dbb magazin 9/2020

online ersatzprodukten schlechter, aber gegenüber Rind, Schwein und Huhn positiver, da Insekten Futtermittel effizienter verwer- ten können. Den Treibhausgas- ausstoß für die Produktion eines Kilos Fleischersatz auf Insektenbasis berechnet die Studie mit drei Kilogramm. Zu den Gesundheitswirkungen dieser Erzeugnisse ist aller- dings noch wenig bekannt – oft enthalten sie zwar mehr Eiweiß als Fleisch, tragen aber auch ein Risiko für bestimmte Allergiker oder enthalten zahl- reiche Zusatzstoffe. Aussagen zu Umwelt- und Gesundheitswirkungen von In-vitro-Fleisch – also Fleisch, dass unter Laborbedingungen gezüchtet wird – sind derzeit ebenfalls schwer zu treffen, da bislang nur theoretische An- nahmen zu Ökobilanzen vorlie- gen. Diesen ersten Prognosen zufolge könnte In-vitro-Fleisch beimWasser- und Landver- brauch besser als konventionell produziertes Fleisch abschnei- den, beim Energieverbrauch da- gegen schlechter. Aktuell wird In-vitro-Fleisch zu Forschungs- zwecken zudem in Nährme- dien produziert, die fetales Käl- berserum enthalten, also das Blut ungeborener Kälber. Die Nutzung eines tierfreien Nähr- mediums wäre aber entschei- dend für die Frage, ob In-vitro- Fleisch künftig ökologisch sowie in ethischer und gesundheitli- cher Hinsicht vorteilhaft ist. << Ersatzprodukte sind echte Alternative Vom gesundheitlichen Stand- punkt aus betrachtet bieten pflanzliche Proteine und pflanz- liche Fleischersatzprodukte ei­ ne Möglichkeit, den in Deutsch- land mit rund 60 Kilo pro Kopf und Jahr zu hohen Fleischkon- sum zu reduzieren. Gesund und nachhaltig wären nach der EAT- Lancet-Kommission maximal 15 Kilo Fleisch. Die EAT-Lancet- Kommission besteht aus 37 weltweit führenden Wissen- schaftlern aus 16 Ländern aus verschiedenen wissenschaft­ lichen Disziplinen. Ziel der Kommission war es, einen wissenschaftlichen Konsens zu erreichen, indem sie Ziele für eine gesunde Ernährung und eine nachhaltige Lebens­ mittelproduktion definiert. Die Ergebnisse der Kommission liefern die allerersten wissen- schaftlichen Ziele für eine gesunde Ernährung und nachhaltige Lebens- mittelproduktion innerhalb der planetarischen Grenzen, die es uns ermöglichen, bis 2050 bis zu zehn Milliarden Menschen zu ernähren. Grundsätzlich kommt die Stu- die des Umweltbundesamtes zu dem Schluss, dass pflanzen- basierte Fleischersatzprodukte am günstigsten abschneiden, wenn sie wenig verarbeitet und wenig verpackt sind, denn einen hohen Verarbeitungsgrad und Zusatzstoffe in Fleisch­ ersatzprodukten bewertet das UBA kritisch. Aus Umweltsicht bieten Fleischersatzprodukte demnach eine echte Alternati- ve zu Fleisch. Der weltweit wachsende Konsum von Fleisch und tierischen Produk- ten sowie das Gros der derzei- tigen Herstellungsprozesse verursachen erhebliche Proble- me für die Umwelt, die Tiere und die menschliche Gesund- heit: Das Klima wird belastet wegen der hohen Treibhaus­ gasemissionen aus der Vieh- haltung und der Regenwald­ abholzung für den Anbau von Soja als Futtermittel, es wer- den zu viele Antibiotika in den Stallanlagen eingesetzt und die Haltungsbedingungen sind eine Tierquälerei. UBA-Chef Dirk Messner ist sich daher sicher: „Aus Umweltsicht ist es unverzichtbar, den Fleisch- konsum zu reduzieren.“ Der Marktanteil von Fleisch­ ersatzprodukten am weltwei- ten Gesamtfleischmarkt ist mit einem geschätzten Anteil von 0,5 bis 0,6 Prozent im Jahr 2017 bislang sehr gering. In Deutsch- land liegt der Anteil bereits bei rund sechs Prozent. Während der Umsatz der Fleischindustrie hierzulande relativ stabil ist, zeigen Prognosen, dass die Um- sätze in den nächsten Jahren weltweit stärker steigen wer- den als die für Fleischersatzpro- dukte. Nur wenn Fleischalter­ nativen, und hier insbesondere die auf Pflanzenbasis, stärker gefördert werden und ihr Marktanteil weltweit wächst, werden sie zu einer fleischär- meren Ernährung beitragen können, so das UBA. br << Nachhaltig grillen: Gemüse, Käse und Fleischersatz < In Asien gehö- ren Insekten schon lange zum Ernäh- rungsrepertoire. Foto: Marian Vejcik / Colourbox.de F o t o : U R F / C o l o u r b o x . d e 41 > dbb magazin | September 2020 dbb

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