dbb magazin 12/2021

Armutsgefährdung in der EU Arm trotz Arbeit Trotz des allgemeinen Wohlstands ist die Verbreitung von Armut in der Europäischen Union noch immer auf einem relativ hohen Niveau. Nahezu einer von fünf Menschen ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Für einige Gruppen, wie Kinder und ältere Menschen, sind die Zahlen sogar noch höher. N ach der Definition von Eurostat sind Personen von Armut trotz Erwerbstätigkeit bedroht, wenn sie mehr als die Hälfte des Jahres arbeiten und ihr jähr­ liches verfügbares Einkommen unter 60 Prozent des nationalen Haushaltsmedianeinkommens nach Sozialtransfers liegt. Eurostat-Zahlen zeigen, dass fast zehn Prozent der Arbeit­ nehmerinnen und Arbeitnehmer in der EU in Armut leben und 21,7 Prozent der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgren­ zung betroffen sind. Darüber hinaus droht die Pandemie die Ungleichheiten in der EU zu verschärfen. Niedriglöhne sind in vielen Mitgliedstaaten nicht im gleichen Maße gestiegen wie höhere Löhne. So werden die Einkommensungleichheiten und die Armut trotz Erwerbstä­ tigkeit verschärft, und für Niedriglohnempfänger ist es kompli­ zierter, finanzielle Schwierigkeiten zu bewältigen. Vor diesem Hintergrund forderten die Europaabgeordneten sowohl die Eu­ ropäische Kommission als auch die EU-Mitgliedstaaten auf, die Verhinderung von Armut trotz Erwerbstätigkeit in ihr Gesamt­ ziel zur Beendigung der Armut in der EU einzubeziehen. Mindestlöhne sollten oberhalb der Armutsgrenze liegen Das Prinzip, wonach „Arbeit das beste Mittel gegen Armut ist“, gelte nicht für Niedriglohnsektoren und diejenigen, die unter prekären und atypischen Arbeitsbedingungen arbeiten. In ei­ nem aktuellen Bericht fordern die Abgeordneten, dass die Min­ destlöhne oberhalb der Armutsgrenze festgelegt werden sollen. Um die Armut trotz Arbeit zu bekämpfen, fordern die Abgeord­ neten, neben Maßnahmen zu Mindestlöhnen, die Unterstüt­ zung für die ammeisten gefährdeten Personen, darunter Frau­ en und Beschäftigte in der Gig Economy. Die Corona-Pandemie hat die Einkommensungleichheiten und die Armut trotz Erwerbstätigkeit verschärft. Für Niedriglohnempfän- ger ist es komplizierter, finanzielle Schwierigkeiten zu bewältigen. Model Foto: Colourbox.de dbb magazin | Dezember 2021 30 INTERN EUROPA

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