komba gewerkschaft/DBSH

Allgemeiner Sozialer Dienst: Personal am Limit

Die komba gewerkschaft hat bundesweite Standards im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) gefordert. „Es dürfen nur so viele Fälle auf einen Beschäftigten kommen, wie es im Rahmen einer korrekten und verantwortungsvollen Bearbeitung möglich ist“, fordert Sandra van Heemskerk, stellvertretende Bundesvorsitzende der komba gewerkschaft, am 14. Mai 2018.

 

Eine zeitgleich veröffentlichte Studie der Hochschule Koblenz kritisiert ebenfalls die Höhe der Fallzahlen pro Vollzeitkraft. Mehr als 100 Familien hätten in einigen Städten Nordrhein-Westfalens oder in Berlin nur einen einzigen Ansprechpartner. Zudem kümmerten sich nur in 68 Prozent der Ämter die Beschäftigten zeitgleich um die empfohlenen maximal 35 Fälle. „Diese Daten sprechen Bände“, so van Heemskerk, die auch Vorsitzende des Fachbereiches Sozial- und Erziehungsdienst der komba ist. „Jeder Fall erfordert eine genaue Auseinandersetzung mit den Familien. Die Pro-Kopf-Zahlen müssen begrenzt werden.“

Die Studie der Uni Koblenz konstatiert zudem eine hohe Fluktuation bei Nachwuchskräften. Nachdem das praktische Berufseinmündungsjahr abgeschafft wurde, bei dem sie unter fachlicher Anleitung sukzessive an die Praxis herangeführt wurden, würden die Absolventen nun direkt mit konkreten Fällen konfrontiert. „Viele der Neueingestellten entscheiden sich angesichts der Bedingungen nach kurzer Zeit gegen den Beruf. Für die übrigen Kolleginnen und Kollegen bedeutet das eine deutliche Arbeitsverdichtung und Mehrbelastung. Für die Familien heißt es ständig neue Ansprechpersonen. Eine für alle Seiten unbefriedigende und nicht tragbare Situation“, sagt van Heemskerk.

Den Lösungsansatz der Studie, die Kommunen von den Kosten der Kinder- und Jugendhilfe zu befreien und die Finanzierungsverantwortung in Bundeshand zu legen, begrüße die komba. „Das Kindeswohl darf nicht von der finanziellen Lage einer Kommune abhängen“, so van Heemskerk.

Auch der Bundesvorsitzende des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit (DBSH), Michael Leinenbach sagte, die Studie bestätige die Erfahrungen aus der Praxis. Die angespannte Finanzlage der Kommunen sowie der Fachkräftemangel führten zu Überlastung, das Arbeitsfeld müsse insgesamt aufgewertet werden. „Ziel muss sein, dass die Fachkräfte in den Jugendämtern die besten Rahmenbedingungen für ihre fachliche Arbeit vorfinden. Die Studie zeigt einmal mehr, dass wir davon weit entfernt sind. Das muss uns aufrütteln.“

 

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