dbb magazin 4/2020

nachrichten Kongress „Digitaler Staat“ Digitalisierung ganzheitlich denken Der Zweite Vorsitzende des dbb, Friedhelm Schäfer, hat davor ge- warnt, zur Modernisierung der Verwaltung nur die bestehenden Verfahren zu digitalisieren. „Wir müssen unsere Prozesse neu denken – und zwar ganzheitlich“, sagte Schäfer beim Behörden- Spiegel-Kongress „Digitaler Staat“ am 3. März 2020 in Berlin. „Wir sollten die Gelegenheit der Digitalisierung nutzen, um Strukturen und Abläufe grundsätzlich zu überdenken. Dabei muss konsequent auch die Perspektive der Bürgerin- nen und Bürger als Nutzende sowie die der Anwenderinnen und Anwender in den Dienst- stellen eingenommen werden. Dazu gehört auch, in den Ver- waltungen eine entsprechen- de Kultur zu schaffen sowie die Beschäftigten durch trans- parentes Handeln und konse- quente Fortbildung auf die- semWeg mitzunehmen.“ Dafür müssten die Möglich- keiten der Mitbestimmung, also etwa die Einbeziehung von Personalräten, umfassend genutzt und, wo nötig, in die Zeit gestellt und ausgeweitet werden. „Zu einem ganzheitlichen An- satz gehört übrigens auch, dass Regierungen und Parlamente bereits im Gesetzgebungsver- fahren prüfen, ob und wie die Projekte in der Folge in der Ver- waltung digital umgesetzt wer- den können. Aber auf diesen ‚Digital-Check‘ für Gesetze war- ten wir immer noch“, stellte der Zweite Vorsitzende des dbb klar. Maßgeblich für eine Mo- dernisierung der Verwaltung sei zudem, bei der Bevölkerung das Vertrauen in die digitalen Ver- waltungsabläufe zu stärken. „Der Datenschutz muss bei- spielsweise jederzeit zweifels- frei gewährleistet werden. Auch bei der ‚Nachvollziehbarkeit‘ so- wie ‚Information/Kommunika­ tion‘ mit den Bürgerinnen und Bürgern können wir sicherlich noch besser werden.“ Equal Pay Day Care-Arbeit verdient höchste Wertschätzung Zum Equal Pay Day am 17. März 2020 forderte die dbb bundesfrauenvertre- tung größere Anstrengungen, auch im öffentlichen Dienst effektiv gegen geschlechterbedingte Verdienstunterschiede vorzugehen. Dazu gehöre vor allem die Aufwertung der Care-Arbeit. „Die Coronavirus-Epidemie in Deutschland offenbart, worauf es jetzt ankommt: auf Zusam- menhalt und gegenseitige Hil- fe, damit so viele Menschen wie möglich gesund bleiben und bereits Betroffene wieder gesund werden. Das heißt, wir müssen jetzt vor allem jenen den Rücken stärken, die in den Krankenhäusern, Pflegeeinrich- tungen und Kindernotbetreu- ungen die Stellung halten“, erklärte Helene Wildfeuer, Vor- sitzende der dbb bundesfrau- envertretung, am 16. März 2020. „In den Care-Berufen arbeiten mehr als 80 Prozent Frauen. Sie werden jetzt drin- gend gebraucht und benötigen all unsere Unterstützung und Wertschätzung. Care-Arbeit im Job und in der Familie zu orga- nisieren, wird in den nächsten Wochen und Monaten zu einer der größten Herausforderun- gen für unsere Gesellschaft und verdient unser aller Dank und unseren höchsten Respekt.“ Die aktuelle Lage mache sehr deutlich, welchen hohen Wert Care-Arbeit für unsere Gesell- schaft habe. Das müsse sich auch bei der Bezahlung und den Arbeitsbedingungen wi- derspiegeln. „Wir müssen aus der Krise die richtigen Schlüs- se ziehen. Wertschätzung spiegelt sich nicht nur in ei- nem dankenden Blick oder an- erkennenden Worten wider. Wertschätzung bedeutet auch faire und angemessene Be- zahlung und gute Arbeitsbe- dingungen. Das schließt eine gute personelle Ausstattung ebenso ein wie gute Arbeits- zeitregelungen, die optimale Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch im Schicht- dienst, Weiterbildungsange- bote und Aufstiegsmöglich- keiten für Beschäftigte mit Familienpflichten. Geschlech- terbedingte Verdienstunter- schiede gehören dringend ins Archiv der Geschichte“, so Wildfeuer. << Hintergrund Am 17. März 2020 fand der Equal Pay Day, der Aktions- tag für gleiche Bezahlung von Männern und Frauen, statt. Er wird vom Bundes- ministerium für Familie, Se- nioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. © pixabay.com/Gerd Altmann © Colourbox.de 10 dbb > dbb magazin | April 2020

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==