dbb magazin 3/2020

dossier Vor Verhandlungen mit den Kommunen Sozialpädagogische Fachkräfte brauchen Profibezahlung Beraten, erziehen, betreuen, pflegen, fördern, helfen – und noch viel mehr! Die Aufgaben im Sozial- und Erziehungsdienst sind vielfältig, aber eins haben sie alle gemeinsam: Der Mensch steht stets imMittelpunkt. Je- den Tag vollbringen die Beschäftigten dort Höchstleistungen. Das verdient echte Wertschätzung. Die meisten Beschäftigten im Bereich des Sozial- und Erzie- hungsdienstes (SuE) arbeiten im kommunalen Bereich, dort gilt der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) in der Version für die Kommunen. Diese Version wird von den Gewerkschaften mit der Ver­ einigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) ausgehandelt. Die im TVöD festgeschriebenen Regelungen und insbesondere die Entgelt- tabellen für den SuE wirken aber auch über den öffentli- chen Dienst hinaus, da sich viele freie Träger in diesem Bereich daran orientieren. Die Gewerkschaften fordern, den SuE langfristig aufzuwer- ten und attraktiver zu machen. Deshalb wurde mit der VKA vereinbart, neben den „norma- len“ Tarifrunden für alle Be- schäftigten (in der Regel etwa alle zwei Jahre) zusätzliche Ge- spräche über den SuE zu füh- ren. Die letzten Verhandlungen fanden 2015 statt und endeten mit einem – auch durch viele Streiks – hart erkämpften Kompromiss. Bereits seit demWinter 2019 haben erste Gespräche zwi- schen Gewerkschaften und VKA stattgefunden. Dabei wur- de zunächst das Ergebnis aus 2015 evaluiert und besprochen, wo beide Seiten weiteren Handlungsbe- darf sehen. Die Verhandlungs- termine für 2020 sind der 5. und 23. März sowie der 29. April. Für die Gewerkschaften ist klar: Es ist viel zu tun. „Wer den Sozial- und Erziehungsdienst kon- kurrenzfähig halten will, wer qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter will, kommt an unseren For- derungen nicht vorbei“, erklär- te Silberbach am 14. Februar 2020 in Köln, nachdem die dbb Verhandlungskommission neue Forderungen beschlossen hat- te. Diese sehen im Kern vor, dass sich die Qualifizierung und Tätigkeiten der Beschäftigten in angemessener Weise in der Bezahlung widerspiegeln. Dabei gibt es zwei große „Stell- schrauben“: Erstens die Entgelt- tabellen, in denen die konkre- ten monatlichen Grundgehälter festgeschrieben sind. Diese richten sich nach der Entgelt- gruppe und der Berufserfah- rung. Die zweite „Stellschrau- be“ ist die Entgeltordnung, in der festgehalten ist, welche Tä- tigkeiten (und zugrunde liegen- de Qualifikationen) welcher Entgeltgruppe zugeordnet sind. Dieser Aspekt ist zwar kompli- ziert, aber bedeutend: Schon 2015 konnten wichtige Ver­ besse- rungen bei den Einkommen erreicht wer- den, weil die einzelnen Tätig- keiten neu bewertet wurden und damit für die Beschäftig- ten zu einer besseren Eingrup- pierung in der Entgelttabelle führten. Das soll weiterentwi- ckelt werden. Aber die Tarifwerke (Tarifver- trag inklusive Entgelttabellen und Entgeltordnung) regeln viel mehr als die Einkommen. Auf der Agenda der Gewerk- schaften stehen weitere wich- tige Themen. So geht es etwa darum, dass die umfangreichen Vor- und Nachbereitungszeiten endlich als vollwertige Arbeits- zeit anzuerkennen und den Be- schäftigten entsprechende Zeitkontingente einzuräumen sind. Ein anderes wichtiges Thema ist die sogenannte Fak- torisierung. Dabei geht es dar- um, den tatsächlichen Auf- wand der Be- schäftigten für ihre Aufgabe zu ermit- teln. Dazu ein Beispiel: Die Be- treuung eines besonders jun- gen Kindes oder eines Kindes mit Behinderung kann aufwen- diger sein als bei anderen Kin- dern. Bei der Berechnung des notwendigen Personals für die Betreuung von Kindergruppen muss dieser zusätzliche Auf- wand mit einem entsprechen- den Faktor berücksichtigt wer- den. Neben der Arbeit mit den Menschen sind im SuE auch die Verwaltungsaufgaben nicht zu unterschätzen. Zu oft wird von den Beschäftigten erwartet, diese „nebenbei“ zu erledigen. Dabei ist beispielsweise die Leitung einer Kita eine komple- xe Führungsaufgabe, die nicht nur finanziell entsprechend ge- würdigt werden muss. Erfor- derlich ist auch, dass es in allen Einrichtungen eine Stellvertre- © C o l o u r b o x . d e / S y d a P r o d u c t i o n s 18 dbb > dbb magazin | März 2020

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