dbb magazin 10/2021

aktuell (88 Prozent), Beschäftigte der Kranken- und Altenpflege (89 beziehungsweise 87 Prozent) sowie Polizistinnen und Polizis­ ten (85 Prozent). Von „Beamtin­ nen“ und „Beamten“ haben derzeit 34 Prozent der Befrag­ ten – etwas weniger als im letz­ ten Jahr – ein hohes Ansehen. Das geringste Ansehen haben, wie bereits in den vergangenen Jahren, die Mitarbeiter in einer Werbeagentur und Versiche­ rungsvertreter. Einen Vertrau­ enszuwachs von vier oder mehr Prozentpunkten können in die­ sem Jahr Pilotinnen und Piloten, EDV-Sachbearbeiterinnen und -Sachbearbeiter (jeweils plus vier Prozent) sowie die Soldatin­ nen und Soldaten (plus sieben Prozentpunkte) verzeichnen. Aus den Umfrageergebnissen ergebe sich ein klarer Hand­ lungsauftrag an die neue Bun­ desregierung, sagte Silberbach: „Natürlich brauchen wir drin­ gend eine bessere Sach- und Personalausstattung, um den Staat krisenfest aufzustellen. Wir brauchen aber auch struk­ turelle Reformen. Wir müssen dringend über das Kompetenz- und Verantwortungsdurchein­ ander zwischen Bund, Ländern und Gemeinden reden, über echten Bürokratie- und Rege­ lungsabbau sowie über eine motivierende Führungskultur und Bezahlstruktur im öffent­ lichen Dienst. Noch ist das Ver­ trauen der Bevölkerung in den Staat nicht ganz verspielt, aber es ist schwer angeschlagen – Zeit zu handeln!“ < Sonderbefragung: Die Grünen liegen vorn In einer Sonderbefragung hat sich forsa imWahljahr 2021 nach der politischen Stimmung unter den Beschäftigten des öf­ fentlichen Dienstes umgehört. Dabei zeigen sie wenige Wo­ chen vor der Bundestagswahl eine deutliche Parteipräferenz für Bündnis 90/Die Grünen. So würden aktuell 32 Prozent der Beamtinnen und Beamten sowie 27 Prozent der Tarifbe­ Parteipräferenzen der öffentlich Bediensteten 2021 CDU/ CSU SPD Grüne FDP Linke AfD Sons­ tige Januar/ Februar Wahlberechtigte insgesamt 36 15 19 7 8 8 7 Öffentlich Bediens­ tete insgesamt 33 14 28 5 6 8 6 Beamte 40 13 29 4 3 6 5 Tarifangehörige 29 16 28 5 5 10 7 April/ Mai Wahlberechtigte insgesamt 24 15 25 12 6 10 8 Öffentlich Bediens­ tete insgesamt 20 13 36 9 5 10 7 Beamte 26 12 41 6 3 6 6 Tarifangehörige 18 15 34 9 5 10 9 Juni/ Juli Wahlberechtigte insgesamt 29 15 20 12 6 10 8 Öffentlich Bediens­ tete insgesamt 25 16 30 7 5 10 7 Beamte 28 14 35 9 4 6 4 Tarifangehörige 25 16 28 7 6 11 7 August Wahlberechtigte insgesamt 22 22 19 12 6 10 9 Öffentlich Bediens­ tete insgesamt 24 18 28 8 5 10 7 Beamte 28 16 32 9 3 6 6 Tarifangehörige 20 19 27 8 7 11 8 Polizist(in) Müllmann/-frau Beamter/Beamtin Lehrer(in) +7 +7 +7 +6 EDV-Sachbearbeiter(in) Steuerberater(in) Bankangestellte(r) Unternehmer(in) -9 -11 -14 -21 schäftigten Bündnis 90/Die Grünen, 28 Prozent der Beam­ tinnen und Beamten sowie 20 Prozent der Tarifbeschäftig­ ten CDU/CSU und 16 Prozent der Beamtinnen und Beamten sowie 19 Prozent der Tarifbe­ schäftigten SPD wählen. „Wahrscheinlich werden hier auch der höhere Bildungsgrad, das gesicherte berufliche Um­ feld und andere soziologische Faktoren wirksam. Mit Blick etwa auf die Positionen der Grünen in Sachen Beamten­ status oder Bürgerversiche- rung ist es aber schon über­ raschend, wie weit die Partei­ enpräferenz der Staatsdiener in diesem Punkt vom Bevölke­ rungsdurchschnitt abweicht“, kommentierte der dbb Bun­ desvorsitzende die Zahlen am 7. September 2021. < Umwelt- und Klima- schutz im Fokus Folgerichtig stehe für die Be­ schäftigten im öffentlichen Dienst das Thema Umwelt- und Klimaschutz mit deut­ lichem Abstand (51 Prozent) ganz oben auf der Prioritäten­ liste wichtiger Themen für die nächste Bundesregierung, ge­ folgt von der Schul- und Bil­ dungspolitik und der Bewäl­ tigung der Corona-Pandemie (beide 17 Prozent). Befragt nach den wichtigsten Themen für die eigene Wahl­ entscheidung, stehen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes die Sicherung einer guten Gesundheitsversorgung (84 Prozent), die Schaffung ei­ nes leistungsstarken Bildungs­ systems (83 Prozent), der Kli­ maschutz (80 Prozent) und die soziale Gerechtigkeit (79 Pro­ zent) ganz oben. Silberbach: „In dieser Priorisierung unter­ scheiden sich die Statusgrup­ pen im öffentlich Dienst so gut wie nicht. Für mich ein weite­ rer Beleg für die These, dass Menschen vor allem in den öf­ fentlichen Dienst gehen, um etwas für die Gemeinschaft zu tun und nicht wegen des Gel­ des und schneller Karriere. Das heißt natürlich nicht, dass die Kolleginnen und Kollegen von Luft und Liebe leben, sondern Anspruch auf angemessene Bezahlung haben.“ „Wirklich besorgniserregend ist“, so der dbb Chef weiter, „dass mit 47 Prozent fast die Hälfte der Beschäftigten im öf­ fentlichen Dienst keiner Partei zutrauen, sich für Anerkennung und Respekt, eine gute Bezah­ lung oder eine positive Entwick­ lung des öffentlichen Dienstes einzusetzen. Die staatlichen Arbeitgeber haben hier in den letzten Jahren viel Vertrauen verspielt und das lässt sich nicht mit ein paar Sonntagsreden zu­ rückgewinnen. Hierfür braucht es handfeste organisatorische und materielle Beweise der Rückendeckung und Wert­ schätzung.“ Die dbb Bürgerbefragung öffentlicher Dienst 2021 – Einschätzungen, Erfahrungen und Erwartungen der Bürger kann kostenlos im PDF-For­ mat unter www.dbb.de heruntergeladen werden. „Gewinner“ und „Verlierer“ im Beruferanking seit 2007 5 dbb > dbb magazin | Oktober 2021

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