dbb magazin 6/2022

Sowohl in gesellschaftspolitischer Hinsicht als auch als Arbeit- und Dienstgebender braucht der öffentliche Dienst dringend ein Update, wenn der Staat das Vertrauen insbesondere der jungen Menschen nicht verspielen will“, sagte Matthäus Fandrejewski unmittelbar nach seiner Wahl zum neuen Vorsitzenden der dbb jugend durch den Bundesjugendtag am 6. Mai 2022 in Berlin. Insbesondere die Coronapandemie habe erschreckende Defizite bei der Reaktionsgeschwindigkeit und Krisenfestigkeit des Staats aufgezeigt, erläuterte Fandrejewski: „Das lag nicht an den Beschäftigten, die mit hoher Motivation und großem Engagement ihre Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Wir haben vielmehr die Strukturmängel vor Augen geführt bekommen, die jahrzehntelange Sparpolitik auf der einen und massiven Aufgaben- und Bürokratieaufwuchs auf der anderen Seite produzieren. Die Kolleginnen und Kollegen leiden ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger unter dieser Schwerfälligkeit und geringen Agilität des Staats. Der macht insbesondere bei den Jüngeren nicht nur als Dienst- und Arbeitgebender einen schlechten Eindruck, sondern auch bei allen jungen Menschen, für die digital selbstverständlich ist, die beim Staat aber auf Neandertal treffen.“ dbb Chef Ulrich Silberbach unterstrich die Warnung des dbb jugend-Vorsitzenden: „In den kommenden Jahren gehen Hunderttausende Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand. In Anbetracht der schon heute bestehenden Personallücke von mehr als 300000 Beschäftigten muss der Staat schleunigst aus seinem Dornröschenschlaf erwachen und sich imWettbewerb um die besten Köpfe als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Das schafft man nur mit modernen Arbeitsbedingungen, zeitgemäßer technischer Ausstattung und echten Perspektiven. Wer immer noch Spitzenplätze bei befristeten Arbeitsverhältnissen belegt und Laufställe als Laufbahnen verkaufen will, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt“, so Silberbach. Öffentliche Veranstaltung: Politik sagt Unterstützung für Forderungen der dbb jugend zu Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, lobte die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes: „Sie sind die Visitenkarte einer Gesellschaft!“ Nur mit einer funktionierenden öffentlichen Verwaltung ließen sich Vertrauen in den Staat schaffen, Bürgerrechte leben und Zusammenhalt fördern, sagte Deligöz und betonte mit Blick auf ihr Geburtsland Türkei, dass dies nicht überall auf der Welt selbstverständlich sei. „Bitte bleiben Sie dabei, wir brauchen Sie!“, so die Staatssekretärin. JUGEND 19. dbb bundesjugendtag Grundlegende Modernisierung für den öffentlichen Dienst © Markus Klügel (8) Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Am 6. und 7. Mai 2022 versammelte sich in Berlin der 19. dbb bundesjugendtag. Auf der Agenda der rund 250 jungen Delegierten standen neben der Wahl der neuen Bundesjugendleitung die politische Kursbestimmung für die kommenden fünf Jahre, darunter die zentrale Forderung nach einer grundlegenden Modernisierung des öffentlichen Dienstes. 28 INTERN dbb magazin | Juni 2022

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