dbb magazin 7-8/2022

NACHGEFRAGT Falk Schnabel, Polizeipräsident Köln Wir müssen uns fragen, was da schiefgegangen ist Verbale und auch körperliche Angriffe auf Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes nehmen seit Jahren zu. Verliert der Staat an Respekt? Falk Schnabel: Ich sehe diese Entwicklung mit Sorge und stelle fest, dass offenbar viele Menschen in unserer Gesellschaft den Respekt vor Amtsträgern und Menschen, die sich im öffentlichen Dienst für das Gemeinwohl einsetzen, immer mehr verlieren. Sie waren lange Zeit Leitender Oberstaatsanwalt in Düsseldorf. Haben Sie selbst mit solchen Vorkommnissen zu tun gehabt? Persönlich bin ich noch nicht Opfer eines Angriffs geworden, der mit meiner Tätigkeit im öffentlichen Dienst zu tun hat. Ich habe aber in meiner früheren Tätigkeit als Leiter der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ein Sonderdezernat gebildet, wo Angriffe, insbesondere auf Polizeivollzugsbeamte, zentral bearbeitet werden. Wir waren überrascht, wie schnell die Fallzahlen binnen Kurzem anstiegen. In meiner Zeit als Polizeipräsident in Münster und jetzt seit wenigen Wochen in Köln werden mir immer wieder Vorgänge vorgelegt, bei denen ich regelmäßig einen Strafantrag stelle. Beamtinnen und Beamte werden verletzt, beleidigt und sogar bespuckt, was ich besonders widerlich finde. Spielt Corona bei diesem Respektverlust eine Rolle? Hier könnte ich nur spekulieren. Beim Präsidium Köln bündeln wir seit einigen Jahren Gewalt gegen und Angriffe auf Polizeivollzugsbeamte in einem Kommissariat. 2019 gab es mit knapp 2200 einen Höchststand der Zahl der Opfer. 2020 und 2021 lag sie etwas niedriger. Ob dies mit Corona zu tun hat? Das kann ich nicht beurteilen. Opfer dieser Gewalt sagen uns, Alkohol und psychische Probleme seien oft im Spiel, vor allem bei etwas älteren Tatverdächtigen. Bei den jüngeren könnten eher politische Motive ausschlaggebend sein. Teilen Sie diese Einschätzung? Aus dem bundesweiten Lagebild des Bundeskriminalamtes, das sich auf 2020 bezieht, geht tatsächlich hervor, dass in 50 Prozent FOKUS 23 dbb magazin | Juli/August 2022

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