Europäische Jugendgarantie: Kothe warnt vor voreiligen Erfolgsmeldungen

In einem aktuellen Bericht lobt die Europäische Kommission die Fortschritte bei der Europäischen Jugendgarantie, die für den Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit offensichtlich mit verantwortlich sei. Die Jugendgarantie besagt, dass allen Menschen unter 25 Jahren einen Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatz angeboten werden soll. Die Mitgliedsstaaten können dafür zusätzliche europäische Finanzmittel in Anspruch nehmen. „Noch immer liegt die Jugendarbeitslosigkeit in einigen Ländern weit über 40 Prozent, EU-weit bei noch immer besorgniserregenden 18,6 Prozent im August. Für große Erfolgsmeldungen ist also noch nicht die Zeit“, erklärte die Bundesvorsitzende der dbb jugend, Sandra Kothe, am 5. Oktober 2016.

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Die Jugendgarantie habe zwar durchaus eine positive Wirkung, aber diese dürfe nicht überbewertet werden. „Die Fortschritte sind viel zu langsam, es muss mehr gemacht werden und zwar bald. Wenn eine Generation erstmal vom Arbeitsmarkt abgehängt ist, werden die Auswirkungen für die Gesellschaft insgesamt enorm sein“, so Kothe.

Verglichen mit den allgemeinen Arbeitslosenzahlen sei die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit bei weitem nicht mehr so beeindruckend. „Beide Quoten liegen jeweils ziemlich genau um ein Fünftel niedriger als noch 2013. Das zeigt, dass vor allem die gute wirtschaftliche Entwicklung in einigen Mitgliedstaaten eine entscheidende Rolle gespielt hat“, sagte die dbb jugend Chefin. „Das heißt nicht, dass die Jugendgarantie keinen Effekt gehabt hat. Aber unser Anspruch in Europa kann nicht ernsthaft sein, uns damit zufrieden zu geben, dass fast ein Fünftel der jungen Generation arbeitslos ist.“ Die Anstrengungen sowohl der Europäischen Union, als auch der Mitgliedstaaten müssten verstärkt werden.

Doch Ausbildungsförderung alleine reiche nicht. „Es gibt bereits sehr viele gut ausgebildete junge Menschen die dennoch nicht in den Arbeitsmarkt finden oder nur prekäre Beschäftigungsverhältnisse angeboten bekommen,“ erläutert Kothe. So müsse vor allem europaweit der soziale Dialog gestärkt werden. „Jahrelang wurden befristete Verträge und andere prekäre Vertragsformen unter dem Deckmantel der Flexicurity als Allheilmittel für den Arbeitsmarkt verkauft. Unterm Strich hat es aber nur die Position von Berufseinsteigern geschwächt, und zu einer Stärkung der Wirtschaft hat es auch nicht beigetragen. Langfristig tragfähige Lösungen für die europäischen Arbeitsmärkte lassen sich nur im Zusammenspiel starker Sozialpartner und unter Einbeziehung der jungen Generation finden.“

 

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