dbb magazin 11/2021

einkommensrunde 2021 Einkommensrunde 2021 Schwierige Verhandlungen für den Landesdienst Am 8. Oktober 2021 haben die Tarifverhandlungen für die Beschäf­ tigten der Länder in Berlin begonnen. Nach der erwartungsgemäß kurzen ersten Verhandlungsrunde ohne Tarifangebot hat der dbb bundesweit erste Aktionstage in verschiedenen Bereichen des öf­ fentlichen Dienstes durchgeführt, um die Forderungen der dbb Gewerkschaften zu untermauern. „Das war ein offener, argumen­ tativer Schlagabtausch. Wir lie­ gen weit auseinander, und das bei komplizierten Problemen“, kommentierte dbb Chef Ulrich Silberbach den Verhandlungs­ auftakt. Die Verhandlungsfüh­ rer der Tarifgemeinschaft deut­ scher Länder (TdL) würden hohe Hürden vor einer Einigung auf­ bauen, so der dbb Bundesvorsit­ zende am 8. Oktober 2021 in Berlin: „Das Mantra der leeren Kassen wird durch die Wieder­ holung nicht besser und hilft überhaupt nicht dabei, den öf­ fentlichen Dienst wettbewerbs­ fähig in der Nachwuchsgewin­ nung und leistungsgerecht in der Bezahlung aufzustellen. Die Arbeitgeber schneiden sich letztlich ins eigene Fleisch, sie merken es nur noch nicht.“ Die Fünf-Prozent-Forderung der Ge­ werkschaften sei deshalb mehr als angemessen. Silberbach: „Wenn wir die aktuelle Inflati­ onsrate berücksichtigen, muss das Verhandlungsergebnis am Ende sehr nah an unserer Forde­ rung liegen.“ Der dbb Fachvorstand Tarif­ politik, Volker Geyer, kritisierte vor allem die Forderungen der TdL zur „Neubewertung“ des Arbeitsvorgangs scharf: „Das ist keine ,Neubewertung‘, sondern eine klare ,Entwertung‘ der Ar­ beit. Was die TdL will, ist, zum Nachteil der Kolleginnen und Kollegen, flächendeckend in die Eingruppierung einzugreifen. Das ist eine zugegebenermaßen trickreiche, aber dennoch ein­ deutige Gehaltskürzung. Wir werden nicht hinnehmen, dass die Beschäftigten die erkämpf­ te lineare Erhöhung am Ende selbst bezahlen.“ „Ich möchte nicht sagen, dass es zu erwarten war, aber dass die Arbeitgeber tatsächlich kein Angebot vorgelegt haben, beweist wieder einmal, was ihnen ihr höchstes Gut, die Mitarbeitenden, wert sind: nichts“, zeigte sich auch dbb jugend-Chefin Karoline Herr­ mann nach der ergebnislosen ersten Verhandlungsrunde enttäuscht. „Im Prinzip kommt das Arbeitsverweigerung gleich, und wir sind gespannt, wie die Arbeitgeber reagieren, wenn die Beschäftigten es ih­ nen gleichtun. Mit einer sol­ chen Retrohaltung ist heut­ zutage kein Staat mehr zu machen, und vor allem die jungen agilen Beschäftigten werden sich genau überlegen, ob sie sich nicht nach attrakti­ veren Arbeitsorten umsehen sollten“, warnte Herrmann, die auch Mitglied der dbb Bundes­ leitung ist. < Proteste provoziert Nach dem enttäuschenden Auftakt der Tarifverhandlun­ gen kam es zu Protesten der Beschäftigten in Form von bun­ desweiten Branchenaktions­ tagen. Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Forstleute, Ulrich Dohle, unterstrich beim Aktionstag seiner Gewerk­ schaft am 12. Oktober in Berlin auch die Bedeutung einer Ein­ kommenserhöhung für die Fachkräftegewinnung: „Dürre, Stürme und Borkenkäfer füh­ ren dazu, dass beispielsweise im Harz der Wald auf giganti­ schen Flächen leidet. Die Förs­ terinnen und Förster vor Ort arbeiten am Limit und kommen mit der Arbeit trotzdem nicht hinterher. Wir brauchen mehr Leute – denen wir aber auch etwas anbieten müssen.“ Beim Aktionstag der Gesund­ heitsberufe am 13. Oktober 2021 machten die Beschäftig­ ten auf die besondere Belas­ tung und den eklatanten Per­ sonalmangel in der Branche aufmerksam. Der dbb fordert hier eine Mindesterhöhung der Einkommen in Höhe von 300 Euro. „Die Gesundheitsberufe brauchen eine echte und dau­ erhafte Aufwertung. Daher wollen wir auch über die Tarif­ runde hinaus eine Zusage der Arbeitgebenden, endlich über Besonderheiten der Branche und notwendige strukturelle Verbesserungen zu sprechen“, erklärten unisono Himmet Ertürk von der vdla und Jens Schnepel von der GeNi. „Straßenwärterinnen und Stra­ ßenwärter haben einen ver­ dammt harten Job: bei Wind und Wetter oftmals alleine un­ terwegs. Oft die Ersten an ei­ ner Unfallstelle. Selbst immer wieder gefährdet durch die Arbeiten im Verkehr“, erklärte der Vorsitzende der VDStra., Hermann-Josef Siebigteroth, beim Aktionstag seiner Ge­ werkschaft am 14. Oktober 2021 im Saarland. „Sie haben darüber hinaus sichergestellt, dass auch im Lockdown die Menschen mit den lebensnot­ wendigen Verbrauchsgütern < Beschäftigte des Gesundheitsbereichs demonstrierten am 13. Oktober 2021 vor dem Uniklinikum in Aachen. < dbb Chef Ulrich Silberbach kommentierte den Verlauf der ersten Verhandlungsrunde vor der Presse. © vdla © FriedhelmWindmüller 10 > dbb magazin | November 2021 dbb

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