dbb magazin 3/2021

bürgerschaftliches engagement Dr. Ansgar Klein, Geschäftsführer des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE) Die Zivilgesellschaft ist gefordert, die Spielregeln des Miteinanders zu verteidigen Wo sehen Sie Synergien zwi- schen staatlichen Aufgaben und aktiver Bürgerschaft? Ansgar Klein Die besonderen Stärken des Engagements liegen in der frei­ willigen, oft spontanen Tätig­ keit, die gerade dort ansetzen kann, wo drängende Problem­ lagen rasches Handeln erfor­ dern. Informelles Engagement entsteht gerade in den Sozial­ räumen, in Nachbarschaft und Kiez und setzt hier neben Bei­ trägen zur Hilfe und Unterstüt­ zung Signale der Solidarität. Das Engagement einer aktiven Bürgerschaft steht als Zeit­ spende neben Geld- und Sach­ spenden. Es kann oft zeitnah auch dort wirken, wo staatli­ che und kommunale Einrich­ tungen einen längeren Vorlauf benötigen. Oftmals ist Enga­ gement dabei kreativ und er­ öffnet Handlungsspielräume, die zuvor noch nicht im Fokus standen. Es kann also durch­ aus von einer sehr spezifi­ schen Qualität der über das Engagement geleisteten Bei­ träge auch zur Bewältigung der Pandemiefolgen gespro­ chen werden. Damit dieses freiwillige und „eigensinnige“ Engagement seine Beiträge auch in an­ spruchsvollen Kontexten aufeinander abgestimmten Handelns erfüllen kann, sind oftmals kompetente Beglei­ tungen durch Infrastrukturak­ teure der Engagementförde­ rung (Beratung, Information, Vernetzung, Fortbildung, digi­ tale Kompetenzen …) erforder­ lich. In Formen der Co-Produk­ tion vor allem im sozialen Engagement im Kontext der Wohlfahrtsverbände, in denen Ehren- und Hauptamt eng zu­ sammenwirken, ist ein gutes Freiwilligenmanagement sinn­ voll. Dabei sollte besondere Sorgfalt darauf verwendet werden, Engagement nicht mit Erwerbsarbeit zu ver­ wechseln. Für die Praxis des Freiwilli­ genmanagements gibt es sicherlich noch Unterstüt­ zungsbedarf, etwa bei pra­ xistauglichen Kriterien zur Unterscheidung von Erwerbs­ arbeit und Engagement. Fort­ bildungsangebote, Anerken­ nung des Engagements und ein regelmäßiger fachlicher Austausch gehören dazu. Was können die Behörden für eine gute Einbindung der Bürgerinnen und Bürger tun? Für Verwaltung ist die Einbin­ dung von Engagierten kein Selbstläufer. Erforderlich sind kommunale Anlaufstellen für Engagierte. Diese können in der Verwaltung selber einge­ richtet werden, sind oft aber bei zivilgesellschaftlichen Or­ ganisationen angesiedelt. Bis­ herige Untersuchungen haben dabei deutlich gemacht: Es gibt eine größere Breite an Einrich­ tungen, die eine solche Infra­ strukturaufgabe bei der Beglei­ tung von Engagement erfüllen. Zugleich können diese Einrich­ tungen auch Aufgaben bei der Begleitung von politischer Bür­ gerbeteiligung übernehmen. Wir haben im Feld neben kommunalen Anlaufstellen auch Freiwilligenagenturen und -zentren, Seniorenbüros, Selbsthilfekontaktstellen, Bür­ gerstiftungen, Mehrgeneratio­ nenhäuser oder auch sozio­ kulturelle Zentren, die solche Infrastrukturaufgaben über­ nehmen. Die hier erforderlichen Kompe­ tenzen sind von beachtlicher Breite. Hier einige Stichworte: Vermittlung von Freiwilligen, Beratung und Information, Zugänge zu Zivilgesellschaft, zu Politik und Verwaltung, zu Foto: alekup/Colourbox.de 14 dbb > dbb magazin | März 2021

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