dbb magazin 12/2021

Koalitionsverhandlungen Es ist Zeit, Pflege neu zu denken dbb und dbb bundesseniorenvertretung (bsv) fordern von den Koalitionspartnern, Vorsorge und Prävention zum Leitprinzip der Gesundheitspolitik zu machen und die Pflegeberufe konsequent attraktiver zu gestalten. D as geht aus einem Schreiben des dbb an die Mitglieder der Verhandlungskommission der Arbeitsgruppe 12 Ge­ sundheit und Pflege hervor, der auch die neue Bundes­ tagspräsidentin Bärbel Bas angehört. dbb und dbb Seni­ oren begrüßen die im Sondierungspapier von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP enthaltene Absichtserklärung, die gesetzliche und die private Kranken- und Pflegeversicherung zu erhalten. Gleiches gelte für die dort skizzierte Offensive für mehr Pflege­ personal. „Gute Pflege funktioniert nur mit gut ausgebildeten Pflegekräften. Dazu müssen nicht nur die Arbeitsbedingungen im Pflegebereich verbessert werden. Wir brauchen mehr Perso­ nal, bessere Arbeitszeit- und Schutzregeln und eine vernünftige materielle Ausstattung der Arbeitsplätze“, sagt dbb Chef Ulrich Silberbach. Mehr Personal, mehr Arbeitsschutz Genauso wichtig sei aber ein angemessenes Lohngefüge. „Es fehlt den Pflegeberufen immer noch an Attraktivität. Es gibt kaum Aufstiegsmöglichkeiten und wenig Chancen, den Verant­ wortungsbereich zu erweitern. Hier sind mutige Ideen gefragt, denn die Akademisierung der Pflegeberufe erfordert eben auch zeitliche Ressourcen, die aufgrund der geringen Perso­ naldecke derzeit zumindest nur schwerlich realisierbar sind.“ Letztlich müsse der Pfle­ geberuf auch in der Öffentlich­ keit mehr Wertschätzung er­ fahren, so Silberbach weiter. „Die Beschäftigten in pflegerischen Berufen müssen sichtbarer werden und verdienen nicht nur in Pandemiezeiten mehr Anerkennung. Es ist jetzt an der Zeit, Pfle­ ge neu zu denken.“ Vorsorge und Prävention Darüber hinaus müsse die neue Bundesregierung einen Schwerpunkt auf Vorsorge und Prävention legen. „Fakt ist: Prävention ist immer noch die beste und langfristig auch kos­ tengünstigste Medizin, um Pflegebedürftigkeit zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern“, bekräftigt der Vorsitzende der dbb bundesseniorenvertretung, Horst Günther Klitzing. Die Stärkung des Präventionsgedankens im Bereich der Pflege sei richtig und wichtig, sollte sich aber nicht nur auf die Pflege beschränken: „Der dbb fordert seit Jahren eine Stärkung der Präventionsarbeit im Bereich chronischer Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus oder im Bereich der Sucht­ erkrankungen. Kurzfristige Mehrausgaben machen sich mittel- bis langfristig nicht nur in einer gesünderen Bevölkerung, son­ dern auch in den Bilanzen der Kranken- und Pflegeversicherung bemerkbar“, so Klitzing. Weitere aus Sicht von dbb und dbb bsv zu begrüßende Punkte des Sondierungspapiers sind der Ansatz der sektorenübergreifen­ den Kooperation und Vernetzung zwischen den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen und -berufen sowie das Bekenntnis zum Prinzip „ambulant vor sta­ tionär“. Dieser Leitgedanke dürfe sich jedoch nicht nur aus Kostenerwägungen speisen, heißt es in dem Schreiben wei­ ter. Das Wunsch- und Wahl­ recht der älteren Menschen müsse im Vordergrund stehen. Der von vielen älteren Men­ schen gewünschte Verbleib in der häuslichen Umgebung sei in den meisten Fällen nur durch pflegende Angehörige möglich. Die Wahrnehmung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe finde jedoch keine angemessene Würdigung. Kurzfristige Mehrausgaben machen sich mittel- bis langfristig nicht nur in einer gesünderen Bevölkerung, sondern auch in den Bilanzen der Kranken- und Pflegeversicherung bemerkbar. dbb magazin | Dezember 2021 32 INTERN SENIOREN

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