dbb magazin 9/2022

2021 von knapp 543000 Einwohnerinnen und Einwohner mehr als 180000 einen Migrationshintergrund. Im Vergleich mit 2010 ergibt sich ein Plus von 42 Prozent. Auch wenn viele davon mit der deutschen Sprache groß werden: Die Herausforderung der Kommunen, alle bei Verwaltungsangelegenheiten sprachlich angemessen zu begleiten, nimmt stetig zu. Im Zeitalter der Digitalisierung sollten Antragsformulare auch in gängigen Fremdsprachen verfügbar sein, damit für alle Adressaten eine sprachliche Barrierefreiheit gewährleistet ist. Dies hilft, Missverständnisse und Rückfragen zu minimieren und Prozesse zu beschleunigen. Und es schafft eine Atmosphäre des Willkommenseins unter denjenigen, die sich sonst bei jedem Behördenbesuch ängstlich fragen, ob sie alles richtig machen. Um ein adressatengerechtes fremdsprachliches Angebot zu machen, sollte jede Verwaltung die Sprachbedarfe einzelner Fachbereiche identifizieren und ihre vorhandenen Ressourcen überprüfen. Welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen bereits muttersprachliche oder fremdsprachliche Kenntnisse mit, auf die man aufbauen und auf die man zurückgreifen kann? Wer im Kollegenkreis ist fremdsprachenaffin und hat Interesse, die vorhandenen Sprachfertigkeiten weiter zu verbessern, und wie kann der Arbeitgeber hier hilfreich unterstützen? Welche fremdsprachlichen Fortbildungsangebote können auf freiwilliger Basis von den Mitarbeitenden der Verwaltung genutzt werden, wie passen diese in eine Gesamtstrategie? Was wird das kosten und welchen Mehrwert wird es generieren können? Wer berät und unterstützt kleinere Kommunen bei der Implementierung eines fremdsprachlichen Angebotes? Hier könnten die Studieninstitute durch Fortbildung und Beratung einen großen Beitrag leisten: Sie wissen, welche fachbezogenen Sprachkenntnisse benötigt werden. Und sie verfügen über ein großes Netzwerk von Studierenden, auf deren fremdsprachliche Expertise sie zurückgreifen könnten. Dieses Potenzial systematisch zu heben und allen Kommunen zugänglich zu machen, könnte helfen, die Grenzen der Amtssprache Deutsch zukünftig auch in den Verwaltungen zu überwinden. Jon Döring Wer berät und unterstützt kleinere Kommunen bei der Implementierung eines fremdsprachlichen Angebotes? Hier könnten die Studieninstitute durch Fortbildung und Beratung einen großen Beitrag leisten. Jon Döring ist Leiter des International Office der Hochschule für kommunale Verwaltung in Niedersachsen (HSVN). Der Autor Foto: Dizanna/Colourbox.de

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