dbb magazin 6/2021

brennpunkt < Corona-Pandemie als Brennglas Die Folgen der Corona-Pande­ mie haben die problematische Bildungsfinanzierung der Schu­ len offensichtlicher gemacht. „Dreh- und Angelpunkt, um inmitten der schlechten Rah­ menbedingungen diese Her­ ausforderung zu bewältigen, sind und bleiben die Lehrkräf­ te, die gut gerüstet sein müs­ sen. Den Lehrkräften fehlen geeignete und angemessene Fortbildungskonzepte, zertifi­ zierte digitale, datenschutz­ konforme Bildungsangebote und Zeit“, sagt Susanne Lin- Klitzing, Vorsitzende der dbb Fachkommission Schule, Bil­ dung und Wissenschaft. Die Lehrkräfte hätten sich in den letzten Monaten pragmatisch gezeigt und sich trotz schlech­ ter Rahmenbedingungen und mangelnder bewährter Fort- und Weiterbildungsangebote über Youtube-Videos, Peer- Austausch und Learning by Doing viel notwendiges Wissen selbst angeeignet. „Zukünftig müssen den Lehr­ kräften für die Erstellung digita­ ler Bildungsangebote entspre­ chende Rahmenbedingungen wie Zeitdeputate zur Verfügung stehen. ‚On Top‘ können die He­ rausforderungen der Digitalisie­ rung nicht gemeistert werden“, so Lin-Klitzing. Außerdem gebe es bei den Lehrkräften immer noch Unsicherheiten bezüglich der Rechtssicherheit der von ih­ nen genutzten pädagogischen Plattformen. „Eine für schu­ lische Zwecke vereinfachte urheber- und lizenzrechtliche Situation wäre nicht nur wün­ schenswert, sondern notwen­ dig“, sagt Lin-Klitzing. < Informations- und Kom- munikationstechnolo- gien für Bildung nutzen Die Bildungsgewerkschaften im dbb plädieren zudem für Koordinierungsstellen für In­ formations- und Kommunika­ tionstechnologen (ICT) an den Schulen, die auch die unter­ schiedlichen fachlichen Bedarfe im Blick haben. Diese Koordina­ torinnen und Koordinatoren sollen professionell ausgebildet sein und den Bedarf an digita­ ler Unterstützung für den Fach­ unterricht in Abstimmung mit den Lehrkräften planen. Die ICT-Stelle ist als Schnittstelle zwischen Lehrkräften und Schulleitung auf der einen Sei­ te und den beteiligten Instan­ zen wie Kommune oder Schul­ träger auf der anderen Seite gedacht. Die Koordinatorinnen und Koordinatoren können so die Erarbeitung von Medien­ entwicklungsplänen unterstüt­ zen. „Moderne Medien ermög­ lichen darüber hinaus neue Formen der Öffnung von Bil­ dungseinrichtungen und Schu­ len bis hin zur Kooperation mit außerschulischen Partnern. Auch dazu braucht es ent­ sprechende Stellen, die diese fachübergreifende Aufgabe angemessen innerschulisch koordinieren“, sagt der stell­ vertretende dbb Bundesvor­ sitzende Jürgen Böhm. < Strategischer Rahmen- plan für Bund und Länder Programme wie der Digital- Pakt sind eine Anschubfinan­ zierung und verschaffen den Ländern und Kommunen eine kurzzeitige Entlastung im Haushalt. Das sichert aber kei­ ne standardisierte Umsetzung von Lernmitteln, kein ausrei­ chendes Personal oder eine nachhaltige Finanzierung der IT-Ausstattung. Wie können die politischen Ebenen im föderalen Bildungssystem zusammenarbeiten und die Schulen wirklich zukunfts­ sicher gestalten? Nach Auffassung der Bildungs­ gewerkschaften im dbb könnte ein gemeinsamer strategischer Rahmenplan für Bund und Län­ der ein wichtiger Motor für die Digitalisierung der Schulen sein und zugleich gemeinsame Eck­ punkte markieren. „Ein über­ greifender Entwicklungsplan, ähnlich wie beim Onlinezu­ gangsgesetz (OZG), kann dazu beitragen, Anstrengungen zu bündeln. Zugleich können auch die Erfahrungen der einzelnen Länder mit unterschiedlichen Herangehensweisen einfließen. Eine zentrale, von der Kultus­ ministerkonferenz gesteuerte Zulassung von digitalen Lern­ mitteln und eine schnellere Li­ zenzierung in den einzelnen Ländern würde den Einsatz von digitalen Lernmitteln erleich­ tern“, so Böhm. „Denkbar ist zum Beispiel auch eine bundes­ weit genutzte, cloudbasierte Bildungsplattform, die nicht nur innovative Bildungsinhalte vermittelt, sondern auch das Rechtemanagement und die Lizenzen übernimmt.“ Bund und Länder sollten ge­ meinsam alles daransetzen, die Digitalisierung in den Schu­ len voranzubringen und den DigitalPakt am Ende doch noch zu einer Erfolgsgeschichte zu machen. mz dbb Forderungen zur digitalen Infrastruktur Der dbb fordert die Kultusministerinnen und Kultusminister so­ wie die Landesregierungen im Dialog mit Bund und Kommunen auf, für die erforderliche digitale Infrastruktur an den Schulen zu sorgen. Dazu gehören als Standard für moderne Schulen: > Dienst-E-Mail-Adressen für alle Lehrkräfte, > Bereitstellung von dienstlichen Endgeräten für alle Lehrkräfte, > eine stabile Schulcloud, die allen datenschutzrechtlichen Aspekten Rechnung trägt und dabei benutzerfreundliche und individualisierbare Oberflächen anbietet, > professionelle IT-Administrations- und ICT-Bildungs­ technologiestellen für jede Schule, > Leihgeräte für die Schülerinnen und Schüler und > dienstliche und schulrechtliche Regelungen einschließlich Datenschutz müssen so formuliert sein, dass Lehrkräfte digitale Technik rechtssicher einsetzen können. < DigitalPakt Schule – Corona-Hilfen Der Bund stellt jeweils 500 Millionen Euro zur Verfügung Corona-Hilfe I – Sofortausstattung für Schülerinnen und Schüler Die Länder entscheiden, nach welchem Verfahren die Geräte für die Schulen beschafft werden. Die mobilen Endgeräte leihen dann die Schulen und Schulträger nach selbst festgelegten Verteilungs­ kriterien an ihre Schülerinnen und Schüler aus. Corona-Hilfe II – Administration Die Länder werden finanziell unterstützt, eine IT-Administration einzurichten, die in den Schulen die Technik wartet. Die Förderung erfolgt auch hier nach Maßgabe der einzelnen Förderbekanntma­ chungen der Länder. Antragsberechtigt sind Länder, Schulträger, interkommunale Träger sowie insbesondere mit der Durchführung betraute Organisationen im Rahmen der jeweiligen Förderbe­ kanntmachung. Corona-Hilfe III – Leihgeräte für Lehrkräfte Die Länder regeln die Verteilung der Mittel auf die Schulen bezie­ hungsweise Schulträger selbst. Gefördert werden mobile digitale Endgeräte wie beispielsweise Laptops und Tablets. Die Geräte wer­ den an die Lehrkräfte ausgeliehen, verbleiben im Eigentum des Schulträgers beziehungsweise der Schule. 17 dbb > dbb magazin | Juni 2021

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