wandels eine zunehmende Flexibilisierung der Anforderungsprofile: „Wo Facharbeiter rar werden, werden die Arbeitgeber auch solchen Kenntnissen, Fertigkeiten und personalen Kompetenzen mehr Beachtung schenken, die informell im Laufe des Berufslebens erworben wurden.“

Dennoch sieht Gehlert auch Schwachstellen in dem Vorschlag der Kommission vom 5. September. „Die Bandbreite an Qualifikationen nimmt zwar unbestreitbar zu. Qualifikationsnachweise müssen aber auch in Zukunft von staatlichen beziehungsweise öffentlich-rechtlichen Stellen zertifiziert werden.“, so Gehlert.

„Die Validierung informell erworbener Kompetenzen darf nicht zu einem Wildwuchs selbsternannter Validierungsstellen führen. Der Staat muss auch in Zukunft Qualifikationsstandards sicherstellen. Formale Bildungs- und Ausbildungsabschlüsse müssen weiterhin die Maßstäbe setzen und ihren hohen Stellenwert behalten“, fordert Gehlert mit Blick auf den Europäischen Qualifikationsrahmen und die bildungspolitischen Empfehlungen der Europäischen Union.

 

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