dbb magazin 7-8/2021

Verkehrswende in der Stadtplanung Neue urbane Mobilität Mobilität und Erreichbarkeit sind zentrale Voraussetzungen für Teilhabe, wirtschaftlichen Austausch, Beschäftigung und Wohlstand. Gleich­ zeitig ist das derzeitige Verkehrssystem, vor allem in den urbanen Regionen, durch starke Umwelt­ belastungen gekennzeichnet. Der motorisierte Individualverkehr verursacht fast ein Fünftel aller Treibhausgasemissionen in Deutschland. Bis zur nötigen Reduktion auf die Klimaziele ist es darum noch ein weiter Weg. Nachhaltige Alternativen zur „autogerechten“ Stadt sind aber nicht nur angesichts des Klimawandels nötig: Viele Menschen leiden unter ge­ sundheitsgefährdenden Kon­ zentrationen von Stickoxiden und Feinstaub, zu hohen Lärmpegeln, ständigen Staus und einemMangel an freien Flächen. Stadtplanende in der ganzen Republik arbeiten deshalb, und nicht erst seit gestern, an Konzepten für eine neue urbane Mobilität. Es geht um eine gerechte Verteilung des öffentlichen Raums und die Förderung emissionsfreier Mobilität, insbesondere des Fuß- und Radverkehrs. Die Vision ist überzeugend – eine Art „A 40“ für Radfahren­ de: der RS 1 mitten durch die Metropole Ruhr, Deutschlands erster Radschnellweg für Pen­ delnde, Tourende und einfach alle, die sich emissionsarm und schnell auf der Achse zwischen Hamm und Duisburg bewegen möchten. Und die Vision ist streckenweise bereits Realität: Mitte Juni wurden in Gelsenkir­ chen und Dortmund weitere Teilstücke des RS 1 freigegeben, mit eigenen Abfahrten und An­ schlussstellen an weitere lokale Radstrecken und innerstädtisch deutlichen Markierungen und Vorfahrtsregelungen. Damit wächst der RS 1 auf mittlerwei­ le bereits knapp 20 Kilometer zwischen Mülheim an der Ruhr und Bochum, insgesamt sollen 114 saubere und sichere Kilo­ meter entstehen. < Dortmund: „Die Menschen wollen das“ „Ganz viele Menschen wollen das und sind dort, wo sie die neuen Mobilitätsangebote nut­ zen können, sehr überzeugt“, sagt Stefan Thabe, Fachbereichs­ leiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamts in Dortmund, vielen gehe die Entwicklung so­ gar zu langsam – so bekomme seine Abteilung mit Blick auf die geplante fahrradfreundliche Umgestaltung der Bundesstra­ ße 54 rund um den Stadtwall von Bürgerinnen und Bürgern ein mehrheitliches „Nun macht endlich mal voran!“ zu hören. Wie allen Stadtplanenden in der gesamten Republik ist auch Thabe vollkommen klar, dass an der nachhaltigen Verkehrswen­ de kein Weg vorbeiführt. Und das schon seit Jahren – Anfang der 2000er-Jahre legte die Ruhr­ metropole ihren ersten „Mas­ terplan Mobilität“ auf, „mehr Mobilität, weniger Verkehr“, ließ sich die Devise für die neue urbane Mobilität schon damals auf einen Punkt bringen. Stau, Luftverschmutzung, zugeparkte Innenstädte, Verkehrsunfälle mit Radfahrenden und Fußge­ henden sind auch heute noch die Herausforderungen. verkehrswende © VM/Simon Bierwald (2) 16 dbb > dbb magazin | Juli/August 2021

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