dbb magazin 12/2022

Personennahverkehr ist es sogar weniger als die Hälfte. Während die Angst, im Internet Opfer von Betrug zu werden, hoch ist, lässt sich deliktübergreifend beobachten, dass die Beunruhigung, Opfer einer Straftat zu werden, bei Personen immittleren Erwachsenenalter am stärksten ausgeprägt ist. Zudem sind Personen mit Migrationshintergrund häufiger besorgt, Opfer von Kriminalität zu werden, als Personen ohne Migrationshintergrund. Dies lässt sich insbesondere für die Bevölkerung mit polnischem oder türkischemMigrationshintergrund beobachten, die darüber hinaus auch ihr eigenes Viktimisierungsrisiko bei nahezu allen Delikten höher einschätzen als Personen ohne Migrationshintergrund. Insgesamt lösen Vorurteilskriminalität und sexuelle Belästigung amwenigsten Beunruhigung aus, wobei sich die Sorge vor sexueller Belästigung zwischen Frauen und Männern erheblich unterscheidet. Frauen schätzen auch die Wahrscheinlichkeit, selbst Opfer sexueller Belästigung zu werden, deutlich höher ein als Männer. Hinsichtlich des Schutz- und Vermeidungsverhaltens konnten für alle erhobenen Maßnahmen signifikante Geschlechtsunterschiede festgestellt werden. Dass Frauen wesentlich häufiger ihr Verhalten anpassen, um sich vor Kriminalität zu schützen, zeigt, dass sie im alltäglichen Leben stärker durch Unsicherheitsgefühle beeinträchtigt sind als Männer. Ein sehr deutlicher Unterschied besteht beispielsweise bei der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs in der Nacht: Während bei Männern knapp ein Viertel auf die nächtliche Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln verzichtet, um sich vor Kriminalität zu schützen, sind es bei Frauen über die Hälfte. Ähnlich ausgeprägt sind die Unterschiede auch beimMeiden bestimmter Straßen, Plätze oder Parks sowie dem Ausweichen vor fremden Personen bei Nacht. Polizei ist bürgerfreundlich und professionell Die Bürgerinnen und Bürger Deutschlands bewerten die Polizeiarbeit in diesem Land insgesamt als sehr gut; auch das geht aus der Erhebung hervor. Fast 85 Prozent der Bevölkerung stimmen der Aussage zu, dass die Polizei da ist, wenn man sie braucht, und dass sie gute Arbeit in der Verbrechensbekämpfung leistet. Mit einem Anteil von 65 Prozent stimmen jedoch etwas weniger Menschen der Aussage zu, dass die Polizei erfolgreich in der Verhinderung von Straftaten ist. Auch wenn mit 85 Prozent ein großer Teil der Bevölkerung der Meinung ist, die Polizei treffe faire und unparteiische Entscheidungen, ist ebenfalls jeder und jede Vierte der Auffassung, die Polizei behandele Arme und Reiche unterschiedlich und sei bei ihrer Arbeit von Vorurteilen gegenüber Menschen – zum Beispiel aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion – beeinflusst. Bei mehreren Teilaspekten der abgefragten Meinung über die Polizei zeigt sich, dass die positive Bewertung unter manchen Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund etwas weniger ausgeprägt ist als bei Personen ohne Migrationshintergrund. Sofern Bürgerinnen und Bürger direkten Kontakt mit der Polizei hatten, fällt die Zufriedenheit mit dem Polizeikontakt insgesamt sehr hoch aus. Dabei muss jedoch zwischen den unterschiedlichen Gründen des Kontakts differenziert werden: Eine sehr hohe Zufriedenheit zeigt sich beispielsweise bei der Abwicklung eines Verkehrsunfalls; wenig überraschend fällt die Zufriedenheit geringer aus, wenn jemand von der Polizei angehalten wird oder sich gar aktiv über die Polizei beschwert wurde. Hinsichtlich der Bewertung der Polizei unabhängig von konkreten Kontakten ist ein Viertel der Bevölkerung der Meinung, Polizistinnen und Polizisten fehle Mitgefühl. Dennoch finden 90 Prozent der Befragten, dass die Polizei bürgerfreundlich und professionell sei. Ziel des Bundeskriminalamtes ist es, die Dunkelfeldstudie „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“ künftig regelmäßig im Verbund mit den Bundesländern durchzuführen. „Insgesamt ist es gelungen, mit der Studie ein wichtiges Instrument zu etablieren, mit dem zukünftig das Kriminalitätsgeschehen in Deutschland das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger sowie Entwicklungen anderer kriminalitätsrelevanter Aspekte identifiziert und beobachtet werden können“, sagt BKA-Präsident Holger Münch im Vorwort zur Studie. Mit der Schaffung und kontinuierlichen Erweiterung dieser Wissensgrundlage durch die kommenden Erhebungswellen werde SKiD in entscheidendemMaße dazu beitragen, im polizeilichen und sicherheitspolitischen Bereich die zur Verfügung stehenden Ressourcen basierend auf empirischen Erkenntnissen zielgerichtet einzusetzen – „zur Aufrechterhaltung und Stärkung der Sicherheit in unserer Gesellschaft“. ■ Die Studie „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“ (SKiD) wird gemeinsam vom BKA und den Polizeien der Bundesländer durchgeführt. Bundesweit wurden 46 813 Personen befragt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in den einzelnen Bundesländern zufällig aus den Einwohnermelderegistern ebenfalls zufällig gezogener Gemeinden ausgewählt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die in Deutschland in Privathaushalten lebende Wohnbevölkerung ab 16 Jahren. Die Datenerhebung fand vom 19. Oktober 2020 bis zum 29. Januar 2021 statt. Die vollständige Studie als PDF im Internet: https://t1p.de/SKiD Eckpunkte der Studie „Die Bundesregierung stellt sich noch besser auf und investiert in die Bekämpfung der Cyberkriminalität.“ Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat Model Foto: Maksim Shmeljov/Colourbox.de FOKUS 27 dbb magazin | Dezember 2022

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