dbb magazin 9/2021

Branchentage zur Einkommensrunde Beschäftigte plädieren für eine nachhaltige Tarifpolitik Die Branchentage zur Einkommensrunde 2021 sind erfolgreich abgeschlossen – die Diskussion in den Gremien geht weiter. Traditionell haben die in den Fachgewerkschaften des dbb organi­ sierten Beschäftigten Gelegenheit, ihre Erwar­ tungen an die Lohnrunde zu formulieren, bevor es in den Gremien an die Forderungsfindung geht. Vom 26. Mai bis zum 5. August 2021 hat der dbb mehr als 30 digitale Branchentage und Informationsveranstaltungen durchgeführt. einkommensrunde 2021 Alle Sparten des öffentlichen Dienstes waren bei den lebhaf­ ten und konstruktiven Diskus­ sionen vertreten: von Schule und Bildung, Kommunal- und Steuerverwaltung über Innere Sicherheit bis hin zu Sozialen Diensten, Forstverwaltung und technischemDienst. Allen Ver­ anstaltungen war gemein, dass die Corona-Pandemie die Pro­ bleme der Beschäftigten im öf­ fentlichen Dienst zwar brenn­ glasartig fokussiert hat, die Kolleginnen und Kollegen aber nicht unbedingt auf einen direk­ ten Ausgleich fur pandemiebe­ dingte Belastungen aus sind. Vielmehr bestimmen handfeste Forderungen mit Weitblick und Nachhaltigkeit den Themenka­ talog, Beispiel Bildungsbereich: Die Lander sind aufgefordert, mit Blick auf ihren Tabellenab­ stand zum TVoD bei Bund und Kommunen finanziell aufzu­ schließen und nicht langer Ein­ sparpotenziale bei der Jahres­ sonderzahlung oder bei der Tariftechnik im Fall von Hoher­ gruppierungen zu suchen. Auch eine verbesserte Eingruppierung der Lehrkrafte musse dem Leh­ rermangel insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fachern endlich entgegenwirken. Im Bereich der Kommunalver­ waltung geht es darum, den ho­ hen Belastungen vor allem im Pflegesektor zu begegnen und dem Fachkräftemangel entge­ genzuwirken. Auch finanziell sollen sich die hoch belasteten Berufsgruppen im Tarifergebnis wiederfinden. „Wir brauchen eine lineare Erhohung, die auf die gesamte Laufzeit bezogen deutlich uber der Inflation liegt. Daruber hinaus mussen attrak­ tive Arbeits- und Rahmenbedin­ gungen fur Bestandsbeschaf­ tigte und Azubis geschaffen werden. Nur so lasst sich dem herrschenden Fachkrafteman­ gel vor allem imMINT-Bereich begegnen“, sagte zum Beispiel der Vorsitzender der komba ge­ werkschaft, Andreas Hemsing. Die Kolleginnen und Kollegen aus der Justizverwaltung und dem Justizvollzug haben die ge­ richtlichen Verfahren und die Ablaufe in der Justiz auch wah­ rend der Corona-Pandemie rei­ bungslos abgewickelt. dbb Tarif­ chef Volker Geyer stellte klar: „Dieser große Einsatz ist fur un­ seren Rechtsstaat nicht nur im derzeitigen Ausnahmezustand von zentraler Bedeutung. Dafur erwarten die Justizbeschaftig­ ten zu Recht Wertschatzung durch den Arbeitgeber, die sich vor allem in einer deutlichen Entgelterhohung zeigen muss. Und das gilt naturlich nicht nur fur die Tarifbeschaftigten. Die Verhandlungsergebnisse mus­ sen anschließend auf die Beam­ tinnen und Beamten und auch auf die Versorgungsempfange­ rinnen und -empfanger uber­ tragen werden.“ < Knackpunkt Arbeitsvorgang Neben der Frage des Entgelts und der Arbeitsbedingungen war das Thema Eingruppierung ein zentraler Bestandteil der Dis­ kussionen. Die Arbeitgeber der TdL haben bereits imVorfeld der diesjahrigen Einkommensrunde gefordert, dass der sogenannte „Arbeitsvorgang“ neu geregelt werden soll. Hintergrund ist, dass unter anderemBeschaftig­ te in Geschaftsstellen von Ge­ richten eine hohere Eingruppie­ rung zugesprochen bekommen haben, da ihre Tatigkeit in einem großen Arbeitsvorgang zusam­ mengefasst ist. Die Mitglieder der DJG sind zumBeispiel un­ mittelbar von diesem Thema be­ troffen. Der dbb weist die Forde­ rungen nach einer Neuregelung des Arbeitsvorgangs klar zuruck, damit es nicht zu Verschlechte­ rungen für die Beschäftigten kommt. Bei der Inneren Sicherheit kommt der Polizei seit mehr als einem Jahr die Aufgabe zu, den Burgerinnen und Burgern immer neue Corona-Regelun­ gen nahezubringen und deren Einhaltung durchzusetzen. Uberwiegend treffen sie auf Verstandnis. Doch die Zahl ver­ baler und korperlicher Ausein­ andersetzungen steigt rasant. Die Nerven liegen bei vielen blank. In Sachen Homeoffice machte zudem die mangelnde technische Ausstattung das Ar­ beiten oftmals unmoglich. „Bei der Polizei gab und gibt es keine Corona-Pause. Die sich standig andernden Vorgaben bedeuten bis heute viel zusatzliche Ar­ beit. Die Polizeibeschaftigten sind erschopft. So kann es nicht weitergehen“, erklarte Volker Geyer. „Die Politik ist verpflich­ tet, die Kolleginnen und Kolle­ gen zu schutzen, die an vorders­ ter Front stehen. Man kann nicht einfach alles bei der Poli­ zei abladen und darauf hoffen, dass die Beschaftigten es schon regeln.“ Fur ihre herausragen­ den Leistungen erwarteten die Kolleginnen und Kollegen zu Recht Wertschatzung und ein kraftiges Einkommensplus mit besonderer Berucksichtigung der unteren Lohngruppen. „Wichtig ist eine Entgelterhoh­ ung mit sozialer Komponente. Wir sind offen fur eine steuer- und sozialversicherungsfreie 5 dbb > dbb magazin | September 2021

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