dbb magazin 12/2020

online So funktionieren Corona-Warn-Apps in anderen Ländern Der Standard: Österreich In Österreich hat die Consultingfirma Accenture Österreich die App „Stopp Corona“ für das Rote Kreuz entwickelt. Der Quell­ code der App ist öffentlich, und es müssen keine personenbezo­ genen Daten für die Nutzung angegeben werden. Die Kontakte verknüpfen sich wie in Deutschland anonymisiert über Blue­ tooth. Wenn ein gespeicherter Kontakt in den folgen­ den drei Tagen Corona-Symptome oder eine Er­ krankung meldet, prüft die App, ob man länger als 15 Minuten geringen Abstand zu diesem Gerät hatte. Die Kontakte werden entsprechend benachrich­ tigt. Als Zusatz bietet die App ei­ nen Symptomcheck an: Durch das Ausfüllen eines klinisch geprüf­ ten Fragebogens kann man den eigenen Gesundheitsstatus bes­ ser einschätzen. Der Vorreiter: Singapur „Trace Together“ war die erste weitverbreitete Corona-App, die auch in Deutschland bei der App- Entwicklung als Modell diente. In Sin­ gapur wurde die Anwendung innerhalb weniger Wochen 1,6 Millionen Mal herun­ tergeladen, was mehr als einem Viertel der Be­ völkerung entspricht. Der Insel- und Stadtstaat geht noch einen anderen Weg: Um auch Menschen zu erreichen, die kein Mobiltelefon besitzen, wurde der „Trace Together Token“ entwickelt. Im Rahmen eines Pilotprojektes wurde der Token zunächst bei Menschen der Risi­ kogruppe verteilt und getestet. Er funktioniert wie die Smart­ phone-App über Bluetooth, hat jedoch keine Internet- oder Mo­ bilfunkverbindung. Die verschlüsselten Daten werden auf dem Gerät gespeichert und nach Zustimmung der Nutzenden bei ei­ nem positiven Corona-Test für die Kontaktverfolgung an das Gesundheitsamt übermittelt. Der Token wird kostenlos von der Regierung zur Verfügung gestellt und hat eine Akkulaufzeit von sechs bis neun Monaten. Mittlerweile müssen Studentinnen und Studenten in Singapur den Token verpflichtend tragen. Eine Ausweitung auf weitere Personengruppen ist denkbar, wenn weitere Lockerungen im Land erlassen werden. Die Gescheiterte: Norwegen Norwegen brachte als eines der ersten Länder Europas eine Corona-Warn-App auf den Markt. „Smittestopp“ wurde von 1,5 Mil­ lionen Norwegerinnen und Norwegern heruntergeladen, jedoch wegen Pro­ blemen mit dem Datenschutz wie­ der zurückgerufen. Kritik gab es an der zentralen Datenspeicherung und der nicht notwendigen Erhe­ bung der GPS-Daten. Viele Men­ schen wurden zudem von der Nutzung ausgeschlossen, da die App erst ab 16 Jahren freigege­ ben und nur auf Norwegisch ver­ fügbar war. Bis Ende des Jahres soll es eine Nachfolge-App geben, die auf internationalen Lösungen von Google und Apple basiert. Das hatte Norwegen im Frühjahr noch abgelehnt. Die Planlose: Indien Indien hat seinen Bürgerinnen und Bürgern als Voraussetzung zum Arbeiten vorgeschrieben, die Corona-Warn-App „Aarogya Setu“ zu nutzen. Dennoch kam die App Anfang Mai auf nur 100 Millionen Downloads, was weniger als zehn Prozent der Bevölke­ rung abdeckt. Nach Schätzungen hat auch nur die Hälfte der 1,3 Milliarden Menschen im Land ein Smartphone. Ein weiteres Pro­ blem: Die App greift kontinuierlich auf den Standort und die de­ mografischen Daten einer Person zu. Dennoch hat die indische Regierung keine Maßnahmen zum Schutz und zur Sicherung der Daten umgesetzt. Es fehlen Prüfungsmechanismen und Verfah­ ren, um die gesammelten Informationen zu anonymisieren. mz Foto: krissikunterbunt/Colourbox.de (2) 27 dbb > dbb magazin | Dezember 2020

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