dbb magazin 6/2020

nachrichten Lehre aus der Corona-Pandemie Europas Gesundheitsschutz besser koordinieren Gesundheitspolitik ist in der Europäischen Union Sache der Mitgliedstaaten. Als Lehre aus der Corona-Pandemie fordert der dbb aber, Maßnahmen zum Schutz der Bevöl­ kerung auf europäischer Ebene besser zu koordinieren. „Krankheiten interessieren sich nicht für Ländergrenzen. Deshalb muss die Zusammen­ arbeit verbessert werden, ohne die Kompetenzen der einzel­ nen Staaten in diesem wichti­ gen Feld zu beschneiden“, sag­ te der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach am 25. Mai 2020. Als Beispiele nannte er die Bereiche Informationserhe­ bung, Arzneimittelbeschaffung und -sicherheit sowie Kommu­ nikation. „Gerade in den Grenzregionen gibt es so einen starken Perso­ nen- und Warenverkehr, dass wir uns schon fragen müssen, ob bei der Entwicklung der App zur Nachverfolgung von Infek­ tionswegen nicht auch die eu­ ropäische Dimension stärker berücksichtigt werden müsste“, so der dbb Chef. Zudemmüss­ ten Daten zum Infektionsge­ schehen – unter Berücksichti­ gung des Datenschutzes – nach gemeinsamen Standards auf EU-Ebene gesammelt und aus­ gewertet werden. „Auf Basis der bisherigen und neuer Er­ kenntnisse können dann auch entsprechende länderübergrei­ fende Epidemiepläne erarbei­ tet werden.“ Bei der Herstellung wichtiger Arzneimittel solle die Eu­ ropäische Union zudem eine „strategische Au­ tonomie“ sicherstel­ len, so Silberbach. „Dazu gehört eine europaweite Bevorra­ tung unverzichtbarer medizinischer Materi­ alien, Medikamente und Geräte und eine ge­ meinsame Überwachung der Bestände und der Pro­ duktionskapazitäten.“ Auf der Verwaltungsebene seien re­ gelmäßige Seuchenschutz­ übungen unter Beteiligung relevanter europäischer und nationaler Behörden wün­ schenswert. „Dazu gehört auch eine abgestimmte Kom­ munikation der staatlichen Stellen, um Fehlinformationen zu vermeiden und auch den zuletzt verstärkt verbreiteten Verschwörungsmythen den Boden zu entziehen.“ Schule unter Corona-Bedingungen „Gebt Kindern die richtige Ausstattung für ihre Bildung!“ Die Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen werden die Schulen nicht nur bis zum Ende des Schuljahres, sondern auch im kommenden beglei­ ten. Deswegen fordert der dbb, die Zeit bis zum Ende der Som­ merferien zu nutzen, um die Schulen bestmöglich für das Lernen unter Corona-Bedin­ gungen aufzustellen. „Die Kultusministerinnen und -minister müssen Hand in Hand mit den kommunalen Schulträgern für die erforder­ liche digitale Infrastruktur an den Schulen sorgen“, forderte dbb Chef Ulrich Silberbach am 27. Mai 2020. Dazu gehören als Standard für moderne Schulen: > Dienst-E-Mail-Adressen aller Lehrkräfte, > dienstliche Endgeräte für alle Lehrkräfte, > eine stabile Schul-Cloud, die datenschutzrechtlichen Aspekten Rechnung trägt, > eine professionelle IT- und Medienunterstützung für jede Schule und > Leihgeräte für die Schülerin­ nen und Schüler, denn es darf nicht sein, dass der Zugang zu Bildung von der Ausstattung der Elternhäuser abhängt. Weiterhin muss der Mehrfach­ belastung der Lehrkräfte zum Beispiel durch Präsenzlernen in der Schule und der Anleitung zum Lernen zu Hause Rech­ nung getragen werden. „Das System Schule darf nicht über­ lastet werden!“, so Silberbach weiter. Die Lehrerfortbildung muss kurzfristig berücksichti­ gen, dass die persönliche Be­ treuung unentbehrlich ist für ein gelingendes digitales Ler­ nen auf Distanz. Zudemmuss die arbeitsmedizinische Be­ treuung der Lehrkräfte auf professionelle Füße gestellt werden, indem den Schulen Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner zugeteilt werden. Die Krise zeige zudem, dass der Zustand vieler Schulbauten das Einhalten der Hygienemaßnah­ men massiv erschwere. Daher ist die seit Jahren defizitäre sa­ nitäre Ausstattung der Schulen abzustellen; alle Klassenräume müssen zudem über ein eige­ nes Waschbecken verfügen. © C o l o u r b o x . d e / N a t a l i a M y l o v a © Colourbox.de 18 dbb > dbb magazin | Juni 2020

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