dbb magazin 4/2023

Inklusion beim Einstieg in den Job Bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt? Das Risiko, arbeitslos zu sein, ist für Schwerbehinderte weit größer als für Nichtbehinderte. Stellenausschreibungen versprechen mitunter mehr, als Unternehmen zu halten bereit sind. Bei formeller Eignung werden schwerbehinderte und ihnen gleichgestellte Menschen zu Auswahlverfahren zugelassen und bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.“ Die Entwicklung ist auf den ersten Blick erfreulich: Viele Stellenausschreibungen sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der freien Wirtschaft laden Menschen mit Behinderung ausdrücklich in ihre Bewerbungsverfahren ein. Doch selbst Plattformen für die Online-Jobsuche wie Monster.de bezweifeln, dass dies ausreicht, um Unternehmen inklusiver zu gestalten. Rund drei Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter (Gesamtanteil etwa sechs Prozent) haben eine Schwerbehinderung. Die Arbeitsagentur bezifferte deren Erwerbsquote imMai 2022 für das Jahr 2017 mit 49 Prozent; für die Gesamtbevölkerung lag sie im gleichen Zeitraum hingegen bei über 78 Prozent. Im Jahr 2005 hatten die beiden Werte noch bei 41,6 beziehungsweise 73,8 Prozent gelegen. Der Anstieg der Erwerbsquote von Schwerbehinderten ist also in den zwölf dazwischenliegenden Jahren steiler verlaufen als der der Gesamtbevölkerung. Aber nur, weil ein Problem kleiner geworden ist, ist es noch nicht bewältigt. Auf der Arbeitgeberbewertungswebsite Kununu beschrieb Gregor Demblin, Gründer von myAbility, einer Jobplattform für Behinderte, das Problem schon vor gut drei Jahren: „Einerseits suchen Unternehmen nach wie vor verzweifelt nach Fachkräften, andererseits werden Menschen mit Behinderung bei der Zum Jahresende 2021 lebten in Deutschland laut Statistischem Bundesamt rund 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen. Als schwerbehindert gelten Personen, denen die Versorgungsämter einen Behinderungsgrad von mindestens 50 zuerkannt sowie einen gültigen Ausweis ausgehändigt haben. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung waren 9,4 Prozent der Menschen in Deutschland schwerbehindert. 50,3 Prozent der Schwerbehinderten waren Männer, 49,7 Prozent waren Frauen. Etwa 1,4 Millionen Menschen benötigten einen Rollstuhl. Behinderungen entstehen meist erst im fortgeschrittenen Alter. So war rund ein Drittel (34 Prozent oder 2,6 Millionen) der schwerbehinderten Menschen zum Jahresende 2021 ab 75 Jahren alt. Etwas weniger als die Hälfte (45 Prozent oder 3,5 Millionen) der Schwerbehinderten gehörte der Altersgruppe von 55 bis 74 Jahren an. Nur knapp 3 Prozent oder 198 000 waren Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Körperliche Behinderungen hatten 58 Prozent der schwerbehinderten Menschen. Geistige oder seelische Behinderungen hatten insgesamt 14 Prozent der schwerbehinderten Menschen, zerebrale Störungen lagen in 9 Prozent der Fälle vor. Bei den übrigen Personen (19 Prozent) war die Art der schwersten Behinderung nicht ausgewiesen. Schwerbehinderte in Deutschland Model Foto: Colourbox.de 18 FOKUS dbb magazin | April 2023

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