dbb magazin 5/2021

dbb dialog Unabdingbar sei auch, dass der Staat seiner Fürsorgepflicht ge­ genüber den Lehrkräften als Dienstherr beziehungsweise Arbeitgeber aktuell besonders gewissenhaft nachkomme, stellte Silberbach klar. „Die grundsätzlichen Arbeitsbedin­ gungen und die Bezahlung müssen verbessert werden.“ Mit Blick auf die Änderung des Infektionsschutzgesetzes ap­ pellierte der dbb Chef an die Politik, ein rechtssícheres und nachvollziehbares Verfahren bei der Umsetzung zu gewähr­ leisten: „Die Verantwortung darf nicht auf die Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen ab­ gewälzt werden. Wir fordern ein flächendeckendes Impfan­ gebot für Lehrkräfte und um­ fassende Tests für die Schüle­ rinnen und Schüler, beides muss die Politik sicherstellen!“ < KMK-Präsidentin: digita- le Lehr- und Lernformate für guten Unterricht Die Präsidentin der Kultusmi­ nisterkonferenz (KMK) und Mi­ nisterin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Branden­ burg, Britta Ernst, brachte ihre Anerkennung zum Ausdruck, was Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern in den letzten Monaten geleistet ha­ ben, und dankte für das Impro­ visieren und das Engagement. Das eigenverantwortliche Ler­ nen habe in der Pandemie an Stellenwert gewonnen. Ein gu­ ter Präsenzunterricht sei aber durch nichts zu ersetzen: „Doch wer sich in der Pande­ mie und auch danach mit gu­ tem Unterricht beschäftigt, muss es vor dem Hintergrund digitaler Lehr- und Lernmetho­ den tun und tun können. Und was dies angeht, wünschen wir uns den Stand der Digitalisie­ rung an den Schulen anders, als er vorzufinden ist.“ Bisher gebe es keine Verständi­ gung, ob für alle Schülerinnen und Schüler ein digitales End­ gerät gewollt werde, schilderte die Präsidentin der KMK den Disput unter den Bildungsmi­ nisterien. „Zumindest haben wir in der Corona-Krise be­ schlossen, dass Elternhäuser, die es sich nicht leisten kön­ nen, ein digitales Endgerät brauchen. Dafür wurde der DigitalPakt um 500 Millionen aufgestockt. Kompetenzstrei­ tigkeiten herrschten auch bei der Frage digitaler Endgeräte für Lehrkräfte, so Ernst: „Ich vertrete die Auffassung, dass jede Lehrkraft ein digitales Endgerät braucht.“ Die KMK-Präsidentin würdigte den DigitalPakt, mit dem in die­ ser Legislaturperiode die Wei­ chen neu gestellt worden seien, als gemeinsame Kraftanstren­ gung, die Schulen für ein mo­ dernes Zeitalter auszustatten. „Das Programmwurde von An­ fang an für mehrere Jahre ge­ strickt. Dass die Mittel nicht ab­ gerufen wurden, lag wohl auch daran, dass die Schulen mit dem Corona-Krisenmanagement be­ schäftigt gewesen sind.“ Mit Blick auf die regional oft schwierige Lehrkräftegewin­ nung räumte Ernst als Bil­ dungsministerin für Branden­ burg ein, dass sie dort „den ganzen Instrumentenkasten mit Zulagen und so weiter rauf und runter gespielt haben. Wo­ rauf wir sehr setzen, ist das freiwillige soziale Jahr, weil das bei jungen Menschen berufs­ orientierend wirken kann.“ Die Grundidee, man mache eine Grundausbildung als Lehrkraft und ist dann für 20 Jahre ge­ wappnet, funktioniere nicht mehr. „Ich glaube, im Bereich Fortbildung und berufsbeglei­ tendes Lernen müssen wir sys­ temisch in andere Routinen kommen.“ < VBE-Bundesvorsitzender: DigitalPakt als Anschub- finanzierung Udo Beckmann, Bundesvorsit­ zender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), würdigte die bereitgestellten Mittel für den DigitalPakt, sieht darin aber nur eine Anschubfinanzie­ rung. „Wie wird die Finanzie­ rung der digitalen Endgeräte für Schüler und Lehrkräfte nachhaltig gesichert? Wir brau­ chen jedes Jahr weitere zwei bis drei Milliarden, um den ge­ genwärtigen Stand fortlaufend über Jahre zu halten.“ Dass erst die Corona-Krise digitale Defi­ zite an den Schulen aufgezeigt hätte, hält er für unzutreffend und widersprach damit deut­ lich der KMK-Präsidentin Ernst in ihrer Einschätzung: „Wir wussten, dass die digitale Aus­ stattung nicht gegeben ist. Wir wussten, dass die Personalaus­ stattung im Keller ist und wir die individuelle Betreuung nicht ausreichend leisten kön­ nen. Und wir wussten, dass die digitalen Plattformen wackelig performen. Lehrkräfte haben sich stark engagiert und vieler­ orts im eigenen Zirkel Fortbil­ dungen organisiert, weil es von staatlicher Seite nichts gab.“ Unstreitig sei der hohe Stellen­ wert, die soziale Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern zu pflegen: „Das war im Dis­ tanzlernen kaummöglich, auch wenn die Lehrkräfte mit hohem Engagement versucht haben, den Kontakt zu allen zu halten. Die Behauptung, dass wir ein ‚verlorenes Schuljahr‘ hatten, wird aber den Leistun­ gen der Schülerinnen und Schüler sowie ihren Lehrkräf­ ten nicht gerecht. Selbst wenn der Lehrplan nicht voll erfüllt wurde, wurden neue Kompe­ tenzen ausgebildet oder ver­ stärkt, insbesondere beim selbstständigen Arbeiten und der Strukturierung des All­ tags.“ Man müsse jetzt schau­ en, wie die Defizite aufgearbei­ tet und durch digitale Tools unterstützt werden können. Da zum eigentlichen Unterrich­ ten „immer mehr Aufgaben obendrauf kommen“, werde Zeit für Kooperationen ge­ braucht, so der VBE-Chef. Der Dienstherr müsse auch für das Netzwerken ein Stundenkon­ tingent einplanen. < Britta Ernst (KMK) < Udo Beckmann (VBE) 12 dbb > dbb magazin | Mai 2021

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