dbb magazin 9/2021

einkommensrunde 2021 Corona-Pramie. Die Entgelte mussen gleichermaßen bei Arbeitnehmern und Beamten steigen“, sagte der Bundes­ tarifbeauftragte der DPolG, Edmund Schuler. < Sozialarbeit unter er- schwerten Bedingungen Die Branchentage haben auch offengelegt, woran es im Be­ reich der Sozialen Arbeit hakt: Schon zuvor fehlte es an ausrei­ chend Personal, Beratungrau­ men und technischer Ausstat­ tung. Coronabedingt fanden kaum Prasenztermine im Ju­ gendamt oder Hausbesuche statt. Die dringend erforderli­ chen Angebote an Homeoffice- Losungen oder Schulungen fur Online-Beratungen gab es fur die Beschaftigten kaum, sodass die notwendige Beziehungsar­ beit mit den Klientinnen und Klienten erheblich erschwert wurde. Infolgedessen stieg wiederum der Bedarf an Hilfe­ suchenden stark an. „Die Kol­ leginnen und Kollegen in der Sozialen Arbeit sind fur die Schwachsten in der Gesell­ schaft eine unverzichtbare Stutze. Gerade in Zeiten der Pandemie hat sich gezeigt, wie groß der Bedarf in der Bevol­ kerung und wie schlecht ins­ besondere die personelle Aus­ stattung ist. Die Bezahlung der Beschaftigten in der Sozialen Arbeit muss endlich an die hohe gesellschaftliche Verantwor­ tung und die Komplexitat der Arbeitsanforderungen ange­ passt werden“, so Volker Geyer. Das gelte auch für Pflege, Medizintechnik und die Werk­ statten und Kuchen der Uni­ kliniken sowie imMaßregel­ vollzug, wo nur attraktivere Arbeitsbedingungen gegen Überlastung und Personalman­ gel helfen. Ein großes Problem stelle auch die von der Tarifge­ meinschaft deutscher Lander (TdL) geschaffene Zweiklassen­ gesellschaft beim Pflegeperso­ nal dar. Geyer: „Wahrend das Pflegepersonal an den Uniklini­ ken mehr als 120 Euro monat­ lich als Pflegezulage bekommt, wollen die Lander diese Zulage bisher nicht an das Pflegeper­ sonal imMaßregelvollzug, in Justiz- und anderen Landes­ krankenhausern zahlen. Eine Begrundung fur diese Unge­ rechtigkeit kann die TdL nicht liefern.“ Auch die Erwartungen der Beschaftigten der Steuerver­ waltung wurden eindeutig for­ muliert: Die Pandemie stellte die Mitarbeitenden vor große Herausforderungen, die sie er­ folgreich gemeistert haben. „Wir fordern nicht nur, wir ha­ ben auch viel geleistet“, fasste Volker Geyer zusammen und verwies noch einmal auf den Arbeitsvorgang, der auch Aus­ wirkungen auf die Finanzver­ waltung hat: „Es geht dabei um das Geld eines jeden Ein­ zelnen und dessen berufliche Weiterentwicklung. Die ge­ planten Regelungen der TdL stellen eine konkrete Bedro­ hung fur die aktuelle Eingrup­ pierung dar. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkrafte­ mangels muss der offentliche Dienst attraktiver werden.“ DSTG-Chef Thomas Eigenthaler ist sich zudem sicher, dass die Aktions- und Streikbereitschaft der Beschäftigten hoch ist: „In der Einkommensrunde ist es so wichtig wie nie, dass die Beschäftigten starke Signale senden. Ich bin überzeugt, dass sich die Kolleginnen und Kolle­ gen zahlreich an gemeinsamen Aktionen beteiligen werden.“ < Umwelt im Fokus Von Fachkrafte- und Nach­ wuchsmangel in den Dienst­ stellen, der Abwanderung von Fachkraften in die freie Wirt­ schaft sowie der schwierigen Krisenlage in Sachen Hochwas­ ser gebeutelt sind auch die Kol­ leginnen und Kollegen in den technischen Bereichen des öf­ fentlichen Dienstes. Dazu zäh­ len Arbeitsschutz, Lebensmit­ teluberwachung, Vermessung und Landentwicklungen, aber auch Straße und Verkehr, Land- und Forstwirtschaft, Landliche Entwicklung, Gewerbeaufsicht, Verbraucherschutz, Vermes­ sung, Eichwesen, Wasserwirt­ schaft sowie Natur- und Um­ weltschutz. Zudem fehle die Wertschatzung der Arbeitge­ berseite, die sich auch finanzi­ ell bei den Beschaftigten be­ merkbar macht. Hier fordern die Beschäftigten nicht nur die Unterstutzung der technischen und naturwissenschaftlichen Fachverwaltungen, sondern auch eine angemessene Ent­ geltsteigerung deutlich ober­ halb der Inflationsrate, die stu­ fengleiche Hohergruppierung sowie die Ubertragung des Verhandlungsergebnisses ohne Verzogerung auf die Beamtinnen und Beamten sowie auf die Versorgungs­ empfangerinnen und Ver­ sorgungsempfänger. Im Zuge der Klimakrise und der Corona-Pandemie sind nicht zuletzt der Wald und die Forst­ wirtschaft verstarkt in den ge­ sellschaftlichen Fokus geruckt. Die Schaden in den deutschen Waldern sind unubersehbar. Der hier dringend erforderliche Waldumbau ist eine Mammut­ aufgabe, die nur mit deutlich mehr Personal zu stemmen ist. Der Personalmangel ist jedoch schon jetzt eklatant und die Nachwuchsgewinnung enorm schwierig. „In der Corona-Pan­ demie wurden die Walder verstarkt als Freizeit- und Er­ holungsraum in Anspruch ge­ nommen“, sagte André Jander, Tarifbeauftragter des BDF Brandenburg-Berlin. „Illegales Zelten, Befahren des Waldes, Waldverschmutzung und ille­ gale Baustoffentsorgung er­ fordern zunehmend ordnungs­ behordliches Handeln und Prasenz in der Flache, was auf­ grund vieler unbesetzter Stel­ len immer weniger abgesichert werden kann. Es herrscht seit Jahren ein eklatanter Personal­ mangel im gesamten Forstbe­ reich. Die enormen Schaden in deutschen Waldern konnen da­ her nur noch begleitet, aber nicht mehr beseitigt werden. Und dabei ist gerade der Wald­ umbau notwendiger denn je.“ Daruber hinaus erwarteten die Beschaftigten im Forstbe­ reich neben einer deutlichen Einkommenssteigerung auch endlich die Anpassung an den TVoD hinsichtlich der stufen­ gleichen Hohergruppierung sowie die Weiterentwicklung der Entgeltordnung. Die Forderungen der Kollegin­ nen und Kollegen in den unter­ schiedlichen Branchen und ihre Schilderungen aus der Arbeits­ praxis vor Ort fließen jetzt in die Forderungsdiskussion ein. Die Verhandlungenmit der Tarif­ gemeinschaft deutscher Länder (TdL) starten dann am 8. Okto­ ber 2021, die Verhandlungen mit dem Land Hessen bereits am 1. September 2021. < dbb Tarifchef Volker Geyer diskutierte mit Kolleginnen und Kollegen aus den dbb Fachgewerkschaften, welche Themen für die kommende Einkommensrunde relevant sein könnten. © dbb (2) 6 dbb > dbb magazin | September 2021

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