dbb magazin 7-8/2020

senioren << Die Bitkom-Umfrage . … wurde zwischen dem 11. und 15. März 2020 tele- fonisch durchgeführt. Dabei wurden 1002 Personen ab 16 Jahren befragt. Die Um- frage ist repräsentativ. Gesundheitsversorgung Imagegewinn für die Telemedizin Die Corona-Pandemie be- günstigt offenbar einen Kulturwandel im Patien- ten-Arzt-Verhältnis. Eine Umfrage zeigt, dass Bür- gerinnen und Bürger aller Altersstufen ihre Arzt­ besuche mit steigender Tendenz auch online absolvieren würden. Zwei Drittel (66 Prozent) befür- worten es, wenn Ärzte Online- Sprechstunden anbieten, weil sich dadurch die Ansteckungs- gefahr in der Praxis reduzieren lässt, ergab eine repräsentative Befragung von mehr als 1000 Personen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digital- verbandes Bitkom. Damit ist der Zuspruch für vir- tuelle Arztbesuche deutlich ge- stiegen: Im Frühjahr 2019 ga- ben in einer Bitkom-Umfrage erst 30 Prozent an, sie könnten sich vorstellen, das Angebot einer Online-Sprechstunde wahrzunehmen, weitere fünf Prozent hatten dies zu diesem Zeitpunkt schon einmal getan. „Während der Corona-Pande- mie wird das Gesundheitssys- tem über seine Grenzen hinaus belastet. Online-Sprechstun- den sind besonders jetzt hilf- reich, um die medizinische Ver- sorgung zu gewährleisten und gleichzeitig Patienten, Ärzte und Pflegende zu schützen – insbesondere auf dem Land, aber auch in den Städten. Vor allem Ältere und alle Risiko- gruppen sollten jetzt jedes Ri- siko einer Ansteckung vermei- den“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Patienten, Ärzte, Pflegende – sie alle können von der Digitali- sierung des Gesundheitswe- sens profitieren. Wir müssen die schon vorhandenen Mög- lichkeiten jetzt konsequent ausbauen und in die Fläche bringen. Viele Anbieter der Vi- deodienste für Online-Sprech- stunden stellen ihre Angebote den Ärzten derzeit kostenfrei zur Verfügung“, ergänzt Berg. << Kosten werden übernommen Die Krankenkassen überneh- men seit April 2017 die Kosten einer Online-Sprechstunde. Im Mai 2018 hatte der Deutsche Ärztetag den Weg dafür geeb- net, dass Patienten sich auch ohne vorherigen persönlichen Arztbesuch via Videochat be- handeln lassen können – wenn dies ärztlich vertretbar ist und die erforderliche ärztliche Sorg- falt gewahrt bleibt. 14 von 16 Bundesländern haben die ärzt- liche Berufsordnung inzwi- schen entsprechend angepasst. Bei der Online-Sprechstunde kommunizieren Arzt und Pati- ent über einen zertifizierten Videodienstanbieter, der für einen sicheren technischen Ablauf sorgt. Nötig sind neben einer Internetverbindung eine Webcam, Lautsprecher und ein Mikrofon – also technisches Equipment, das in Tablets und Smartphones bereits standard- mäßig enthalten ist. „Konse- quent wäre, jetzt auch die oh- nehin geplante Einführung des E-Rezepts vorzuziehen und im Sinne einer bestmöglichen Ver- sorgung der Patienten schnell zu realisieren“, betont Bitkom- Präsident Berg. Bereits 2019 hatte sich in einer entsprechenden Umfrage her- auskristallisiert, dass die Bereit- schaft, Online-Sprechstunde zu nutzen, in Zeiten einer altern- den Gesellschaft und eines vor- anschreitenden Ärztemangels wächst. Schon zu diesem Zeit- punkt konnten sich 30 Prozent der Bundesbürger Videochats mit ihrem Arzt vorstellen. << Leichterer Kontakt zu fernen (Fach-)Ärzten Fünf Prozent der Befragten hatten diese Dienstleistung bereits in Anspruch genom- men. Als den größten Vorteil dieser digitalen Behandlungs- möglichkeit identifizierten zwei Drittel der Internetnutzer (64 Prozent) die Tatsache, dass der Zugang zu weit entfernten Ärzten und insbesondere Fach- ärzten erleichtert wird. Mehr als jeder Zweite (53 Pro- zent) hob hervor, dass die War- tezeit in der Praxis entfalle. 43 Prozent sahen einen der größten Vorteile einer Online- Sprechstunde darin, dass so keine Gefahr mehr bestehe, sich imWartezimmer bei ande- ren Patienten anzustecken. Zu- gleich hat ein Großteil der Bun- desbürger großes Vertrauen in die Potenziale der Digitalisie- rung in Bezug auf die Bekämp- fung des Coronavirus und die Heilung erkrankter Menschen. So zeigten sich 84 Prozent zu- versichtlich, dass digitale Tech- nologien helfen könnten, mehr über das Coronavirus zu erfah- ren und ein Gegenmittel zu finden, etwa durch die auto- matisierte Analyse von Patien- tendaten. © Colourbox.de 35 dbb > dbb magazin | Juli/August 2020

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