dbb magazin 4/2020

© C o l o u r b o x . d e pflege Personalbemessung für die Langzeitpflege Individueller Mix aus Assistenten und Fachkräften Die Bundesregierung hat mit der Verabschiedung des Pflegestär- kungsgesetzes II ein wissenschaftliches Instrument für die Personal­ bemessung in der Langzeitpflege eingefordert. Daraufhin entwickelte die Universität Bremen eine Berechnungssystematik, die Ende Februar 2020 vorgestellt wurde. Diese biete zwar gute Ansätze, diene aber nicht als „Allheilmittel“, meint der dbb. Die Berechnungen der „Bre- mer“ Methode würden dazu führen, dass die Zahl der Assis- tenzkräften aufgestockt wer- den müsste und der Anteil der Fachkräfte am Gesamtperso- nal von derzeit 50 auf dann nur noch 40 Prozent fiele. „In einem ersten Reflex kommen zweifelsfrei Sorgen hinsichtlich der Aufrechterhaltung einer hohen Versorgungsqualität auf“, so Volker Geyer, Fach­ vorstand Tarifpolitik des dbb. „Allerdings zeigt sich bei nähe- rer Betrachtung, dass sich der Rückgang der Fachkräftequote lediglich als Folge einer deut­ lichen Aufstockung der Assis- tenzkräfte ergibt.“ << Pflegefachkräfte wirksam entlasten ... Dass der Bedarf eher bei der Assistenz gesehen wird, mache aber durchaus Sinn, so Geyer: „Derzeit übernehmen Pflege- fachkräfte viele Assistenztätig- keiten. Umgekehrt gilt dies ebenso, wenn auch nicht in gleichem Umfang. Ein deutli- ches Mehr an Assistenzkräften leistet also einen wichtigen Beitrag, um die Pflegefachkräf- te zu entlasten, sodass sie sich auf ihre originären Tätigkeiten konzentrieren können.“ Das führe nicht nur zu einem passgenaueren Personalein- satz, sondern erhöhe die Ar- beitszufriedenheit und mache den Pflegeberuf attraktiver. Derzeit existieren in Deutsch- land von Bundesland zu Bun- desland sehr unterschiedliche Personalquoten. Deshalb be- steht die Herausforderung nach Auffassung des dbb darin, den heimindividuellen Fach- kräfte-Assistenten-Mix zu fin- den. Das „Bremer“ Tool, in das lediglich ein paar Basisinforma- tionen sowie die heimindivi­ duelle Patientenzusammen­ setzung eingegeben werden müssen, um die jeweils pas- sende Personalquote zu er- rechnen, sei aber kein „Allheil- mittel“, erklärte Geyer. << ... Versorgungssicherheit aber nicht gefährden „Besonders in kleineren Ein- richtungen stößt eine vorgege- bene Fachkräftequote an Gren- zen, da die Anwesenheit einer Pflegefachkraft stets und in jeder Schicht gewährleistet werden muss. Darüber hinaus sieht der dbb besondere Ge- fahren für die Versorgungs­ sicherheit der hohen Pflege- grade: Je höher der Anteil der Pflegegrade 4 und 5 innerhalb einer Einrichtung ist, desto hö- her ist nach der neuen Syste- matik auch die Fachkräftequo- te. Das setzt Anreize für die Heime, das Angebot an Pflege- plätzen mit hohen Pflegegra- den zurückzufahren, da derzeit einfach nicht genügend Fach- kräfte auf dem freien Markt verfügbar sind, um die Quote zu erfüllen“, so Geyer weiter. „Wir müssen aufpassen, dass eine gut gemeinte Reform am Ende nicht die Versorgungs­ sicherheit gefährdet.“ Die Erprobung des neuen Per- sonalbemessungsinstruments läuft bereits seit September 2019. Mit einem entsprechen- den Gesetzgebungsverfahren ist mittelfristig zu rechnen. In diesem Zusammenhang stellt der dbb klar, dass Personalauf- wuchs allein keine bessere Pflege sicherstellt. Daher müssten auch die Rahmenbe- dingungen sowie die Personal- entwicklung in den jeweiligen Einrichtungen in die Gesamt- betrachtung einfließen. © Colourbox.de/Phovoir 35 dbb > dbb magazin | April 2020

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==