Großer Zulauf bei dbb Branchentagen

Öffentlicher Dienst: „Wir sind mehr wert!“

Immer mehr Berufsgruppen aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligen sich bei den dbb Branchentagen an der Diskussion zur Einkommensrunde 2019 mit den Ländern.

Quer durch alle Mitgliedsgewerkschaften des dbb können so alle Forderungen und Problemfelder zusammengestellt werden. Noch bis Ende November 2018 werden die Branchentage im gesamten Bundesgebiet fortgesetzt. Danach werden die Diskussionsergebnisse zusammengestellt, analysiert und fließen in die Forderungsfindung und letztlich den Forderungsbeschluss am 20. Dezember 2018 der dbb Gremien ein.

Straßenwärter in Uslar und Peißen

„Straßenwärter sind mehr wert!“  - so das klare Meinungsbild der beiden Branchentage für die Straßen- und Verkehrsbeschäftigten am 9. November 2018 in Uslar (Niedersachsen) und am 14. November 2018 in Peißen (Sachsen-Anhalt). Die Mitglieder des VDStra. - Fachgewerkschaft der Straßen- und Verkehrsbeschäftigten gaben ihre Forderungen Hermann-Josef Siebigteroth, Bundesvorsitzender des VDStra. und Stellvertretender Vorsitzender der dbb Bundestarifkommission, mit auf den Weg. Siebigteroth stellte klar: „Es darf in keinem Fall zu einem dauerhaften Tarifgefälle zwischen TVöD und TV-L kommen. Zudem ist eine deutliche lineare Anhebung überfällig. Erforderlich ist auch die Angleichung der Arbeitszeiten für die Beschäftigten auf einem einheitlichen Niveau sowie eine pauschalierte Gefahrenzulage in ausreichender Höhe, damit die Kolleginnen und Kollegen die Gefahr der Berufsunfähigkeit privat einigermaßen absichern können. Um unser qualifiziertes Personal halten und überhaupt Nachwuchs finden zu können, müssen Straßenwärter mit dreijähriger Berufserfahrung zumindest in die Entgeltgruppe 6 eingruppiert werden.“

Intensiv diskutiert wurde insbesondere die Entwicklung rund um die Infrastrukturgesellschaft des Bundes (IGA) und deren Auswirkung auf die Beschäftigten der Autobahnmeistereien. Hier wurde über mögliche Chancen gesprochen -  aber auch die Risiken, die durch einen eigenständigen IGA-Tarifvertrag entstehen können. „Es besteht die Möglichkeit, bessere Standards für die Beschäftigten der Straßenmeistereien zu setzen, die dann auch für die Beschäftigten in den Kommunen und Ländern als Orientierung dienen. Zunächst müssen die Risiken für die Beschäftigten durch entsprechende Regelungen ausgeräumt werden. Derzeit ist es viel zu früh, den Beschäftigten zum Wechsel zu raten“, sagte Hermann-Josef Siebigteroth. Allerdings seien die Gespräche mit dem Bundesverkehrsministerium auf einem guten Weg.

Bildungsbereich in Dresden

Lehrkräfte aller Schularten haben sich am 12. November 2018 in Dresden zum gemeinsamen Branchentag von Sächsischem Lehrerverband (SLV), Philologenverband Sachsen (PVS) und LVBS Sachsen – Der Berufsschullehrerverband getroffen. Einigkeit herrschte bei den Diskutanten darüber, dass die ausgebildeten Lehrkräfte in allen Schulformen mehr Wertschätzung erfahren müssten. Zudem müsse bei den Einkommen der Beschäftigten im Landesdienst dringend die Lücke zur TVöD-Tabelle geschlossen werden. „Die Arbeitgebervertreter der Tarifgemeinschaft deutscher Länder sind immer noch im Sparmodus verhaftet“, stellte Volker Geyer, dbb Fachvorstand Tarifpolitik, fest. „Sparmodus war aber gestern, jetzt ist die Zeit des Investierens, um den öffentlichen Dienst leistungsfähig und gegenüber Arbeitgebern der Privatwirtschaft wettbewerbsfähig im Kampf um den Nachwuchs zu machen.“

