Als „nicht akzeptabel“ hat dbb Chef Ulrich Silberbach den derzeitigen Stand in Sachen Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland bezeichnet. Es seien zu wenige und vor allem zu spät technologische Investitionen erfolgt, kritisierte der dbb Bundesvorsitzende.
Mittlerweile habe jede Verwaltungsebene ihr „eigenes Digitalisierungs-Süppchen gekocht, weshalb wir heute zahllose Insellösungen haben, die nun dringend sinnvoll vereinheitlicht und kompatibel gemacht werden müssen“, forderte Silberbach am 29. Mai 2019 auf dem Zukunftskongress Staat & Verwaltung in Berlin. „Der Bürger erwartet mehr als Steinzeit 3.0.“, machte der dbb Chef deutlich und verwies auch auf den aktuellen vom Nationalen Normenkontrollrat herausgegebenen Monitor „Digitale Verwaltung“. Dieser verdeutliche erneut: „Deutschland liegt im internationalen Ranking zur Digitalisierung von Verwaltungsleistungen weiterhin abgeschlagen auf Platz 19 im EU-weiten Vergleich. Damit stehen wir jetzt wirklich unter erhöhtem Wettbewerbsdruck“, so Silberbach. „Die öffentliche Verwaltung hat einen gesetzlichen Auftrag, den sie erfüllen muss – das gilt auch und umso mehr für einen gelingenden digitalen Transformationsprozess.“
Volker Geyer, stellvertretender dbb Bundesvorsitzender und Fachvorstand Tarifpolitik, nutzte das Podium auf dem Zukunftskongress, um die großen Chancen der Digitalisierung für die öffentliche Verwaltung aufzuzeigen und zugleich auf die Herausforderungen und Erfordernisse auf dem Weg dorthin zu sensibilisieren. „Mit der Unterstützung von Kommunikationstechnologie, Algorithmen und Künstlicher Intelligenz kann der öffentliche Dienst bürgernäher und komfortabler als je zuvor werden. Hierfür bedarf es allerdings klarer Zielvorgaben und Qualifikationen, die in enger Abstimmung mit den Beschäftigten und den Sozialpartnern formuliert werden“, sagte Geyer. „Wer glaubt, die schöne neue digitale Welt sei im öffentlichen Dienst zum Nulltarif zu haben, irrt sich gewaltig: Sie kostet Geld und sie kostet Zeit – lassen Sie uns das als Investition in die Zukunft betrachten“, forderte er.
Der Zukunftskongress Staat & Verwaltung ist die Leitveranstaltung des Public Sector für digitalen Wandel und findet vom 27. bis 29. Mai 2019 zum mittlerweile siebten Mal in Berlin statt. Kern des Zukunftskongresses sind die technologischen, organisatorischen und strukturellen Aufgaben der Digitalisierung, die Staat und Verwaltung bewältigen müssen. Die Schirmherrschaft hat erneut das Bundesministerium des Innern übernommen, der dbb beamtenbund und tarifunion ist einer der Hauptpartner des Kongresses.
Video des Abschlussplenums vom 7. Zukunftskongress Staat & Verwaltung 2019