dbb magazin 10/2020

aktuell jeweils 2,4. Auch die Sozialver­ sicherungen, die Stadt- und Ge­ meindeverwaltungen, die Fi­ nanzämter, die Gerichte und die Schulen erreichten im Schnitt noch Noten besser als 3. Das Beruferanking wird nach wie vor von den Feuerwehr­ leuten angeführt, die bei 93 Prozent aller Bürgerinnen und Bürger ein hohes Ansehen ha­ ben. Es folgen Ärztinnen und Ärzte (87 Prozent), Kranken- und Altenpfleger(innen) (87 beziehungsweise 86 Prozent) und Polizistinnen und Polizis­ ten (82 Prozent). Von Beamtin­ nen und Beamten haben der­ zeit 37 Prozent – etwas mehr als noch im letzten Jahr und ähnlich wie bereits 2017 und 2018 – der Befragten ein ho­ hes Ansehen. Auf den letzten Rängen des Beruferankings finden sich wie auch in den Vorjahren die Versicherungs­ vertreterinnen und Versiche­ rungsvertreter (8 Prozent), die Mitarbeiterinnen und Mitar­ beiter von Werbeagenturen (11 Prozent) oder von Telefon­ gesellschaften (13 Prozent) sowie Politikerinnen und Poli­ tiker (16 Prozent) und Mana­ gerinnen und Manager (19 Prozent). Beamtinnen und Beamte werden nach wie vor insbes­ ondere als pflicht- und verant­ wortungsbewusst (70 bezie­ hungsweise 64 Prozent), als zuverlässig (61 Prozent), recht­ schaffen (57 Prozent) und hilfs­ bereit (58 Prozent) sowie kompetent (56 Prozent) wahr­ genommen. 41 Prozent sehen die Beamtinnen und Beamten als unbestechlich, 20 Prozent als flexibel an. Von den eher negativ behafteten Eigenschaf­ ten wird ihnen am ehesten das Attribut „stur“ zugeschrieben (42 Prozent). Nur jeweils eine Minderheit von 29 bis 5 Pro­ zent sieht Beamtinnen und Be­ amte als mürrisch, arrogant, ängstlich, überflüssig, unge­ recht oder als schlecht an. dbb Chef Ulrich Silberbach führt die insgesamt positiven Ergebnisse für den öffentli­ chen Dienst auch auf den Um­ gang von Deutschland mit Kri­ sen aller Art zurück, gerade im internationalen Vergleich: „Die Menschen wünschen sich ei­ nen starken Staat. Sie stellen fest: Dieser Staat trägt dazu bei, in diesem Land für Sicher­ heit, Gesundheit, Wachstum und ein gutes Miteinander zu sorgen“, sagte Silberbach der Nachrichtenagentur dpa am 17. September 2020. Er sei so­ gar der Auffassung, dass das Gemeinwesen stabiler aus der Krise hervorgehe: „Der Kern unserer Demokratie ist gesund und sehr stabil. Auch weil wir einen stabilen, leistungsfähi­ gen öffentlichen Dienst haben. Aber damit das so bleibt, müs­ sen wir ihn zukunftssicher ma­ chen.“ << Priorität für Bildung Mit Sorge sehe er etwa, dass 22 Prozent der Befragten den Staat in der Bildungspolitik als überfordert einschätzen. „Der Staat muss ein großes Interes­ se daran haben, dass das an­ ders wird. Wir müssen Bildung in diesem Land wieder die ers­ te Priorität einräumen – nicht nur in Sonntagsreden, son­ dern auch tatsächlich durch Tun. Wir müssen dabei endlich auch digitale Bildungsformate in der Breite anbieten. Bund und Länder sowie die Kultus­ ministerkonferenz doktern an Symptomen herum, anstatt zu fragen: Welche Angebote haben wir? Wie können wir das Problemwirklich lösen? Nötig wäre eine gemeinsame Strategie.“ In diesem Zusam­ menhang sind die größere Sorge und eine größere Erwar­ tungshaltung gegenüber dem Staat bei den Menschen mit niedrigeren Bildungsabschlüs­ sen für Silberbach ein Weck­ ruf: „Wir brauchen mehr Hilfe für diese Menschen“, fordert er. Wie in den anderen Berei­ chen des öffentlichen Diens­ tes gehe es aber auch in der Bildung nicht ohne eine auf­ gabengerechte Personalaus­ stattung. „Wir leiden nach wie vor unter einer großen Personalnot. Uns fehlen rund 300 000 Menschen im öffent­ lichen Dienst“, so Silberbach. Das sei im Alltag schon fatal, in einer Krise wie der Corona- Pandemie sei es schlicht dra­ matisch. „Nur durch den Ein­ satz vieler Menschen im öffentlichen Dienst ist es gelungen, die Ausbreitung der Pandemie deutlich einzu­ grenzen und deren Folgen ab­ zumildern. Wir sind gut bera­ ten, jetzt daraus Lehren zu ziehen. Wir müssen den öf­ fentlichen Dienst stärken, Fachkräfte ausbilden und dann auch an den Staat als Arbeitgeber binden, die Digi­ talisierung in der Verwaltung vorantreiben und uns auf mögliche Krisen einfach besser vorbereiten.“ Mitarbeiter(in) einer Werbeagentur Studienrat/Studienrätin Steuerberater(in) EDV-Sachbearbeiter(in) Bankangestellte(r) Unternehmer(in) Beamte(r) + Polizist(in) + Krankenpfleger(in) +‚ Müllmann(-frau) +„ Feuerwehrmann(-frau) +‡ Gewerkschaftsfunktionär(in) +‚ ‰„ ‰Š ‰ ‰‡ ‰‹ ‰Œ << Die Datengrundlage Im Auftrag des dbb beamtenbund und tarifunion hat forsa-Gesell­ schaft für Sozialforschung und statistische Analysen auch im Jahr 2020 untersucht, wie der öffentliche Dienst und seine Leistungen von den Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik wahrge­ nommen werden. Die Erhebung für diese Bürgerbefragung zum öffentlichen Dienst fand im August 2020 statt. Befragt wurden 2 006 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger. Wie be­ reits 2019 wurde die Erhebung online mithilfe des forsa.Omninet durchgeführt, einem für die deutsche Online-Bevölkerung ab 14 Jahren repräsentativen Panel mit derzeit rund 80 000 Teilneh­ merinnen und Teilnehmern. Die Auswahl der Befragten erfolgte offline nach einem systematischen Zufallsverfahren, das sicher­ stellt, dass die befragten Bürgerinnen und Bürger ein Spiegelbild der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland darstellen. 12 dbb > dbb magazin | Oktober 2020

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