dbb magazin 5/2021

aktuell < Zwei Fragen an . ... Sönke Fock, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit der Hansestadt Hamburg Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, damit ein Digitalisie- rungsprojekt im öffentlichen Dienst erfolgreich ist? Ein Projekt ist dann erfolgreich, wenn es gelingt zu vermitteln, dass es Vorzüge für Kunden und uns Beschäftigte haben wird, der Veränderungsprozess gut begleitet wird und zuvor selbst auspro­ biert werden kann, wenn nicht unmittelbar, dann doch durch ei­ nen Austausch auf vergleichbaren Mitarbeiterebenen. Glauben Sie, dass mit steigender Digitalisierung Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst gefährdet sind? Durch den Fortschritt der Digitalisierung werden Aufgaben und Funktionen sich verändern, teilweise oder gänzlich entfallen, aber auch neu entstehen. Je individualisierter die Dienstleistung, desto weniger wird sie sich ersetzen lassen und umgekehrt: Je standardi­ sierter sie erbracht wird, desto eher wird sie künftig nicht aus­ schließlich von Menschen geleistet werden. wahl für die betroffenen Jahr­ gänge extrem schwierig“. Auch fehle es den Schulen oft an kompatibler technischer Aus­ stattung für die elektronische Berufsberatung. Was die ope­ rative Seite der BA betrifft, gab Dombrowski zu Protokoll, dass „neue Strukturen sehr schnell gewachsen sind. Da haben der Hauptpersonalrat und die Ge­ werkschaften schon Druck ausgeübt. Aber letztlich ist der BA die räumliche Entzerrung entgegengekommen, und wir haben auf eine schnelle Um­ setzung der Maßnahmen ge­ drängt.“ Auch seien, wo mög­ lich, Synergien genutzt worden. „Das haben wir schon aus ver­ gangenen Projekten wie der Einführung der E-Akte gelernt, ohne die der jetzige Kraftakt so gar nicht möglich gewesen wäre.“ Grundsätzlich sei ein guter Mix aus digitaler Technik und persönlichem Kontakt wichtig für die Zukunft der Berufsberatung. < Raus aus dem Großraumbüro „Im Servicecenter in Weiden war es jahrelang unvorstellbar, dass Homeoffice stattfindet. Wir haben im Großraumbüro mit circa 20 Leuten gearbeitet, es war nicht vorgesehen, dass jemand von zu Hause aus tätig ist“, schilderte Jens Maschke aus dem oberpfälzischen Wei­ den den Einzug des modernen Arbeitens in die Arbeitsverwal­ tung. „Jetzt muss man faktisch fast begründen, warumman in der Agentur arbeitet.“ Alles, was passiert ist, sei auch aus Personalratssicht sinnvoll. „Für die Beschäftigten ist es positiv, wenn etwa tagsüber mehr Zeit für die Kinderbetreuung zur Verfügung steht und man da­ für abends arbeiten kann.“ „Wir waren in der Arbeitsver­ waltung ja jahrelang ein we- nig hölzern“, räumte Maschke ein, „jetzt probiert jeder, das Beste aus der Krise zu machen. Und es scheint zu klappen: Bei den Beschäftigten sind die Krankheitszeiten zurückgegan­ gen und die psychischen Pro­ bleme. Im Großen und Ganzen läuft es recht gut.“ Die Digitalisierung innerhalb der BA sei allerdings ohne die bereits vorhandenen Voraus­ setzungen nicht so zügig ver­ laufen, ist Maschke überzeugt; „Ich war live bei der Einführung der E-Akte mit dabei und habe das als Personalrat damals sehr kritisch gesehen. Doch wenn man das damals nicht einge­ führt hätte, wäre das heutige Arbeiten nicht möglich.” Mit Sorge blickt Maschke auf die Situation der Auszubilden­ den: „Es gibt Azubis, die haben in anderthalb Jahren noch kei­ nen einzigen Kunden gesehen, und das ist schwierig. Wenn es uns nicht gelingt, eine gute Ausbildung zu vermitteln, lau­ fen die uns nach drei Jahren davon. Wir brauchen aber die qualifizierten Leute.“ Geld sei hier kein Argument, so Masch­ ke: „Es geht eher darum, die Ausbildung so zu gestalten, dass die jungen Leute sich bei uns aufgehoben fühlen. Des­ halb sollte auch noch einmal überdacht werden, ob die Standorterweiterung und die Schaffung der Ausbildungszen­ tren hier so zielführend sind.” GdS-Chef Maik Wagner nahm die Situation der Sozialversi­ cherung allgemein in den Blick. „Wie in der BA läuft es auch bei den anderen Sozialversiche­ rungsträgern. Krankenkassen und Rentenversicherung haben ebenfalls auf digitale Kunden­ kommunikation umgestellt, lediglich acht bis zehn Prozent der Kunden bekommen dort noch ein persönliches Ge­ spräch. Ich glaube aber, dass die Beschäftigten in der deut­ schen Sozialversicherung über­ all sehr gute Arbeit leisten, auch wenn sie nicht an jedem Dienstort über einen so hohen Digitalisierungsstandard wie die BA verfügen“, sagte Wag­ ner, der auch stellvertretender dbb Bundesvorsitzender ist. Die Entscheidung, Kundenkon­ takte weitgehend einzuschrän­ ken, sei sehr klug gewesen, so Wagner weiter. „Die Krankmel­ dungen sind in den vergange­ nen Monaten bei Weitem nicht so zahlreich gewesen wie in den vergangenen Jahren. Die Arbeitgeber in der Sozialversi­ cherung sind sehr vorbildlich zu nennen, dass sie mobiles Arbeiten ermöglichen.“ br/cri < Viele Berufsberater der BA freuen sich nach der Pandemie wieder auf den persönlichen Kontakt. Model Foto: PetraD/Colourbox.de 10 dbb > dbb magazin | Mai 2021

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