Jens Weichelt, Vorsitzender des SLV, hob die besondere Bedeutung der Forderung nach einer stufengleichen Höhergruppierung für die Lehrkräfte in Sachsen hervor: „In nächster Zeit steht bei vielen Kolleginnen und Kollegen die Höhergruppierung an. Das Behalten der Erfahrungsstufe bei der Höhergruppierung würde eine gerechte Belohnung der geleisteten Arbeit bedeuten.“

Soziale Arbeit in Berlin

Beim Branchentag am 13. November 2018 in Berlin haben sich Mitglieder aus den Reihen des Deutschen Berufsverbands für Soziale Arbeit (DBSH) getroffen, um mit dbb Tarifchef Volker Geyer ihre Erwartungen an die Einkommensrunde 2019 zu diskutieren. Geyer verwies darauf, dass der Tarifvertrag mit den Ländern einen erheblichen Nachholbedarf gegenüber dem TVöD mit Bund und Kommunen hat: „Das gilt nicht nur für die Entgelte, sondern auch für die Regelungen zur Eingruppierung. Der Sozial- und Erziehungsdienst, der bei Bund und Kommunen sogar eine eigene Entgelttabelle hat, wird dabei natürlich auch im Fokus stehen.“

Der Vorsitzende des DBSH Berlin, Hannes Wolf, unterstrich: „Die Politik muss endlich begreifen, dass Investitionen in die Soziale Arbeit sich in jeder Hinsicht lohnen. Erstens geht es hier um Menschenleben und um ein gesellschaftliches Miteinander, das niemanden ausgrenzt oder zurücklässt. Zweitens: Wenn wir schon über Geld reden, muss endlich in alle Köpfe, dass Vorsorge grundsätzlich preiswerter ist als Nachsorge. Um das zu erkennen, darf man aber nicht nur in Legislaturperioden denken. Es braucht gesellschaftliche und tarifliche Aufwertung, um Fachkräftemangel entgegen zu wirken und die Profession Soziale Arbeit zu stärken!“

In der Diskussion wurde zudem einmal mehr deutlich, dass nicht alle Probleme im Berufsfeld am Tariftisch gelöst werden können. „Attraktive Arbeitsplätze für Nachwuchs-Fachkräfte und Wertschätzung für die Beschäftigten brauchen faire Bezahlung. Das machen wir den Ländern in der Einkommensrunde gemeinsam klar“, sagte dbb Vize Geyer. „Aber auch darüber hinaus warten auf Politik und Arbeitgeber hier große Aufgaben, beispielsweise mit Blick auf die Arbeitsbelastung. Da werden wir ebenfalls nicht lockerlassen.“

Polizei in Hamburg

Beständigkeit im Wandel: Beschäftigte der Polizeiverwaltung haben am 15. November 2018 auf dem Branchentag in Hamburg über die Arbeit der Zukunft diskutiert. „Digitaler und demografischer Wandel sind Fakten und betreffen den öffentlichen Dienst in besonderem Ausmaß“, betonte Friedhelm Schäfer, Zweiter dbb Bundesvorsitzender und Fachvorstand Beamtenpolitik. Daher müssten seine Arbeitgeber und Gewerkschaften auch besondere Antworten liefern und passende Konzepte zu Fachkräfte- und Nachwuchsgewinnung anbieten. Dazu bot Schäfer in seinem Redebeitrag mehrere Lösungen an. Zugleich aber mahnte er vor den über 200 Teilnehmern an, den Wandel nicht allein von oben zu verordnen: „Die Herausforderungen für den öffentlichen Dienst zu gestalten, heißt, die Beschäftigten in den Mittelpunkt zu stellen. Das gelingt nur durch attraktivere Arbeitsbedingungen, modern ausgestattete Arbeitsplätze, eine wettbewerbsfähige Eingruppierung und eine Bezahlung, die Lust auf Zukunft in unserem Dienst für die Öffentlichkeit macht!“

 

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