dbb magazin 10/2022

Auch Gladosch war anfangs von der Sorge erfüllt, immer erreichbar sein zu müssen. Das Gefühl habe sich mithilfe der Schulung gelegt und die Zusammenarbeit im Referat gelinge auch aus der Ferne gut. „Wir haben einen sehr respektvollen Umgang miteinander“, freut sich Gladosch. Es gebe Verständnis dafür, wenn jemand Zeit für seine Kinder oder die Pflege älterer Angehöriger benötige. Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, sagt: „Wenn man sich für ein flexibles Arbeitsmodell entscheidet, sollte man darauf achten, dass es keine Belastung darstellt.“ Das kann psychisch und auch finanziell bedeuten. Bezüglich der Arbeitsstunden habe der Arbeitgebende die Pflicht, die Ruhezeiten der Angestellten einzuhalten. Elf von 24 Stunden müssen laut § 5 der Arbeitszeitverordnung Ruhezeit sein. „Wenn die Rahmenbedingungen dann stimmen, kann ein gutes Arbeitsverhältnis eine Bereicherung für beide Seiten sein“, so Kreutz. Vollzeit mit Gleitzeitoption Eine Arbeit, die nicht einfach von zu Hause aus erledigt werden kann, ist die einer Hygienekontrolleurin. Das ist der Job, dem Amra Mujagic-Tietke im Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf in Berlin nachgeht. Vor gut zwei Jahren kam sie als Aushilfe zur Nachverfolgung von Coronainfektionsketten zum Amt. Mit ihrem verlässlichen Einsatz während der Krankheitswellen konnte Mujagic-Tietke überzeugen, bekam einen Vertrag und kann schon kommendes Jahr ihre Prüfung zur Hygienekontrolleurin machen. „Zur Prüfung nach drei Arbeitsjahren kann man aber nur zugelassen werden, wenn man in Vollzeit arbeitet“, sagt Mujagic-Tietke. In Teilzeit wäre die nötige Stundenzahl nach drei Jahren noch nicht erreicht und es würde entsprechend länger dauern, bis eine Zulassung zur Prüfung erfolgen kann. Da sie zwei Kinder hat, sei der Tagesablauf darummanchmal „stramm“. Sie gehe dann früh aus dem Haus, um am Nachmittag zurück zu sein und noch Zeit für „Das Leistungsbewertungsprinzip, das Grundlage jeder Beförderung im öffentlichen Dienst ist, ist in den meisten Behörden immer noch auf Präsenzarbeit ausgerichtet.“ Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung FOKUS 23 dbb magazin | Oktober 2022

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