dbb magazin 7-8/2020

blickpunkt Folgen der Corona-Pandemie für Eltern, Kinder und Jugendliche Polarisierte Familien und vereinsamte Jugendliche Zwei bundesweite Studien geben Aufschluss darüber, wie Familien und Jugendliche die Zeit der Schul- und Kitaschließungen empfunden haben. Die Ergebnisse fallen höchst unterschiedlich aus – von der Politik fühlten sich jedoch die meisten Eltern im Stich gelassen. Nur knapp 13 Prozent aller El- tern haben den Eindruck, dass ihre Sorgen wahrgenommen wurden – etwa von Verant- wortlichen in der Politik. So lautet das nüchterne Ergebnis der bundesweiten Studie „KiCo – Kinder, Eltern und ihre Erfah- rungen während der Corona- Pandemie“, für die ein For- schungsverbund im Zeitraum vom 24. April bis 3. Mai 2020 über 25 000 Mütter und Väter befragt hat, die mit mindes- tens einem Kind unter 15 Jah- ren in einem Haushalt leben. Rund 60 Prozent aller befrag- ten Erwachsenen hat hingegen den Eindruck, dass sie mit ihren Alltagsfragen und der Neuor- ganisation ihres Alltagslebens nicht gesehen werden. Diesen Trend bestätigen auch zwei weitere Ergebnisse der Studie. Über 70 Prozent der Teilneh- merinnen und Teilnehmer ga- ben an, dass sie sich Sorgen über die Dinge machten, die gerade in Deutschland passie- ren. Und lediglich 35 Prozent fühlen sich durch die Politik gut informiert und unterstützt. << Abhängig von funktio- nierender Infrastruktur Viele weitere Ergebnisse der Umfrage deuten darauf hin, dass die Corona-Pandemie die Familien innerhalb der Gesell- schaft polarisiert hat und sich je nach Betreuungssituation unterschiedliche Gruppen ergeben haben. So gaben überdurchschnittlich viele El- ternteile an, dass sie mit der Betreuung durch Schule und Kita gänzlich unzufrieden sind. Wie die verschiedenen Kurven in der Abbildung unten zeigen, fand eine zweite Gruppe die Betreuung in Ordnung und eine dritte Gruppe war total zufrieden damit, wie ihre Kin- der in der Zeit der Schul- und Kitaschließungen betreut wurden. Diese Ergebnisse gehen wohl auf die sehr unterschiedlichen Situationen zurück, in welche die Corona-Pandemie die Fami- lien gebracht hat: Einige Kinder können in die Notbetreuung, andere haben keinen Kontakt mehr zu Freunden und Groß­ eltern. Manche Eltern sind in Kurzarbeit und haben dadurch mehr Zeit für ihre Kinder, ande- re gelangen durch Homeoffice und Kinderbetreuung an ihre Belastungsgrenzen. Hinzu kommt, dass öffentliche Ein- richtungen wie Spiel- und Sportplätze, Museen und Zoos geschlossen waren und Verei- ne ihre Angebote teils kom- plett herunterfahren mussten. In Bezug auf das Homeschoo- ling zeigt sich bei den befrag- ten Eltern eine Tendenz zur Un- zufriedenheit. Sowohl bei dem im Homeschooling Erlernten als auch bei der Unterstützung durch die Lehrkräfte gaben die Eltern eine leichte Unzufrieden- heit an. Offensichtlich unzufrie- den waren die Eltern mit den Zufriedenheit mit der Betreuung durch Schule und Kita © Universitätsverlag Hildesheim © Colourbox.de (2) 14 > dbb magazin | Juli/August 2020 dbb

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