dbb magazin 3/2023

ONLINE Clean IT Mehr Energieeffizienz durch nachhaltige Entwicklung Das Internet scheint eine saubere Sache zu sein. Immerhin entfallen durch neue digitale Möglichkeiten bei Kommunikation und Dienstleistungen zahlreiche Wege, die früher obligatorisch waren, wie der Briefversand und etliche Dienstreisen. Auch werden viele Kataloge nicht mehr gedruckt, Lieferketten verkürzen sich und smarte Steuerungen helfen beim Sparen. Doch während Energie und Ressourcen eingespart werden, entwickeln immer neue netzbasierte Anwendungen einen unfassbaren Energiehunger. Forschende auf der ganzen Welt arbeiten daran, Informationstechnologie auf Energieeffizienz zu trimmen. Eine einzige Suchanfrage an Google verbraucht zum Beispiel 0,3 Wattstunden. Summiert auf eine Million Suchanfragen weltweit sind das 300 Kilowattstunden (kWh) – pro Sekunde. Pro Tag werden demnach fast 26 Millionen kWh nur für Google-Anfragen verbraucht. Ein Singlehaushalt kommt im Vergleich mit rund 1500 kWh pro Jahr aus. Experten vermuten, dass allein Google heute mehr als zwölf Terawattstunden (TWh, zwölf Billionen Wattstunden) pro Jahr verbraucht. Bislang hat noch niemand errechnet, wie viel alles, was wir heute „das Internet“ mit all seinen Anwendungen und Services vom Haushalt bis zur Industrie nennen, weltweit und pro Jahr an Energie verbraucht. Aber es lässt sich erahnen, dass es sich um unfassbare Größenordnungen handelt. Gewaltiger Hunger nach Energie Nach Informationen des Energiekonzerns E.ON existierten zum Beispiel allein in Deutschland im Jahr 2017 mehr als 53000 Server- und Rechenzentren, deren Stromverbrauch sich laut dem Berliner Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit auf mehr als 13,2 Milliarden kWh jährlich summiert hatte. Das entspricht einer Zunahme von 25 Prozent im Vergleich zu 2010 und in etwa derselben Menge an Strom, die im gesamten Jahr von der Stadt Berlin verbraucht wurde. Und der Energiehunger steigt, wie eine von E.ON bei der Universität RWTH Aachen beauftragte Studie zeigt. Demnach kann allein die Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G ein Plus von 3,8 TWh bis zum Jahr 2025 bedeuten. Aktuell liegt der jährliche Stromverbrauch in Deutschland bei 537 TWh und macht damit gerade einmal knapp ein Prozent vom weltweiten Energiebedarf (21000 TWh) für die Nutzung digitaler Dienste aus. Bis 2030 könnten 13 Prozent des gesamten Strombedarfs auf das Konto von Servern und Rechenzentren gehen. Somit verursachen das Surfen imNetz und das Streamen von Unterhaltungsangeboten längst eine ebenso hohe CO2-Belastung wie der gesamte weltweite Flugverkehr, schätzt Energieforscher Ralph Hintermann vom Borderstep Institut. Hierzulande entspricht das etwa 33 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr und damit der Klimabilanz des innerdeutschen Flugverkehrs. Die Experten vom „The Shift Project“, einem französiÜber den Kühltürmen eines Google-Rechenzentrums in Oregon steigt Wasserdampf auf, der in der Abenddämmerung einen feinen Nebel erzeugt. 13 Milliarden Kilowattstunden für deutsche Rechenzentren © Google 26 FOKUS dbb magazin | März 2023

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