dbb magazin 5/2021

aktuell in Nürnberg zusammen. „Auch als Personalvertreterin habe ich wenig Kritik gehört. Im Gegen­ teil: Wir haben von den Kolle­ gen sehr positive Rückmel­ dungen bekommen. Was die Beteiligung der Personalvertre­ tungen angeht, hatten wir kei­ ne Probleme, wir wurden im Digitalisierungsprozess mitge­ nommen.“ Auch habe es kaum Beschwerden über die techni­ sche Ausstattung gegeben. „Das Arbeiten von zu Hause aus funktioniert einschließlich der Kundenberatung eigentlich recht gut“, meinte auch Micha­ el Langwucht, der in der BA in Nürnberg als Berufsberater tätig ist. „Wir können den Ju­ gendlichen auch online durch unsere Beratung gut weiterhel­ fen. In Nürnberg haben wir vie­ le Stellen, die wir vermitteln können. Ein Problem ist aller­ dings, dass die Jugendlichen sich nicht mehr ausprobieren können. Durch Corona sind ja leider alle Berufspraktika ins Wasser gefallen.“ Die Jobcenter seien für die Jugendlichen da, „aber es ist schon etwas ganz anderes, wenn man direkt in der Schule sprechen kann“, räumte Langwucht ein. „Wir versuchen mit bestmöglicher Unterstüt­ zung weiterzumachen. Aber wir Berufsberater warten auf den Tag, an demwir endlich wieder rausgehen können.“ Auf der anderen Seite habe auch die Personalsituation in der BA selbst nicht gelitten. „Im Gegenteil. Die meisten Azubis bleiben langfristig bei uns“, fügte Claudia Morawietz hinzu. „Daher haben wir zu­ mindest bislang kaum Proble­ me mit der Abwanderung gut ausgebildeter junger Fachkräf­ te. Oft bleiben sie in den Agen­ turen oder Jobcentern vor Ort und einige wollen auch bei der BA studieren.“ < Personalabbau kein Thema Jürgen Blischke, Finanzcon­ troller in der BA und Leiter der Grundsatzkommission Digita­ lisierung des vbba, lobte die schnelle und gute technische Umsetzung der „Notmaßnah­ men“ innerhalb der Zentrale in Nürnberg: „Wir mussten schnell reagieren und haben zum Beispiel mithilfe der Bundeswehr im Ausland neue Server gekauft und 60000 Zu­ gänge für mobiles Arbeiten eingerichtet, sodass jetzt 50000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bundesweit gleichzeitig online arbeiten können.“ Darüber hinaus habe die BA unter Einbeziehung des Betriebsrates die Arbeitszei­ ten variabler gestaltet. „Alles in allem hat sich die BA-Zen­ trale in der Krise wirklich als Vorzeigearbeitgeber heraus­ gestellt“, sagte Blischke, der auch im Hauptpersonalrat aktiv ist. Auf der Kostenseite seien da­ für natürlich einige Verren­ kungen nötig gewesen: „Im Haushaltsreferat war eine Menge los. Pandemiebedingte Ausgaben haben wir versucht, erst einmal anderswo einzu­ sparen und bei laufenden Projekten Mittel zu kürzen. Und ohne Nachtragshaushalt ging es natürlich auch nicht, weil tägliche Ausgaben von 500000 Euro für Kurzarbeiter­ geld den Haushaltsrahmen gesprengt haben.“ Angst vor Personalabbau nach der Krise hat Blischke nicht: „Wir brau­ chen die Digitalisierung, um den Personalmangel zu be­ wältigen, nicht um Personal einzusparen. Der kw-Vermerk ist in der BA derzeit kein The­ ma.“ Entsprechend zufrieden skizzierte Blischke die Gesamt­ bewertung: „Ich glaube, wir haben das Beste aus der Krise gemacht.“ < Hohe Belastung „Die Corona-Pandemie hat da­ für gesorgt, dass in der BA die Systeme sehr viel besser ge­ worden sind. Meine Kollegen sind sehr zufrieden, wenn das Homeoffice weiterentwickelt und keine Aussage getroffen wird, dass nach der Pandemie Personal abgebaut wird“, fass­ te Reinhold Marx von der Ar­ beitsagentur Hamburg das Stimmungsbild in seiner Beleg­ schaft zusammen. „Es darf aber nicht verschwiegen wer­ den, dass Digitalisierung nicht immer dazu beiträgt, die Ar­ beitsbelastung spürbar zu sen­ ken“, warnte Marx, der auch Mitglied der Tarifkommission BA der GdS ist. Zwar habe die Anwenderfreundlichkeit bei Kunden und Beschäftigten zu­ genommen. „Doch die Qualität bei der Beratungsarbeit lässt mancherorts nach, weil nicht genug Qualifizierungen vorge­ nommen wurden.“ Dass die BA weiterhin persönliche Kunden­ kontakte für Personen anbie­ tet, „die nicht EDV-affin sind oder unsere Fragen nicht ver­ stehen, weil sie die Sprache nicht gut genug beherrschen“, hält Reinhold Marx für wichtig und richtig. „Eine erfolgreiche Digitalisierung gelingt nur, wenn wir alle Beschäftigten und Kunden mitnehmen und niemanden zurücklassen“, ist Marx überzeugt. vbba Chef Waldemar Dom­ browski, der die Agentur für Ar­ beit Bad Hersfeld/Fulda leitet, bestätigte, dass die Beraterin­ nen und Berater vor Ort darun­ ter leiden, dass die persönliche Beratung aufgrund der Pande­ mie unpersönlicher geworden ist und in den digitalen Raum verlagert werden musste. „Auch, dass die Schulen dicht sind, macht den Kolleginnen und Kollegen zu schaffen, denn in einer unübersichtlichen Schulsituation mit vielen Ein­ schränkungen wird die Berufs­ < Dass die persönliche Beratung für Berufseinsteiger nicht im gewohnten Maße stattfinden kann, wiegt besonders schwer. 9 dbb > dbb magazin | Mai 2021

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