dbb magazin 6/2020

senioren Internationaler Tag der Pflege Pflege geht alle an Bei der Weiterentwicklung der Pflegeversicherung wurden Fortschritte erzielt. Dennoch darf die Poli­ tik Verbesserungen nicht weiter aufschieben. „Besonders notwendig sind spürbare Verbesserungen für pflegende Angehörige, die in der Vergangenheit nur selten im Fokus der Öffentlichkeit standen. Sie bilden, ergänzt um ambulante Pflegedienste, das Rückgrat der häuslichen Versorgung und stehen durch die derzeitigen Kontaktbe­ schränkungen vor immensen Herausforderungen“, mahnte der dbb Bundesvorsitzende Ul­ rich Silberbach anlässlich des internationalen Tages der Pfle­ ge am 12. Mai 2020. Anerkennungsprämien für das Pflegepersonal und Finanzhil­ fen für die Krankenhäuser seien zwar wichtig. Gleichzeitig fühl­ ten sich viele daheim Betreute und deren Angehörige derzeit von der Politik im Stich gelas­ sen. „Seit Jahren fordern wir, die Pflege als gesamtgesell­ schaftliche Aufgabe zu verste­ hen und analog zur Kinderbe­ treuung eine steuerfinanzierte Entgeltersatzleistung für pfle­ gende Angehörige und einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Tages-, Nacht- und Kurz­ zeitpflege zu schaffen. Bei der Kinderbetreuung haben wir das seit Jahren“, erklärte der dbb Chef. Auch der Vorsitzende der dbb bundesseniorenvertretung, Horst Günther Klitzing, sieht weiteren Reformbedarf: „Sollte doch eine stationäre Pflege un­ umgänglich sein, brauchen wir Rechts- und Kostensicherheit für alle Beteiligten. Dem vor­ hersehbaren, weiteren Anstieg der Eigenanteile bei Versor­ gung im Heimmuss entgegen­ getreten werden. Wir fordern eine Deckelung oder zumin­ dest eine stärkere Dämpfung des Anstiegs der Eigenanteile.“ Es müsse nicht der viel zitierte „Sockel-Spitze-Tausch“ sein, auch der Verband der Privaten Krankenversicherung habe ein Modell entwickelt, um künf­ tige Kostensteigerungen ab­ zufedern. „Wir sollten hier ergebnisoffen diskutieren“, so Klitzing. © Jan Brenner 8. Mai 1945/2020 – 75 Jahre Frieden Dankbarkeit und Verpflichtung Aus Anlass des 75. Jahrestages der bedingungslosen Kapitulation Deutsch­ lands am 8. Mai 1945 appellierten der Vorsitzende der dbb bundessenioren­ vertretung, Horst Günther Klitzing, und die Vorsitzende der dbb jugend, Karoline Herrmann, die Erinnerung wachzuhalten. Das Bewusstsein, dass das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa den Ausgangspunkt für die längste Friedensphase in Europa markiert, sei Anlass für große Dankbarkeit, aber auch Verpflichtung, diesen Frieden zu wahren. Klitzing betonte, die heutigen Seniorinnen und Senioren hät­ ten die Folgen des kriegstrei­ benden, rassistischen und men­ schenverachtenden Systems noch unmittelbar erlebt. In den Fünfzigerjahren seien die Zer­ störungen sehr präsent und der heutige Wohlstand nicht vor­ stellbar gewesen. „In unserer Jugend war es zudem keines­ wegs selbstverständlich, in un­ seren europäischen Nachbarlän­ dern freundlich aufgenommen zu werden“, so der Chef der dbb Senioren. Die heutige Situation dürfe jedoch nicht leichtfertig als Selbstverständlichkeit ange­ nommen werden, sondern müs­ se immer wieder entwickelt und gestaltet werden. Die Tatsache, dass rechtsextre­ mes Gedankengut wieder mehr und mehr aufkomme, sei ihr unverständlich, ergänzt die Vor­ sitzende der dbb jugend, Karoli­ ne Herrmann. Die dbb jugend betrachte sich als gesellschaft­ liche Kraft, die dem Vergessen und Rechtsextremismus ent­ schieden entgegentrete. Für die heutige Jugend sei das vom Na­ tionalsozialismus in Deutsch­ land ausgehende Grauen in Eu­ ropa und während des Zweiten Weltkriegs unvorstellbar. Herr­ mann rief die junge Generation deshalb auf: „Befasst euch mit der Geschichte Deutschlands. Lest und schaut Berichte von Überlebenden oder Dokumen­ tationen, besucht Gedenkstät­ ten und ihr werdet, wenn auch nur ansatzweise, erkennen, welches Leid Gewalt und Krieg über die Menschen bringt.“ Beide Vorsitzende erklärten, nur mit einem weltoffenen, demokratischen Deutschland, in dem die Menschenrechte oberste Priorität hätten und für das dbb jugend und Senio­ ren eintreten, könne die Ge­ schichte des friedlichen Europa fortgesetzt werden. Auch hier­ für sei Erinnern unerlässlich: „Nur wer die Vergangenheit kennt und aus ihr lernt, kann die Zukunft gestalten!“ << Karoline Hermann und Horst Günther Klitzing 34 dbb > dbb magazin | Juni 2020

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